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Shit

Shit

Titel: Shit
Autoren: Joerg Schmitt-Killian
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Schiller-Gymnasiums.
    Diejenigen, denen Melanie vertrauen konnte.
    Keine Schwätzer, die nichts für sich behalten und auf
facebook
,
wkw
oder sonst wo Gerüchte verbreiten, Geheimnise oder Peinlichkeiten verraten, an die Pinnwand posten und keine Sekunde darüber nachdenken, wie stark sie andere dadurch verletzen. Ein erniedrigendes Wort im Internet kann schlimmer sein als tausend Schläge, so etwas Ähnliches hatte Mary mal gesagt, als irgendein Idiot sie auf der Internetseite
Ishare-gossip
beleidigt und Schlampe genannt hatte.
    Auf dieser Internetseite – auf Deutsch „Ich verbreite Klatsch“ – werden die Jugendlichen von den Betreibern aufgefordert, andere aufs Übelste zu beschimpfen. Und derjenige wird dann auch noch namentlich genannt, sogar mit Adresse und Handynummmer.
    Nein, Typen, die nur Mut haben, andere auf diese Art fertigzumachen – alles natürlich anonym! –, würde Melanie niemals einladen.
    Auch nicht die Streber, denen gute Noten immer das Wichtigste waren.
    Nicht die Schleimer, die am liebsten in den verlängerten Rücken der Lehrer gekrochen wären.
    Und erst recht nicht diese Typen, die nie was riskieren wollten: diese ätzend Angepassten, die schon als Greise auf die Welt gekommen waren und altkluge Sprüche klopften. Sprachrohre ihrer Eltern, die immer in der Spur laufen.
    Nein, mit denen wollten sie nichts zu tun haben.
    Viele witzelten über den geplanten Fußgängerüberweg vor dem Lehrerzimmer. Böse Zungen behaupteten, in dem breiten Flur des Verwaltungstrakts plane der Schulleiter für alle Schleimer eine sichere Überquerung, damit die Arschkriecher nicht von den Radfahrern überrollt wurden und Direktor Schmidt weiterhin Informationen über „problematische“ Schüler erhalten konnte.
    Wer ist schon einfach? Ha, ha!
    Kai, Andy und Marco hatten mehrere Sixpacks, einige Flaschen Wodka und
Kleiner Feigling
im Supermarkt besorgt. Jugendschutz-Bestimmungen hin oder her – das war gar kein großes Problem gewesen. Die Verkäuferin hatte die Jungen nicht nach ihrem Alter gefragt, obwohl an der Kasse in großer Schrift ein Auszug aus dem Jugendschutzgesetz angebracht war: in fetten Buchstaben die Erklärung, dass man in diesem Supermarkt die gesetzlichen Bestimmungen des Jugendschutzes genau beachte.
    Verlogene Gesellschaft.
    Papier ist halt geduldig.
    Jeder weiß doch, wie es läuft.
    Hauptsache, die Artikel werden verkauft und die Kasse stimmt.
    Alle hatten sich auf diesen Abend gefreut.
    Melanie servierte zur Begrüßung ein Gläschen Sekt.
    Andy und Kai hatten schon einige Dosen Bier getrunken.
    Harmloses Vorglühen.
    Kaum hatten sie das erste Glas Sekt geleert, klingelte es an der Haustür.
    „Wen hast du denn noch eingeladen?“, fragte Mary.
    „Lasst euch überraschen!“, grinste Melanie und lief zur Tür. Dann betrat Conny das Haus.
    Die anderen blickten ihm überrascht entgegen.
    Angenehm überrascht.
    DER Conny aus der Elf.
    Ein echt irrer Typ.
    Hatte schon zweimal eine Ehrenrunde gedreht.
    Schon über achtzehn.
    Volljährig.
    Seit drei Monaten stolzer Besitzer eines Führerscheins.
    Fährt ein Golf-Cabrio.
    Zwar nur den Golf III, aber immerhin.
    Conny trägt meistens Lederklamotten. Mit dem bunten Stirnband und seinem schlaksigen Gang kann man ihn bereits kilometerweit erkennen.
    Sie nennen ihn den „Indianer“.
    Conny zeigt Lehrern die Zähne, macht Zoff, ist einfach nur obercool.
    Über den „Indianer“ redet die ganze Schule.
    Alle kennen Conny.
    Viele bewundern ihn.
    Wären gerne so mutig wie er.
    Vor zwei Monaten wurde Conny von Herrn Dröge während einer Klassenarbeit erwischt, als er abschreiben wollte. Der Physiklehrer hatte es nicht gewagt, Conny das Buch unter der Bank wegzunehmen. Als „der kleine Feigling“ – wie Dröge seitdem von den Schülerinnen und Schülern genannt wurde – Conny eine Sechs verpasste, hatte dieser sich bei Direktor Schmidt beschwert.
    „Waren Sie nicht in der Lage, diesem Rotzlöffel das Buch wegzunehmen?“, soll Direktor Schmidt gefragt haben. Dröge musste die Arbeit korrigieren und die Leistung auf dem Blatt benoten.
    Immerhin eine Drei. So hatte Conny es zumindest erzählt.
    Conny war einfach nur geil.
    Als er noch keinen Führerschein besaß, war er immer mit dem Bus in die Innenstadt gefahren. Damals lebte noch sein Hund Zorro. Conny hatte für Zorro immer eine Karte gelöst und den Hund auf einem Sitz Platz nehmen lassen.
    Einmal hatte Conny sich mit einem älteren Herrn gestritten. Dieser hatte ihn aufgefordert,
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