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Sharpes Trafalgar

Titel: Sharpes Trafalgar
Autoren: Bernard Cornwell
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verhasst wird. Nelson brachte bei Abukir am Nil auch die Franklin auf, ein Schiff von großer Schönheit mit achtzig Geschützen, aber die Marine will verdammt sein, wenn sie ein Schiff hat, das nach einem verdammten, verräterischen Yankee benannt ist, und so heißt es jetzt Canopus. Aber mein Schiff behielt seinen Namen, und es ist ein hübsches Ding. Und schnell. O mein Gott, nein.« Er setzte sich aufrecht und starrte zur Straße. »Mein Gott, nein!«
    Eine offene Kutsche hatte diesen Ausruf ausgelöst, die ihre Fahrt verlangsamt hatte und jetzt jenseits des Gartentors hielt. Chase, der bis zu diesem Moment freundlich gewesen war, blickte plötzlich böse drein.
    Ein Mann und eine Frau saßen in der Kutsche, die von einem Inder gefahren wurde, der mit gelbschwarzer Livree gekleidet war. Zwei eingeborene Lakaien in derselben Livree eilten jetzt zur Kutschentür, klappten die Treppe herunter und ließen den Mann, der ein weißes Leinenjackett trug, aussteigen. Sofort schleppte sich ein Bettler auf kurzen Krücken auf die Kutsche zu, doch einer der Lakaien versetzte ihm einen Tritt, und der Kutscher beendete das Vertreiben des Bettlers mit einem Peitschenhieb.
    Der Mann mit dem weißen Jackett war in mittlerem Alter, und sein Gesicht erinnerte Sharpe an Sir Arthur Wellesley. Vielleicht lag es an der vorspringenden Nase oder an der kalten und hochmütigen Art des Mannes. Oder vielleicht, weil einfach alles um ihn, von der Kutsche bis zu den livrierten Dienern, privilegiert wirkte.
    »Lord William Hale«, sagte Chase, und aus jeder Silbe klang Abneigung.
    »Nie von ihm gehört.«
    »Er ist im Kontrollausschuss«, erklärte Chase. Dann sah er Sharpes fragenden Blick und fügte hinzu: »Sechs Männer, von der Regierung ernannt, um sicherzustellen, dass die East India Company keine Dummheiten macht. Oder eher, wenn sie welche macht, dafür zu sorgen, dass auf die Regierung keine Schuld fällt.« Er blickte an Lord William vorbei, der sich zu der Frau in der Kutsche umgedreht hatte und mit ihr sprach. »Das ist seine Gattin. Ich habe die beiden gerade von Kalkutta hergebracht, damit sie mit demselben Konvoi heimkehren können wie Sie. Sie sollten beten, dass sie nicht auch auf der Calliope sind.«
    Lord William war grauhaarig, und Sharpe nahm an, dass seine Frau ebenfalls in mittlerem Alter war. Doch als sie ihren weißen Sonnenschirm sinken ließ, hatte er freie Sicht auf sie, und ihm stockte der Atem. Sie war viel jünger als Lord William, und ihr blasses, schmales Gesicht war von einer melancholischen, fast traurigen Schönheit, die Sharpe faszinierte. Er starrte sie hingerissen an.
    Chase lächelte, als er Sharpes begeisterte Miene sah. »Sie wurde als Grace de Laverre Gould geboren, die dritte Tochter des Earl of Selby. Sie ist zwanzig Jahre jünger als ihr Mann, aber ebenso kalt.«
    Sharpe konnte nicht den Blick von Ihrer Ladyschaft nehmen. Sie war wirklich atemberaubend schön, eine ätherische, unerreichbare Schönheit. Ihr Gesicht war elfenbeinfarben und von einer Fülle schwarzen Haars umgeben, dessen Lockenpracht ganz natürlich wirkte, jedoch von ihrer Zofe kunstvoll hergerichtet worden sein musste. Sie lächelte nicht, sondern blickte ernst zu ihrem Mann auf.
    »Sie sieht eher traurig als kalt aus«, sagte Sharpe.
    Chase machte sich über den sehnsüchtigen Klang von Sharpes Stimme lustig. »Worüber sollte sie denn traurig sein? Ihre Schönheit ist ihr Glück, und ihr Mann ist so reich wie ehrgeizig und clever. Sie ist auf dem Weg, Frau Premierminister zu werden, solange Lord William keinen falschen Schritt macht, und glauben Sie mir, er tritt so leise auf wie eine Katze.«
    Lord William beendete die Unterhaltung mit seiner Frau und forderte einen Lakai mit einer Geste auf, das Tor zu öffnen.
    »Sie hätten ein Haus mit einem Zufahrtsweg nehmen sollen«, sagte der Lord leicht tadelnd, als er über den kurzen Weg zu Chase schritt. »Es ist ein großes Ärgernis, jedes Mal, wenn man einen Besuch macht, von Bettlern belästigt zu werden.«
    »Leider kennen wir Matrosen uns an Land nicht so gut aus. Darf ich Ihrer Frau eine Tasse Kaffee anbieten?«
    »Ihre Ladyschaft fühlt sich nicht wohl.« Lord William stieg die Verandatreppe hinauf, warf Sharpe einen gleichgültigen Blick zu und streckte Chase die Hand hin, als erwarte er, von ihm etwas zu bekommen. Er musste das Blut, das auf Chases Haar verkrustet war, gesehen haben, erwähnte jedoch nichts davon. »Nun, Chase, können Sie Ihre Schuld begleichen?«
    Chase
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