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Siebenmeter fuer die Liebe

Siebenmeter fuer die Liebe

Titel: Siebenmeter fuer die Liebe
Autoren: Dora Heldt
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ihm nur ein drohendes »Anton!« zu, er lässt seine Hand sinken und sieht mich verwirrt an. »Ich denke, die sind aus deiner Klasse.«
    »Ja doch. Und jetzt lass uns reingehen.«
    Als ob ich Lust hätte, die Jettejüngerinnen im Bikini anzugucken. Und dann noch Zeuge von ihrem Familienstress zu werden. Der Mann ist vermutlich ihr Vater. Natürlich treffen wir vor der Kasse zusammen. Lucie nickt mir ebenfalls cool zu.
    »Hallo Paula.«
    Mela gibt sich Mühe. »Geht ihr auch schwimmen?«
    Meine Mutter wirft mir einen warnenden Blick zu, ich schlucke den Satz »Nein, wir stehlen uns drei Pferde und reiten dem Sonnenuntergang entgegen« runter und lächele sie nett an.
    »Genau.«
    Anton guckt sie ernst an. »Was denn sonst? Das ist doch hier eine Schwimmhalle. Oder?«
    Er hat es sehr freundlich gesagt, deshalb werde ich |32| sauer, als Lucie ihre Schwester ansieht und dabei die Augen verdreht.
    »Und? Wo ist denn Jette? Normalerweise seid ihr doch immer zu dritt.«
    Ich kann so wahnsinnig unschuldig gucken.
    »Jette hat keine Zeit.« Mela greift nach ihrer Schwimmtasche und schiebt den Riemen über die Schulter. »Wir sehen uns. Bis dann.«
    Das klang vorhin ganz anders.
    Inzwischen steht meine Mutter an der Kasse und unterhält sich mit dem Vater der Zwillinge, die sich bereits durch das Drehkreuz geschoben haben. Anton zieht sie an der Hand.
    »Jetzt komm doch.«
    »Ja, sofort. Also, Herr Mansen, dann viel Spaß, wir sehen uns ja bestimmt im Bad.«
    Als wir in den Gang zu den Umkleidekabinen kommen, sehe ich am Ende Mela und Lucie bereits umgezogen zum Schwimmbad gehen. Mela hat den gleichen Badeanzug wie Ellen, türkis-schwarz gestreift, nur dass er Ellen besser steht. Sofort bekomme ich eine Riesensehnsucht nach ihr. Ich höre fast ihre Stimme:
    »Die haben doch echt einen an der Waffel. Von wegen Jette hat keine Zeit, wahrscheinlich ist Papi genervt von Barbie.«
    »Paula! Hallo! Du träumst.« Meine Mutter wedelt mit meinem Badeanzug vor meinem Gesicht herum. »Hier, zieh dich um. Du kannst dich gleich auf die Suche nach den beiden Mädels machen.«
    |33| »Das muss ich gar nicht haben.« Ich ziehe mein T-Shirt über den Kopf und lasse es auf den Boden fallen. Anton hebt es auf und legt es ordentlich auf die Tasche. »Sind die nett?«
    »Es geht. Nicht so.«
    »Haben die einen Bruder?«
    »Keine Ahnung.«
    »Nein, haben sie nicht.« Meine Mutter verknotet ihren Bademantelgürtel. »Sie sind zu zweit und wohnen bei ihrer Mutter. Und alle zwei Wochen sind sie bei ihrem Vater. Das ist bestimmt nicht leicht.«
    Es ist immer wieder unglaublich, was Mama in Windeseile aus anderen Menschen rausbekommt. Vermutlich liegt es daran, dass sie Therapeutin ist. Ellen hat mal gesagt, dass Therapeuten lernen, die Menschen so anzustarren, dass die sofort anfangen zu reden. Hat wieder geklappt.
    Ich deute ihren Blick richtig. »Ja, wir haben es so gut. Aber die beiden sind trotzdem affig.«
    »Paula! Du kennst sie doch noch gar nicht richtig. Gib dir einen Ruck.«
    Und dann denkt sie so laut, dass ich es hören kann, ›
Malente ‹
.
    Ich atme tief durch und schlüpfe in meine Badeschlappen. »O. k., ich gehe mich mal umsehen. Suchen wir uns erst einen Platz?«
     
    Zehn Minuten später habe ich die Zwillinge entdeckt. Mela und Lucie sitzen schlecht gelaunt am Beckenrand |34| und sehen lustlos ihrem Vater zu, der unbeirrt seine Bahnen zieht. Ich vergewissere mich, dass meine Mutter mich beobachtet, und hocke mich neben Mela auf den Beckenrand. Sie sieht nur kurz hoch, dann folgen ihre Blicke wieder ihrem kraulenden Vater.
    »Der schwimmt ja wie ein Profi.«
    Was für ein bescheuerter Satz, aber irgendwie muss ich ja anfangen.
    »Er hat Leistungssport gemacht. War mal Norddeutscher Landesmeister im Schwimmen, das erzählt er uns auch dauernd.«
    Ihrem Ton zufolge ist das ein ganz schlechtes Thema. Aber jetzt will ich es wissen.
    »Schwimmt ihr auch so gut? Talent vererbt sich doch.«
    »Ich hasse Sport.«
    Ich habe es gewusst. Ich wohne jetzt in einer Gegend, in der ich anscheinend von lauter unsportlichen Großstadtzicken umgeben bin. Wobei natürlich Friedas Unsportlichkeit mit ihrem Gewicht zu tun hat. Oder umgekehrt.
    »Wieso geht ihr denn mit ihm ins Schwimmbad?«
    Lucie beugt sich vor. »Weil wir müssen. Er ist der Meinung, dass gemeinsame Hobbys die Vater-Tochter-Beziehung stärken. Außerdem will er unbedingt, dass wir irgendeinen Sport machen. Am besten im Verein. Das fehlt uns noch. Und dann auch noch Schwimmen. Das ist
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