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Sharpes Trafalgar

Titel: Sharpes Trafalgar
Autoren: Bernard Cornwell
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nahm widerwillig den Lederbeutel, der die Münzen von Nana Rao enthielt, zählte eine wesentliche Summe davon ab und gab sie Lord William. Seine Lordschaft schauderte es bei dem Gedanken, das schmuddelige Geld anzufassen, zwang sich jedoch, es anzunehmen, und schob es in die Taschen seines Gehrocks.
    »Ihre Quittung«, sagte er und gab Chase einen Zettel. »Sie haben keine neuen Befehle erhalten, nehme ich an?«
    »Leider nein, Mylord. Wir haben immer noch den Befehl, die Revenant aufzuspüren.«
    »Ich hatte gehofft, dass Sie stattdessen heimfahren. Es ist ungemein wichtig, dass ich London schnell erreiche.« Er runzelte die Stirn und wandte sich dann ohne ein weiteres Wort ab.
    »Sie haben mir keine Gelegenheit gegeben, Mylord, Ihnen meinen besonderen Freund, Mister Sharpe, vorzustellen«, sagte Chase.
    Lord William schenkte Sharpe einen zweiten kurzen Blick. Seine Lordschaft sah nichts, was seinen ersten Eindruck von dem Ensign änderte, dass dieser mittellos und ohne Macht war, doch er blickte nun zu ihm, schätzte ihn ein und blickte wieder fort, ohne sich zu äußern. In diesem kurzen Blickkontakt erkannte Sharpe Macht, Selbstsicherheit und Arroganz. Lord William war ein Mann, der sich seiner Macht bewusst war, mehr wollte und keine Zeit mit jemandem verschwendete, der ihm nichts zu geben hatte.
    »Mister Sharpe diente unter Sir Arthur Wellesley«, sagte Chase.
    »Wie viele tausend andere, glaube ich«, sagte Lord William gleichgültig. Dann runzelte er die Stirn. »Sie könnten mir einen Gefallen tun, Chase.«
    »Ich stehe Eurer Lordschaft selbstverständlich zur Verfügung«, sagte Chase höflich.
    »Sie haben eine Barkasse und eine Mannschaft?«
    »Ja, das haben alle Captains«, sagte Chase.
    »Wir müssen zur Calliope. Könnten Sie uns dorthin bringen?«
    »Leider, Mylord, habe ich die Barkasse Mister Sharpe versprochen«, sagte Chase, »aber ich bin überzeugt, dass er sie gern mit Ihnen teilen wird. Er fährt auch zur Calliope.«
    »Ich würde gern helfen«, sagte Sharpe.
    Lord Williams Miene verriet, dass Sharpes Hilfe das Letzte war, was er jemals erbitten würde. »Wir belassen es bei unserer gegenwärtigen Vereinbarung, Chase«, sagte er und schritt davon, als hätte er bereits genug Zeit verschwendet.
    Chase lachte leise. »Ein Boot mit Ihnen teilen, Sharpe? Lieber lässt er sich Flügel wachsen und fliegt.«
    »Es wäre eine Freude für mich gewesen, mit ihr ein Boot zu teilen«, sagte Sharpe und starrte zu Lady Grace, die starr geradeaus blickte, als eine Schar Bettler in sicherer Entfernung unter den Peitschenhieben des Kutschers wimmerte.
    »Mein lieber Sharpe«, sagte Chase und blickte der Kutsche nach, »Sie werden die Gesellschaft dieser Dame wenigstens vier Monate lang teilen, und ich bezweifle, das Sie sie jemals zu Gesicht bekommen werden. Lord Williams behauptet, sie leide an einer Nervenkrankheit und verabscheue Gesellschaft. Ich hatte sie fast einen Monat an Bord der Pucelle und habe sie gerade zwei Mal gesehen. Sie bleibt in ihrer Kabine oder wandert des Nachts übers Achterdeck, wenn niemand sie ansprechen kann. Ich wette einen Monatssold von Ihnen gegen einen Jahressold von mir, dass sie nicht einmal Ihren Namen kennen wird, wenn Sie in England eintreffen.«
    Sharpe lächelte. »Ich halte nicht viel von Wetten.«
    »Gut für Sie«, sagte Chase. »Ich Dummkopf habe letzten Monat zu viel Whist gespielt. Ich hatte meiner Frau versprochen, nicht zu viel zu riskieren, und Gott hat mich dafür bestraft. Mann, war ich ein Narr! Fast jede Nacht habe ich zwischen Kalkutta und hier gespielt und hundertsiebzig Guineen an diesen reichen Bastard verloren. Mein eigener Fehler«, gab er reumütig zu, »und ich werde nicht noch einmal der Versuchung erliegen.« Er klopfte auf die Tischplatte, wie um das zu bekräftigen. »Aber Geld ist immer knapp, nicht wahr? Ich werde einfach die Revenant aufbringen und mir ein anständiges Prisengeld verdienen müssen.«
    »Das werden Sie schaffen«, sagte Sharpe zuversichtlich.
    Chase lächelte. »Ich hoffe es. Ich hoffe es sehnlichst, aber manchmal machen die verdammten Franzmänner selbst einem richtigen Seemann einen Strich durch die Rechnung. Und die Revenant ist in den Händen von Capitaine Louis Montmorin. Er ist gut, seine Mannschaft ist gut und das Schiff ist gut.«
    »Aber Sie sind Brite«, sagte Sharpe, »also müssen Sie besser sein.«
    »Amen darauf«, sagte Chase. »Amen.« Er schrieb seine englische Adresse auf einen Zettel. Dann bestand er darauf,
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