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Shit

Shit

Titel: Shit
Autoren: Joerg Schmitt-Killian
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ein Altfreak, der im Lehmtal eine alte Mühle gekauft hatte.
    Er wurde wöchentlich aus den Niederlanden beliefert, und zwar vom Fahrer eines Blumentransporters. Der versorgte das Gebiet zwischen Rhein und Mosel nicht nur mit Tulpen aus Amsterdam. Da der Mann mit dem großen LKW nicht in das enge Lehmtal hineinfahren konnte, fand die Übergabe immer auf dem Parkplatz an der Moseluferstraße in Hatzenport statt.
    Conny wollte demnächst nach Amsterdam fahren.
    In Europas Drogen-Mekka wurde Marihuana mit einem stärkeren THC-Gehalt als manche Haschischsorten angeboten.
    Conny wusste, dass einige an seiner Schule ganz scharf darauf waren, mit ihm einmal nach Holland zu fahren. Weil man dort in Coffee-Shops bis zu fünf Gramm Shit kaufen konnte.
    Aber er musste sich beeilen, denn die niederländische Regierung wollte ein Gesetz erlassen, dass Ausländern den Zutritt in die Coffee-Shops verbot.
    Conny fand das alles eigentlich nur lächerlich.
    Da laberten die Politiker von einem vereinten Europa, aber in Deutschland machte man sich wegen einem Gramm Shit schon in die Hose.
    Denn egal, was er Mary vorhin erzählt hatte: Conny wusste ganz genau, dass jeglicher Besitz von illegalen Drogen verboten war und strafrechtlich verfolgt werden musste.
    Aber als guter Geschäftsmann verschwieg er das den anderen wohlweislich.
    Er lächelte still vor sich hin, steuerte den Golf durch die engen Kurven des Lehmtals und genoss die wärmenden Strahlen der Sonne auf seinem Gesicht. Rechts und links der schmalen Straße grasten auf den saftig grünen Wiesen unzählige Schafe, Ziegen und Kühe. In einer der Mühlen wurden sogar Lamas gezüchtet.
    Conny schob eine Meditations-CD in den Player. Die Lautsprecherboxen hatten mehr gekostet als der Golf, den ihm seine Eltern zum achtzehnten Geburtstag geschenkt hatten. Aber er konnte es sich ja leisten. Irgendwann würde er sich auch eine Mühle in Alleinlage kaufen, wo er ungestört seine Geschäfte abwickeln könnte.
    Volker hatte schon vor zwanzig Jahren hinter dem Bauernhaus seiner Oma in einem kleinen Dorf in der Nähe des Lehmtals Cannabis angebaut, die Pflanzenteile zerkleinert, in der Scheune getrocknet und als „Moselaner Gras“ in den Koblenzer Kneipen verkauft.
    Dann hatte die Polizei von einem benachbarten Landwirt einen Tipp bekommen. Dem Bauer waren zwar nicht die Cannabisstauden, aber die ständigen Besucher aufgefallen.
    Volkers Oma hingegen war damals vollkommen überrascht. Die Pflanzen wären doch so schön gewesen, die der Junge hinter dem Haus gezüchtet habe.
    Da die Polizei kein Geld aus Volkers Drogengeschäften sicherstellen konnte, hatte er sich mit dem Gewinn nach seiner Entlassung aus dem Knast die Mühle gekauft. Das Anwesenin Alleinlage ohne direkte Nachbarschaft war für seine Geschäfte ideal, zumal die schmale Straße in einem Feldweg endete.
    Das Tal wurde enger und die Wiesen am Rand immer schmäler. Der steil ansteigende Mischwald grenzte nun fast an die enge Straße. Einige Kilometer weiter bildeten die Bäume ein grünes Dach und verdeckten das Sonnenlicht.
    Wie in einem Zauberwald: fehlten nur noch die
magic mushrooms
, die bewusstseinserweiternden Pilze. Conny lächelte in sich hinein.
    Er würde demnächst in den Handel mit Psyilos einsteigen, falls seine Kiffer Lust auf Drogen mit halluzinogener Wirkung hätten.
    Vielleicht würde er sogar Pulver, LSD-Trips oder Kräutermischungen anbieten. Angebot und Nachfrage, das eine bestimmte das andere. Wie im richtigen Geschäftsleben.
    Vor der letzten Kurve bremste Conny sein Fahrzeug ab, hielt kurz an und blickte in den Rückspiegel.
    Diese Vorsichtsmaßnahme hatte Volker empfohlen, um eventuelle Verfolger in dem kurvenreichen Tal zu erkennen.
    Conny wartete eine Minute. Dann fuhr er an der Mühle vorbei und parkte sein Auto auf dem kleinen Platz hinter der nächsten Kurve, wo die asphaltierte Straße in einen Feldweg mündete.
    Am Waldrand standen noch die alten Futterkrippen für die Zugpferde der Planwagen, die früher hier Rast gemacht hatten. Die Mühle war bis in die siebziger Jahre eine beliebte Gaststätte gewesen. Die Mosellandtouristik hatte damals Planwagenfahrten angeboten, damit die Feriengäste an der Mosel nicht nur die Idylle des Lehmtals, sondern auch den Hauswein der ehemaligen Besitzer genießen konnten. Heute erinnerten lediglich das verrostete Gasthausschild und die von der Sonne gebleichte Schrift mit der Werbung für
Königsbacher Bier
an die guten alten Zeiten.
    Gute Zeiten –
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