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Sieben auf einen Streich

Sieben auf einen Streich

Titel: Sieben auf einen Streich
Autoren: Amei Müller
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sie, liebevoll ausgezankt und ins Bett gesteckt,
sogleich ihre Streitigkeiten wieder aufnahmen. Ich kam mit Wärmflaschen ins
Zimmer, sah den Kampfhandlungen ein Weilchen zu und sagte dann — im Spaß nur
und gewiß nicht aus Überzeugung — zu Stefan: »Mir scheint, du hast ihn nur
rausgezogen, um mit ihm zu streiten.«
    Stefan schloß die Augen zu kurzer
Bedenkzeit, nickte dann bedächtig und sagte: »Ja, das könnt’ sein.«
     
    Nun waren sie erwachsen. Stefan hatte die
schwarze Rockerbraut zur Frau genommen und Christoph die blonde Julia.
Kontrastprogramme die beiden. Wenigstens nach außen hin.
    Jetzt warf sich Gabriele, die
Rockerbraut, zwischen die beiden Kampfhähne, schenkte Christoph einen sanften
Blick aus schwarzen Augen und sagte: »Schnelles Fahren und scharfes Bremsen
kann er nicht vertragen, dann wird ihm schlecht, dann muß er spucken. Komm,
Wubbel, fahr mit Papi und Mami!«
    »Wubbel will mit Ontel Piffpoff!«
    Wubbels Mäulchen zitterte bedrohlich.
Christoph aber schaute, Triumph im Blick, zu Stefan hinüber, dann bückte er
sich und nahm den Kleinen auf den Arm.
    Mit Wubbels kleinem Persönchen war
Stefan dem Bruder ein Stück voraus, Christoph trug schwer an dieser Bürde.
Darum bedeutete es Balsam für seine Wunde, daß nun der Sohn vom Vater fort zu
ihm, dem Onkel, strebte.
    »Klar, Wubbel, wenn du lieber mit mir
fährst als mit deinem Vater, dann darfst du das auch tun! Komm nur in mein
Auto, denn...«, er sandte einen scharfen Blick in Richtung Rockerbraut, »denn
ich fahre nicht schnell und ich bremse nicht scharf! Wie kommst du nur darauf,
Gabriele? Julia, nimm Tüten mit, wenn sie spucken müssen!«
    Stefan öffnete den Mund, um seinem
Bruder noch ein kurzes treffendes Wort mit auf den Weg zu geben, aber Gabriele
packte seine Hand und zog ihn fort.
    »Also, ihr Lieben«, Michael steckte den
Kopf in unser Auto, »die Familie ist verstaut. Wen habt ihr im Auto? Gitti und
Klaus-Peter! Gut, alles in Ordnung. Ich fahre voraus, denn ich kenne den Weg,
dann kommt Christoph, dann Stefan, und du, Manfred, machst den Schluß. Wir
müssen zusammenbleiben, es nebelt. Schön langsam fahren!«
    Dann bestieg er sein Auto, hupte und
sauste davon wie der Teufel. Die drei anderen Autos hatten Mühe, hinter ihm
herzukommen. Gitti und Klaus-Peter auf unserem Rücksitz verströmten Eiseskälte,
und meinen Versuchen, eine gepflegte Unterhaltung zustande zu bringen, ward
kein Erfolg beschieden.

Kummerspeck und
»Aktion Taschenmesser«
     
     
    An der unübersichtlichsten Stelle des
Harzes gab Christoph Lichtsignale, hupte, bremste und hielt am
Straßenrand. Die Autotüren öffneten sich, Julia und die Kinder sprangen heraus
und liefen in den Wald.
    »Ist er wahnsinnig geworden?« Manfred
eilte nach vorne. Ich trottete hinterher, denn über Gitti und Klaus-Peter
lagerte eine unheilschwangere Wolke, die sich jeden Augenblick entladen konnte.
Ich war nicht begierig darauf, dieses Ereignis mitzuerleben.
    Stefan stieg aus seinem Auto und schloß
sich mir an. Er hielt den Kopf gesenkt und stürmte voran, dies war Stefans
Angriffshaltung. Christoph lehnte an der Wagentür und rauchte eine Zigarette,
Manfred tat ihm gerade seine Meinung über waghalsige Haltemanöver kund, und
auch Stefan erleichterte sein Herz.
    »Warum schickst du die Kinder in den
Wald? Der Wubbel wird sich erkälten.«
    »Kann ich was dafür, daß der Bursche
pinkeln muß? Hast du gedacht, wir erledigen das im Auto?«
    »So, hat er sich gemeldet? Ja, er tut
es schon lange.«
    Stefans Augen strahlten, und voller
Stolz erhob er den Kopf. Braves Kind! Guter Wubbel! Er war also stubenrein. Er
hatte gezeigt, wie vorzüglich sein Vater ihn erzogen, hatte Christophs
Unkenrufe Lügen gestraft. Wie peinlich für den Bruder. Stefan bohrte nicht
weiter in dessen Wunde, nein, er wedelte nur mit der Hand den Zigarettenrauch
beiseite und sprach: »Ich habe mir das Rauchen abgewöhnt. Es ist ein Laster!«
    Christoph blies den Rauch in Richtung
des Bruders und setzte an zu einer Entgegnung von ungeheurer Schlagkraft, da
kehrten die Kinder zurück, die Hände voller Tannenzapfen, die Schuhe voller
Dreck.
    »Ist alles in Ordnung, Wubbel?« Stefan
gab seinem Sohn einen zärtlichen Klaps.
    »Schau, Papi!« Wubbel zeigte strahlend
seine Tannenzapfen. »Wubbel hat Mäuse!«
    »Das vergammelte Zeug kommt mir nicht
ins Auto!« Christophs geballter Zorn konzentrierte sich auf die Tannenzapfen.
»Laß sie fallen, Wubbel, und wisch dir die Schuhe ab!«
    »Oh, Ontel
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