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Shit

Shit

Titel: Shit
Autoren: Joerg Schmitt-Killian
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elterliche Fürsorge in die Schublade, damit ich nicht verhungere“, erklärte Marco mit einem gespielten Lächeln, welches seine Enttäuschung jedoch nicht überdecken konnte.
    „Ihr glaubt nie, was meine Eltern gefragt haben!“, meinte da Anja kichernd. „Die wollten wissen, ob ich Leute kennen würde, die ‚Drogen konsumieren‘. Ich wäre jetzt in einem ‚gefährlichen Alter‘.“
    „Au weiah!“
    Kai klopfte sich kichernd auf die dünnen Oberschenkel. „Haben deine Eltern Angst vor dir? Anja – unsere neue Lisbeth Salander, die Kult-Heldin aus Stieg Larssons Filmen. Brandgefährlich, was?“
    „Ach Kaiii.“ Anja zog das I lang und rollte nur genervt mit den Augen. „Du bist ja SO witzig, hast wohl mal wieder `nen Clown zum Frühstück verschluckt. Du weißt doch ganz genau, was ich meine.“
    Sie war eigentlich ganz zufrieden – ihre Freunde dachten, sie hätte mitgekifft, und lachten sie nicht aus. Und ihren Eltern könnte sie mit ruhigem Gewissen sagen, dass sie nichts genommen habe.
    Aber irgendwie fühlte sie sich nicht wohl in ihrer Haut. Ihre Freunde wären sicher enttäuscht, wenn sie Bescheid wüssten.
    Warum eigentlich?
    Freunde sollten doch tolerant sein, auch wenn man etwas nicht mitmachte, das alle machten.
    Und ihre Eltern?
    Die wären enttäuscht, wenn sie gekifft hätte.
    Aber warum?
    Weil sie Angst haben oder weil sie denken, dass die Polizei ins Haus kommt?
    Wen habe ich eigentlich betrogen, überlegte Anja. Einen muss ich immer betrügen. Aber hatte sie nicht auch sich selbst betrogen? Denn eigentlich wollte sie wissen, wie es ist, wenn man kifft.
    „Ich habe keinen Bock mehr auf dieses Zeug“, unterbrach Mary ihre Gedanken.
    „Hast du wirklich gekotzt?“, fragte Anja.
    Mary nickte. „Gereihert wie ein Specht! Echt eklig!“
    „Ach was!“ Kai winkte ab.
    „Das erste Glas Bier schmeckt immer bitter und nach dem ersten Lungenzug wurde mir auch schlecht. Selbst ein
Kleiner Feigling
, falsch genossen, kann den Geschmack vermiesen. Die Dosis macht das Gift, hat mal irgendein schlauer Typ gesagt. So ist das halt. Beim ersten Mal, da tut’s noch weh.“ Er grinste Melanie an. „Oder?“
    Melanies Gesicht lief rot an. Aber so unangenehm sie seine Andeutungen auch fand – sie wusste, Kai würde sie niemals im Internet bloßstellen. Nein, Kai war ein echter Freund, nicht so ein Pseudo-Freund im Internet.
    Jetzt packte er Mary am Arm.
    „Versuch es noch mal“, sagte er aufmunternd. „Es kann ja nichts Schlimmes passieren.“ Er konnte sich dabei nicht verkneifen, Melanie erneut einen kurzen Blick zuzuwerfen.
    Doch jetzt schaltete sich Andy ein.
    „Wenn sie nicht will, lass sie doch, Mann“, sagte er genervt. „Finde ich echt nicht gut, wenn du sie zulaberst. Sie hatte keingutes Feeling. Dann war es für Mary halt scheiße mit dem Kiffen. “
    „Da kommt Conny!“, flüsterte Mary ihrer Freundin Melanie ins Ohr.
    Melanie errötete, als Conny aus Richtung der gegenüberliegenden Toilette auf die Gruppe zuging.
    „Hey Alldah, wo warst du?“, schrie Andy und versuchte, seine Stimme tiefer klingen zu lassen.
    „Ich habe auf dem Klo ’ne Zigarette geraucht. Eine richtige, wenn ihr’s genau wissen wollt.“
    Conny erhob seine Hand zum Schwur und grinste.
    Hatte er wirklich auf der Schülertoilette gekifft?
    Den Mut hatten bislang nur einige aus der Zwölf.
    Vor zwei Jahren hatte eine Zwölf im Klassenzimmer Cannabispflanzen gezüchtet und kein Lehrer hatte es bemerkt.
    „Und? Wie habt ihr den ersten Joint verkraftet? War doch gut, oder?“, fragte Conny.
    Alle nickten.
    „Wer will, kann was bestellen. Zurzeit ist
Schwarzer Marokk
im Angebot. Top Qualität. Ihr müsst mir nur sagen, wie viel.“
    Conny warf Melanie einen kurzen Blick zu.
    Die anderen sahen sich unschlüssig an.
    „Und wo sollen wir rauchen?“, fragte Mary.
    „Wir?“, lachte Kai. „Woher plötzlich der Sinneswandel, meine Süße?“
    Die anderen grinsten.
    „Du willst doch noch mal, gib es zu“, lächelte Melanie, nahm Mary in den Arm und suchte wieder Blickkontakt zu Conny.
    Der jedoch blickte Mary tief in die Augen, als wolle er sie hypnotisieren.
    „No Problem, man darf überall rauchen.“
    „Stimmt das wirklich?“, fragte Mary ungläubig.
    „Na klar, Hasch fürs vereinte deutsche Volk. Feuer frei für den Joint. Kiffen ist erlaubt. Der Konsum ist nicht strafbar. Demnächst werden bei uns an der Schule neben den Raucherzonen auch Kifferecken eingerichtet“, sagte Conny und zwinkerte den
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