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Shit

Shit

Titel: Shit
Autoren: Joerg Schmitt-Killian
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anderen zu.
    „Meinst du wirklich?“ Mary sah ihn erstaunt an.
    Ob sie das wirklich glaubt? Wie naiv die Kleine ist, dachte Conny und grinste Mary nur an.
    „Und wo sollen wir uns einen reinziehen?“, fragte Andy.
    „Wir gehen in den Schlosspark“, schlug Kai vor.
    „Super Idee. Wenn wir dort kiffen, interessiert das kein Schwein, denn da hängen sowieso die Junkies rum“, stimmte Marco ihm zu.
    „Seit es Sishas gibt, kann man sogar in den Kneipen kiffen, wenn der Wirt das ignoriert“, kommentierte Andy.
    „Und die Polizei?“, fragte Mary.
    Doch Andy winkte nur ab. „Die jagen nicht jeden Kiffer“, zerstreute er Marys Bedenken. „Da hätten sie viel zu tun. Bis zu zehn Gramm darfst du ohnehin dabeihaben.“
    Das stimmte zwar nicht, aber die anderen dachten, Andy müsse es ja wissen, denn sein Onkel arbeitete bei der Polizei.
    In Wahrheit hatte dieser seinem Neffen erst kürzlich erklärt, dass bereits der Besitz eines winzigen Stücks Haschisch strafbar sei und Polizisten diese Straftat anzeigen müssten. Ansonsten würden sie sich selbst strafbar machen.
    Als der Gong das Ende der Pause einläutete, forderte Conny eine Entscheidung. „Soll ich nun was mitbringen, ja oder ja?“
    Die Freunde sahen sich an und nickten zustimmend.
    „In dem Geschäft läuft nichts auf Kommi. Wer rückt die Kohle rüber?“
    „Kommi?“ fragte Anja.
    „Es läuft nichts auf Pump, Süße. Wer Shit will, muss vorher oder spätestens bei der Übergabe die Kohle abdrücken“, erläuterte Conny großspurig.
    „Bei mir vorher“, ergänzte er nach einer kurzen Pause und betonte das
mir
besonders. Obwohl er bei Stammkunden eine Ausnahme machte. Aber das mussten die anderen ja nicht wissen.
    Kai griff in die Hosentasche und drückte Conny zwanzig Euro in die Hand.
    „War gestern bei meiner Oma. Ich spendier ’nen Zwannie. Wie viel bekommen wir dafür?“
    „Lasst euch überraschen. Ich bring für meine Freunde einen guten Brocken Shit mit“, antworterte Conny.
    Er lachte, drehte sich um und ging mit schnellen Schritten zu seinem Golf, den er vor dem Schulhof auf dem Gehweg geparkt hatte. Vor seinem Auto stand eine Politesse.
    „Hallöchen, junge Frau!“, rief Conny und strahlte über das ganze Gesicht.
    Er konnte sehr charmant und freundlich sein. Mit dieser Masche hatte er schon einige Lehrerinnen um den kleinen Finger gewickelt.
    „Sie wissen, dass Sie hier nicht parken dürfen“, sagte die Politesse, ohne ihren Blick zu erheben, und tippte das Kennzeichen in den kleinen Computer.
    „Ich habe soeben für unser Anti-Drogen-Projekt einige Kartons mit Infomaterial vom
Zentrum Polizeiliche Prävention
ausgeladen. Lassen Sie doch Gnade vor Recht ergehen und ziehen Sie einem armen Schüler nicht den letzten Euro aus der Tasche.“
    „Armer Schüler, ha ha, dass ich nicht lache. Ich habe zu meiner Schulzeit noch kein Auto gehabt“, erwiderte die Politesse schlagfertig.
    Sie hatte sich scheinbar noch nicht entschlossen, ob sie „von Amts wegen“ ein ernstes Gesicht machen oder ein freundliches Lächeln auflegen sollte.
    Du Tussi hast höchstens Hauptschulabschluss, dachte Conny verächtlich.
    Doch die Politesse sah nur, wie der junge Mann die Hände in Gebetsform zusammenfaltete und mit unschuldiger Miene ein „Bitte, bitte!“ hauchte.
    Ein Verlegenheitslächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus.
    „Okay, dann aber sofort weg hier“, forderte sie ihn auf.
    Gott sei Dank kann die Tussi keine Gedanken lesen! Conny verkniff sich mühsam ein Grinsen. Er ging einen Schritt auf die Politesse zu, umarmte die überraschte Frau, hauchte ihr einen Kuss auf die rechte Wange und flüsterte: „Danke!“
    Die Politesse starrte ihn ungläubig an und schien zu einer Salzsäule erstarrt.
    Im gleichen Moment sprang Conny, ohne die Tür zu öffnen, elegant in das offene Cabrio, startete den Motor und fuhr mit quietschenden Reifen los.
    Gleichzeitig verschwand das freundliche Lächeln der Politesse. Dieser kleine Stinker, dachte sie.

3.
    Conny steuerte das Cabrio an der Mosel entlang in Richtung Cochem. Aus dem CD-Player erklang sein Lieblingssong. Er gröhlte lautstark mit: „... wir haben noch lange nicht genug ... und eure Eltern hör ich schrein: Oh Gott, das muss der Stein sein“, wandelte er den Text ab und dachte an den Aufkleber am Heck seines Cabrios.
Achtung!
Wir sind die,
vor denen uns unsere Eltern immer gewarnt haben
.
    In einem abgelegenen Seitental der Mosel wohnte sein Dealer. Volker war mit fast vierzig Jahren
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