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Siebenmeter fuer die Liebe

Siebenmeter fuer die Liebe

Titel: Siebenmeter fuer die Liebe
Autoren: Dora Heldt
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Malente, ich bin immer noch neidisch! Das mit dem Baggersee hat übrigens nicht geklappt, Max hat Grippe und ist deshalb auch nicht in der Schule. Ich hoffe, ich sehe ihn am Mittwoch in der Sporthalle, die B-Jugend trainiert ja jetzt nach uns   … Drück mir die Daumen! Ansonsten ist hier nichts los, ich freue mich auf den 17., dann komme ich! Noch zwei Wochen!!! Also, bis ganz bald, deine Ellen
     
    Ich schlucke und stelle meinen Computer aus. Heute ist Mittwoch und ich habe seit vier Wochen keinen Ball mehr in der Hand gehabt.
    »Paula! Du musst los. Beeil dich.«
    »Ja doch!«
    Ich schnappe meine Tasche, meine Mutter reicht mir meine Brotdose und den Weg zu Johanna muss ich schon wieder rennen. Das ist auch eine Art Training. |43| Johanna wartet vor der Bäckerei nicht allein auf mich. Das Mädchen, das neben ihr steht, ist einen Kopf kleiner, ziemlich dünn, hat kurze schwarze Haare und trägt ein T-Shirt , auf dem ›Winnetous Schwester‹ steht. Sie dreht sich zu mir um und grinst. »Hi, du bist Paula! Ich bin Marie.«
    »Hallo. Wie geht es deinen Zähnen?«
    Sie hebt kurz die Schultern. »Keine Ahnung, ich habe sie in der Zahnklinik gelassen.«
    »Nein, ich meine   …«
    Marie winkt ab. »Schon gut, die Dinger sind raus, alles gut. Gehen wir? Es klingelt gleich.«
    Sobald wir uns in Bewegung gesetzt haben, feuert Marie auch schon eine Frage nach der anderen auf mich ab.
    »Wo kommst du her?«
    »Aus Mackelstedt. Bei Kiel.«
    »Aha. Ich habe immer schon hier gewohnt. Wie alt bist du?«
    »Zwölf.«
    »Aha. Ich dreizehn. Wie findest du Jette und die Zwillinge?«
    »Na ja   …«
    Sie lacht. »Sag es ruhig. Behämmert! Sind sie auch. Wie findest du die Kruse?«
    »Wen?«
    Johanna hilft. »Unsere Klassenlehrerin.«
    »Ach so. Och, ganz nett, glaube ich.«
    »Hm. Frau Ich-habe-einen-Damenbart-und-liebe-Mathe-Schröder |44| ist schlimmer, das stimmt. Sagt mal, gibt es jetzt schon was Neues für Sport?«
    Ich habe keinen Schimmer und warte auch auf Johannas Antwort. Sie nickt. »Ja, mein Bruder hat den schon gesehen, irgendein Sportlehrer aus Süddeutschland. Soll ganz gut sein.«
    »Na, wenn Julius das sagt.« Marie beschleunigt das Tempo, als der Schulhof vor uns liegt. »Ich muss noch ins Sekretariat, eine Bescheinigung abgeben, bis gleich.«
    Sie flitzt um die Ecke, ich gucke ihr hinterher und denke, dass sie zum Glück mal keine weitere Großstadtzicke ist. Johanna zieht mich am Arm. »Komm, wir müssen rein. Ach guck mal, wenn man vom Teufel spricht, das muss der neue Sportlehrer sein.«
    Wir sehen ihn nur kurz von der Seite, bevor er mit seiner Sporttasche in der Halle verschwindet.
    Er sieht nicht aus wie ein typischer Lehrer. Er ist groß mit breiten Schultern, hat dunkles, ziemlich langes Haar und trägt einen knallroten Trainingsanzug. Und irgendetwas an ihm, der lässige Gang oder die etwas arrogante Kopfhaltung, erinnert mich an jemanden. Ich weiß nur nicht, an wen.
    »Wow.« Die schüchterne Johanna schaut ihm versonnen hinterher. »Der ist ja cool.«
    Sie wird ein bisschen rot, als sie meinen Blick bemerkt. Das Klingelzeichen verhindert meinen Kommentar.
     
    |45| Marie sitzt bereits an ihrem Platz, als Johanna und ich in die Klasse kommen. Ihre Sitznachbarin heißt Kathi, ihren Namen habe ich mir tatsächlich mal gemerkt. Kathi ist beeindruckend, mindestens einen Kopf größer als ich, das bedeutet dann wohl, zwei Köpfe größer als Marie. Sie ist dunkelblond, hat ein breites Kreuz, eine tiefe Stimme und geht wie ein Kerl. Irgendwas an ihr macht mich unsicher, sie hat mich ein paar Mal angeguckt und ich habe Gänsehaut bekommen. Allein schon diese Stimme   … Ob sie spricht, bevor sie zuschlägt? Vielleicht ist sie auch die Patin einer Mafia, die ihre Schläger schickt, wenn irgendetwas nicht läuft. Oder sie ist   …
    »Paula, könntest du dich dann auch bitte setzen?«
    Erschrocken drehe ich mich zu Frau Kruse um, ich bin tatsächlich die Einzige, die noch vor ihrem Tisch steht. Und ich habe vermutlich unter den Blicken der gesamten Klasse Kathi angestarrt, ich hoffe nur, dass man mir nicht angemerkt hat, welche Fantasien ich entwickelt habe.
    Die Patin wirft mir einen Blick zu. Wenn sie mich in der Pause an die Hauswand drückt und mir ihr Messer an den Hals hält, habe ich selbst Schuld. Ich wollte nie in die Großstadt ziehen.
     
    Nach dem Klingeln bleibe ich noch einen Moment sitzen. Marie und Kathi verlassen zusammen die Klasse, ich schließe mich Johanna und Frieda an, die auf mich
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