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Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht

Titel: Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht
Autoren: Anne Bishop
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Prolog
     
     
     
    Er legte die Hand auf den Einband seines neuesten Buches, verschloss die Augen vor der Welt um ihn her und kostete diese neue Realität aus, die immer noch so schmerzhaft süß war.
    Seine letzte Geschichte über Landry Langston hatte allseits begeisterte Aufnahme gefunden. Die Leute hatten diese kaum verhüllte Offenbarung seiner selbst gelesen und mehr Exemplare dieses Bandes gekauft als von jedem anderen Roman zuvor.
    Er war einer der ihren. Nachdem man ihn so viele Jahre lang um sein wahres Erbe betrogen, und er sein wahres Wesen nur durch Zufall aufgedeckt hatte, konnte er jetzt als Ebenbürtiger in ihrer Mitte stehen. Manche Leute, die eigentlich einflusslos waren, hatten ihn einer oberflächlichen Bekanntschaft für wert befunden, da ihm sein schriftstellerisches Können Ruhm und Reichtum eingebracht hatte. Er erhielt Einladungen zu Feiern und literarischen Diskussionen, die einem Landen ansonsten verschlossen geblieben wären.
    Doch nun würden sie ihn allein aufgrund der Macht willkommen heißen, die in seinen Venen floss.
    Die Entdeckung hatte ihn überwältigt, und er hatte sie die ganzen Monate über geheim gehalten. Nun ja, es war ein offenes Geheimnis, denn schließlich hatte er es auf Papier festgehalten und veröffentlicht. Doch jetzt war er bereit, zwischen sie zu treten, von ihnen anerkannt zu werden. Nicht nur von den gesellschaftlichen Eintagsfliegen, sondern von den echten Aristokraten. Er hatte sogar den ersten Schritt getan um anzudeuten, dass ihm genau solch eine Einladung willkommen wäre.

    Er sah sich selbst an der Tafel auf Burg SaDiablo sitzen, inmitten einer kleinen Gruppe erlesener Gäste. Er würde die anderen Geladenen mit amüsanten Geschichten unterhalten, und er würde mit der Lady schäkern – aber nicht so sehr, dass sein Gastgeber Anstoß daran nähme. Ihm waren Gerüchte über einen Narren zu Ohren gekommen, der Daemon Sadi in derlei Hinsicht zu nahe getreten war.
    Hatte Sadi dem Mann tatsächlich mithilfe von Hexenfeuer das Gehirn herausgebrannt? Wie faszinierend. Vielleicht …
    Da er nun einer der ihren war, gab es so viel zu lernen. So viel! So viele Türen standen ihm jetzt offen, da die Fesseln des Landenrechts ihn nicht länger behinderten. Es gab so vieles, das er vorher nicht hätte ausprobieren können. Außer in Geschichten.
    Lange hatte er Angst gehabt, etwas stimme nicht mit ihm, weil er ein Verlangen nach Gewalt verspürte, das er nur abreagieren konnte, indem er es in seine Bücher einfließen ließ. Jetzt wusste er, dass Gewalt einfach ein Teil seines Wesens war.
    Oh ja! Jetzt war er einer von ihnen. Einer derjenigen, die in all ihrer dunklen Pracht durch die Reiche wanderten.
    Er war nicht länger ein unbedeutender Landenmann, der unter dem Joch der Gesetze eines anderen leben musste.
    Er war ein Angehöriger des Blutes.

Erster Teil

Kapitel 1
     
     
     
    Beim Feuer der Hölle!«
    Surreal SaDiablo starrte auf die Seite, die sie gerade las, und ließ dann das Buch in den Schoß fallen. »Eine Leiche in einem Schrank? Welcher Trottel lässt denn eine Leiche in einem Schrank liegen?«
    »Jemand ohne große bepelzte Freunde, die der Meinung sind, ›Mensch‹ und ›Leckerbissen‹ seien ein und dasselbe?«, erwiderte Daemon auf eine beiläufige Art, die ihr zeigte, dass er zwar hin hörte, ihr aber nicht wirklich zu hörte. In Gedanken war er immer noch bei den Papieren, die er um sich her ausgebreitet hatte.
    Eine andere Frau wäre vielleicht gekränkt gewesen, nur derart am Rande beachtet zu werden. Doch da Surreal den Mann kannte, wartete sie einfach ab.
    Im Grunde stellte Daemon Sadi immer eine Augenweide dar, doch im Moment war er ein wenig zerzaust, was den Anblick sogar noch ergötzlicher machte. Sein dichtes schwarzes Haar war durcheinander, da er es mit den Fingern zerwühlt hatte, während er Berichte gelesen und sich Anmerkungen gemacht hatte, die er mit den Provinzköniginnen von Dhemlan zu besprechen gedachte. Sein weißes Seidenhemd war teilweise aufgeknöpft, sodass Surreal einen Blick auf kräftige Muskeln und goldbraune Haut erhaschen konnte. Ab und an blitzte das rote Geburtsjuwel auf, das er an einer Goldkette um den Hals trug. Seine nackten Füße ruhten auf einem Kissen, das er auf den niedrigen Tisch vor dem Sofa geworfen hatte.
    Seine tiefe, kultivierte Stimme hatte immer eine sexuelle Note, die das Herz jeder Frau schneller schlagen ließ – selbst wenn der Blick in jene goldenen Augen Schmerz anstatt
Sinnesfreuden
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