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Sharpes Trafalgar

Titel: Sharpes Trafalgar
Autoren: Bernard Cornwell
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hätte verdammt Glück gehabt, wenn ich überlebt und mein Kommando behalten hätte. Aber wie hätte ich ahnen können, dass er eine Privatarmee hat?«
    »Wir sind alle unbeschadet davongekommen, Sir.«
    »Das haben wir Ihnen zu verdanken, Sharpe, nur Ihnen.« Chase schauderte es. »Mein Vater sagte immer, ich würde tot sein, bevor ich dreißig bin, und ich habe das schon um fünf Jahre überlebt, aber eines Tages werde ich in einer Klemme stecken, aus der mich kein Ensign rausholen kann.« Er klopfte gegen den Beutel mit dem Geld, das er von Nana Rao und Panjit erhalten hatte. »Und zwischen uns beiden, Sharpe, dieses Geld ist ein Glücksfall. Ein Geschenk des Himmels! Meinen Sie, man kann Mangos in England anpflanzen?«
    »Ich weiß nicht, Sir.«
    »Ich werde es versuchen. Ein paar an einer warmen Stelle des Gartens anpflanzen, und wer weiß? Vielleicht gelingt das.« Chase schenkte Kaffee ein und streckte die langen Beine aus. Er war neugierig, warum ein Mann Ende zwanzig ein Ensign war, und er stellte die Frage sehr taktvoll. Als er herausfand, dass Sharpe aus den Mannschaften aufgestiegen war, war seine Bewunderung echt. »Ich hatte einst einen Captain, der vom Matrosen aufgestiegen war«, erzählte er Sharpe. »Und der war verdammt gut! Kannte sein Geschäft. Verstand, was in den dunkelsten Ecken vorging, in die die meisten Captains nicht zu gucken wagten. Ich nehme an, die Armee kann sich glücklich mit Ihnen preisen, Sharpe.«
    »Ich bin mir nicht so sicher, dass es so ist, Sir.«
    »Ich werde es einigen Leuten ins Ohr flüstern, Sharpe. Aber wenn ich die Revenant nicht erwische, werden mir nur wenige zuhören.«
    »Sie werden sie erwischen, Sir.«
    »Ich bete darum, aber sie ist höllisch schnell. Schnell und kaum zu schnappen. Alle französischen Schiffe sind das. Gott weiß, dass die Scheißer sie nicht segeln können, aber sie wissen, wie man sie baut. Französische Schiffe sind wie französische Frauen, Sharpe. Schön und schnell bereit, aber hoffnungslos bemannt. Nehmen Sie etwas Senf.« Chase schob das Senftöpfchen über den Tisch, dann tätschelte er ein mageres Kätzchen, während er an den Palmen vorbei zum Meer blickte. »Ich möchte noch einen Kaffee«, sagte er. Dann wies er zur See. »Da ist die Calliope.«
    Sharpe hielt Ausschau, konnte jedoch nur eine Masse von Schiffen weit draußen jenseits des Hafens erkennen, der voller Proviantboote, Barkassen und Fischerboote war.
    »Es ist das, bei dem die Topsegel trocknen«, sagte Chase, und Sharpe sah, dass bei einem der fernen Schiffe die obersten Segel von den Rahen hingen und im leichten Wind flatterten. Auf diese Distanz wirkte die Calliope wie eines der anderen Dutzend Schiffe der East India Company, die zusammen heimsegeln würden, um sich im Verbund gegen die Freibeuter verteidigen zu können, die den Indischen Ozean unsicher machten. Von Land aus sahen sie wie Kriegsschiffe aus, denn ihr Rumpf war schwarz und weiß gestrichen, um vorzutäuschen, dass massive Breitseiten hinter geschlossenen Stückpforten verborgen waren, doch die List würde keinen Freibeuter täuschen. Diese Schiffe, vollgestopft mit den Reichtümern Indiens, waren die größten Prisen, die sich jeder Korsar oder französische Marine-Kapitän wünschen konnte. Wenn man gut leben und reich sterben wollte, dann brauchte man nur einen Ostindienfahrer aufzubringen. Deshalb segelten die großen Schiffe im Konvoi.
    »Wo ist Ihr Schiff, Sir?«, fragte Sharpe.
    »Kann es von hier nicht sehen«, sagte Chase. »Es liegt auf einer Sandbank auf der fernen Seite von Elephant Island auf der Seite.«
    »Auf der Seite?«
    »Ja, wir haben es auf die Seite gelegt, damit wir ihr den Hintern polieren können.«
    »Wie heißt es?«
    Chase blickte beschämt. »Pucelle«, sagte er.
    »Pucelle? Klingt französisch.«
    »Es ist französisch, Sharpe. Es heißt Jungfrau.« Chase tat, als wäre er beleidigt, als Sharpe lachte. »Sie haben schon von la Pucelle d'Orleans gehört?«, fragte er.
    »Nein, Sir.«
    »Die Jungfrau von Orleans, Sharpe, war Jeanne d'Arc, und das Schiff wurde nach ihr benannt, und ich vertraue darauf, dass es nicht endet wie Jeanne, also nicht verbrannt wird.«
    »Aber warum hat man ein englisches Schiff nach einer Französin benannt, Sir?«, fragte Sharpe.
    »Wir haben es nicht so getauft. Die Franzmänner haben das getan. Es war ein französisches Schiff, bis Nelson es bei Abukir aufbrachte. Wenn ein Schiff aufgebracht wird, Sharpe, behält es den alten Namen, bis er wirklich
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