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Shit

Shit

Titel: Shit
Autoren: Joerg Schmitt-Killian
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schlechte Zeiten.
    Gieß die Sorgen in ein Glaserl Wein.
    Legal, illegal, shit-egal.
    Wo früher legale Drogen angeboten wurden und mancher in seliger Weinlaune oder nach übermäßigem Bierkonsum zur Kutsche getragen werden musste, liefen heute illegale Geschäfte ab. So viel zur Doppelmoral und den von seinen Eltern so überschwänglich beschriebenen guten alten Zeiten.
    Conny schaltete den Motor aus und zog den Zündschlüssel ab. Er blickte sich nochmals um, stieg aus dem Auto und näherte sich dem Mühlenanwesen von der rückwärtigen Seite.
    Der Deal lief stets gleich ab.
    Conny bestellte telefonisch nach einem vereinbarten Code. Volker holte den Stoff erst kurz vor der Übergabe aus dem Bunker im angrenzenden Wald. Volker legte Wert auf Pünktlichkeit, da er nie mehr als eine geringe Menge für den Eigenverbrauch in seinem Haus vorrätig hielt. So könnte man ihm bei einer Verhaftung nur schwer den gewerbsmäßigen Handel nachweisen. Es sei denn, man würde ihn auf frischer Tat bei der Übergabe einer nach dem Betäubungsmittelrecht „nicht geringen Menge“ erwischen. Volker war nicht sehr gesprächig. Kein Käufer durfte sich lange bei ihm aufhalten. Diese Vorsichtsmaßnahme war nach den Erfahrungen mit dem Nachbarn seiner Oma durchaus verständlich. Wer hat schon Bock, zweimal in den Knast zu wandern? Wiederholungstäter bekommen volle Kanne einen verbraten.
    Am liebsten verkaufte Volker an Kiffer, die mit dem Rad oder zu Fuß ihre Ware abholten, denn Radfahrer und Fußgänger hatten keine Kennzeichen, die man notieren könnte. Zwar verirrte sich selten ein Streifenwagen der Polizeiwache Brodenbach in das Tal, aber eine gewisse Vorsicht konnte nie schaden. Volker checkte auch vor jeder Übergabe vom Dachfenster aus die Umgebung ab.
    Conny wartete am Hintereingang. Volker öffnete den oberen Teil der alten Stalltür. Sie begrüßten sich kurz. Eine 100-Gramm-Platte und Geldscheine wechselten die Besitzer. Cash auf die Hand. Nichts auf Kommi.
    Fünf Minuten später fuhr Conny wieder in Richtung Hatzenport, überquerte die nächste Brücke und fuhr auf der gegenüberliegenden Moselseite zurück nach Koblenz.
    Er benutzte für Hin- und Rückfahrt nie die gleiche Fahrtstrecke und checkte jedes Auto, das mehrere Kilometer hinter ihm fuhr und ihn auch dann nicht überholte, wenn er die Geschwindigkeit stark reduzierte. Manchmal steuerte er einen Parkplatz an und täuschte eine Motorpanne vor.
    Conny hatte sich im elterlichen Garten ebenfalls einen kleinen Bunker angelegt. Unter den hohen Tannen, die das große Grundstück der Steins eingrenzten, hatte er ein Stück Rasen ausgehoben. Die Tannen brauchten keine Pflege. Es bestand also keine Gefahr, dass sein Vater das Depot entdecken könnte.
    Conny portionierte die Platten in dem alten Gartenhäuschen in der hintersten Ecke des Gartens. Hierzu unterteilte er die Platte mit einem Stift in Verkaufseinheiten und schnitt diese Stücke mit dem erwärmten Messer ab. Dann verpackte er die Konsumportionen in Alufolie, steckte die jeweils bestellte Menge in kleine Cellophantütchen, kennzeichnete diese mit Gewicht und Namen der Abnehmer und legte alle zusammen in zwei übereinandergeschobene Einkaufstüten.
    Dies hatte er als Brötchenjunge in einer Bäckerei kennengelernt und verlor so nie die Übersicht. Auf den Brötchentüten wurden auch die Namen der Kunden und die Anzahl der Brötchen vermerkt. Den Rest der Menge für neue und namentlich nicht bekannte Kosumenten verpackte er jeweils in Grammportionen. Um einen besseren Überblick zu behalten, notierte er in einer Excel-Tabelle Namen, Lieferadressen,Übergabeorte, Datum der Bestellung und Auslieferung sowie eventuelle Außenstände und die bevorzugten Haschischsorten seiner Kunden.
    Auch auf einen Besuch der Bullen hatte sich Conny vorbereitet und einige Taktiken von Volker übernommen. Conny konnte von seinem Zimmer aus die Zufahrt zu dem großen Anwesen beobachten und wie Volker vor einem Kundenbesuch checken, ob sich auf der Straße verdächtige Personen, also Rauschgiftfahnder, aufhielten.
    Fremde Autos würden direkt auffallen. Zwei Männer, die in einem Auto warten. Und selbst ein Liebespärchen, eng umschlungen, würde sein Misstrauen wecken.
    Im Verdachtsfall würde er seinen Kunden kein Haschisch, sondern eine CD aushändigen. Somit könnten ihm die Fahnder bei einer Kontrolle nichts nachweisen und eine Observation würde auffliegen. Diese Strategie fand er genial.
    Denn er musste ständig mit einer
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