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Siebenmeter fuer die Liebe

Siebenmeter fuer die Liebe

Titel: Siebenmeter fuer die Liebe
Autoren: Dora Heldt
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kenne: Sie sitzt in der neuen Klasse neben mir.
    Die schlechte Nachricht: Ich habe keine Ahnung, wie sie heißt. Janina, Jasmin, Julia?
    Sie reibt sich das Kreuz, während sie mich verwirrt ansieht.
    »Hallo Paula. Hast du mich nicht gesehen?« Sie ordnet ihren langen roten Pferdeschwanz, den ich bei der Kollision etwas durcheinandergewirbelt habe.
    »Hallo, ähm, ich war mit den Gedanken woanders. Entschuldigung.«
    Janinajasminjulia runzelt die Stirn. »Wohnst du hier in der Gegend?«
    »Ja, da hinten, Sielstraße. Und du?«
    Sie zeigt die Straße runter. »Über der Bäckerei. Die gehört meinen Eltern.« Sie lächelt schüchtern. »Also, wenn du mal Kuchen brauchst   …«
    Wir setzen uns langsam wieder in Bewegung. Wie heißt sie bloß noch? Ich habe einfach kein Namensgedächtnis.
    »Ich finde es ziemlich schwierig, sich so viele neue Gesichter und Namen zu merken.«
    Sie sieht mich mitleidig an. »Das kann ich mir vorstellen. Ich könnte das nie.«
    Tja, ich auch nicht. Dabei hat sie mir am ersten Tag ihren Namen gesagt. Ich kann sie schlecht noch mal fragen. »Hast du eigentlich einen Spitznamen?«
    |13| Sie schüttelt den Kopf. »Nein, du?«
    Klappt auch nicht.
    »Nö. Aus Paula kann man ja nichts machen.«
    »Das ist doch ein schöner Name. Ich finde den schöner als meinen.«
    Nicht mal das kann ich beurteilen.
    »Dein Name ist doch schön. Wenigstens schön kurz.«
    Sie bleibt stehen und fragt irritiert: »Du findest Johanna schön kurz?«
    »Na ja, jedenfalls nicht so richtig lang. Meine beste Freundin heißt Ellen-Andrea, das sind ja wohl ein paar Silben mehr.«
    Manchmal bin ich selbst überrascht, was für ein Schwachsinn mir so einfällt.
    Johanna zieht die Augenbrauen hoch, lächelt aber trotzdem. »Die lebt wahrscheinlich noch in dem Ort, wo ihr früher gewohnt habt, oder?«
    Der Ort, in dem wir früher gewohnt haben   …
    »Ja. In Mackelstedt. Aber vielleicht ziehen wir da ja auch wieder hin. Mir hat es da viel besser gefallen und   …«
    Ich beiße mir auf die Lippe, weil ich plötzlich die Gesichter meiner Eltern vor mir sehe. Da gibt es so eine blöde Abmachung   …
     
    Wir hatten beim Essen mal wieder einen ziemlichen Krach. Ich habe nur erwähnt, dass meine ganze Klasse total bescheuert ist und dass ich davon überzeugt |14| bin, in dieser Stadt unter die Räder zu kommen. Da wurde mein Vater richtig sauer. »Paula, jetzt hör endlich auf! Wir geben uns alle Mühe, es für euch so einfach wie möglich zu machen. Mackelstedt ist doch nicht aus der Welt, Ellen oder Ann-Kathrin oder Jana, was weiß ich, wer alles, kann uns doch am Wochenende oder in den Ferien besuchen. Deine Freundinnen finden Hamburg bestimmt klasse.«
    Ich antwortete nicht, ich hätte sonst lügen müssen. Außer Ellen, die ganz meiner Meinung war, fand meine ganze Handball-Mannschaft Hamburg cool.
    Mein Vater fuhr fort. »Pass auf, wir machen dir einen Vorschlag: Bemüh dich ein bisschen, such dir Freunde und einen Sportverein und lauf nicht ständig schlecht gelaunt und beleidigt durch die Gegend. Dann wirst du auch ganz schnell neue Freundinnen finden. Die Handballer vom HSV spielen doch in der Bundesliga. Wir können mal in die Halle gehen, wenn Heimspiele sind.«
    Dazu sagte ich nichts, er sollte nicht glauben, ich würde so schnell umkippen. Aber die Color-Line-Arena wäre schon toll. Vielleicht könnten wir den THW Kiel sehen. Und alle Spieler in echt. Ich heftete meinen Blick auf meinen Teller und bemühte mich, gelangweilt zu klingen. »Können wir ja machen. Meinetwegen.« Ich schob die Pizzaränder an den Tellerrand. »Und das war jetzt der Vorschlag?«
    Mein Vater seufzte und sah mich traurig an. Ich bekam ein schlechtes Gewissen. Meine Mutter angelte |15| sich ein Stück Pizzarand von meinem Teller und aß es nachdenklich auf. Sie sah müde aus und ernährte sich jetzt auch noch von meinen Resten.
    »Tut mir leid.«
    Beide sahen mich ernst an.
    »Ja, es tut mir echt leid, aber ich   … na ja, also ich kann ja mal gucken.«
    Mehr konnten sie wirklich nicht von mir verlangen. Sie taten es auch nicht. Stattdessen verkündete mein Vater etwas Sensationelles: »Wir haben uns Folgendes überlegt: Wenn du jetzt über deinen Mackelstedter Schatten springst und dich wirklich bemühst, in Hamburg Fuß zu fassen, dann melden wir dich im Herbst zum Handball-Camp in Malente an.«
    Er ignorierte mein Aufspringen. »Aber nur, wenn du dich wirklich anstrengst. Geh auf die anderen zu, sei nett, gib nicht an und sag
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