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Sharpes Trafalgar

Titel: Sharpes Trafalgar
Autoren: Bernard Cornwell
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die er dem Händler bezahlt hatte, noch dreihundert in der Tasche, während Sharpe zweihundert Rupien besaß. Sharpe nahm an, dass er alles in allem an diesem Abend gut verdient hatte, besonders, weil Panjit versprochen hatte, ihm die Hängematte, Decken, Laterne, Arrak, Tabak und Filtermaschine im Morgengrauen kostenlos zur Calliope zu liefern.
    Die beiden Inder waren begierig gewesen, die Engländer versöhnlich zu stimmen. Als ihnen klar wurde, dass Chase und Sharpe nicht beabsichtigten, dem Rest der geschröpften Opfer zu verraten, dass Nana Rao noch lebte, hatten die Händler ihre unerwünschten Gäste beköstigt, ihnen reichlich Arrak eingeschenkt, das Geld ausbezahlt, ewige Freundschaft geschworen und ihnen eine gute Nacht gewünscht.
    Jetzt schlenderten Chase und Sharpe durch die dunkle Stadt.
    »Himmel, stinkt es hier!«, sagte Chase.
    »Sind Sie noch nicht hier gewesen?«, fragte Sharpe überrascht.
    »Ich bin fünf Monate in Indien gewesen«, sagte Chase, »aber immer auf See. Jetzt lebe ich seit einer Woche an Land, und überall riecht es übel. Mein Gott, wie diese Stadt stinkt!«
    »Nicht mehr als London«, sagte Sharpe.
    Das stimmte zwar, aber die Gerüche waren verschieden. Statt nach Kohlenrauch stank es nach Ochsendungrauch, Kräutern und Abwässern. Es war ein süßes Gemisch, jedoch nicht unangenehm. Sharpe erinnerte sich, wie er bei seiner Ankunft vor dem Geruch zurückgeprallt war, der jetzt sogar etwas Anheimelndes für ihn hatte.
    »Ich werde den Duft vermissen«, gab er zu. »Manchmal wünschte ich, nicht nach England zurückzukehren.«
    »Mit welchem Schiff reisen Sie?«
    »Mit der Calliope.«
    Chase fand das anscheinend amüsant. »Und was halten Sie von Mister Seltsam?«
    »Mister Seltsam?«
    »Ich meine natürlich den seltsamen Cromwell, den Kapitän.« Chase sah Sharpe an. »Sie haben ihn doch gewiss kennen gelernt!«
    »Nein, habe ich nicht. Ich habe noch nie von ihm gehört.«
    »Aber der Konvoi muss schon vor zwei Monaten eingetroffen sein«, sagte Chase.
    »So ist es.«
    »Dann hätten sie ihn sehen müssen. Peculiar (seltsam, sonderbar) ist übrigens sein richtiger Name. Peculiar Cromwell. Komisch, wie? Er war einst bei der Marine wie die meisten Kapitäne in Ostindien, aber Peculiar nahm seinen Abschied, weil er reich werden wollte. Und weil er glaubte, Admiral werden zu können, ohne lange Jahre als Captain zu dienen. Er ist eine seltsame Seele. Aber er segelt ein prächtiges, schnelles Schiff. Ich kann kaum glauben, dass Sie sich nicht um seine Bekanntschaft bemüht haben.«
    »Warum sollte ich?«, fragte Sharpe.
    »Um sicherzustellen, dass Sie einige Privilegien an Bord bekommen, meine ich natürlich. Kann ich davon ausgehen, dass Sie auf dem Zwischendeck reisen?«
    »Ich reise billig, falls Sie das meinen.« Sharpes Stimme klang bitter. Der niedrigste Fahrpreis hatte immer noch hundertsieben Pfund und fünfzehn Schilling gekostet. Er hatte angenommen, die Armee würde für die Reise zahlen, doch sie hatte sich geweigert, hatte gesagt, dass Sharpe eine Einberufung der 95 th Rifles nachkommen würde, und wenn die 95 th Rifles seine Passage nicht zahlen wollten, dann zum Teufel mit ihnen, mit ihren schrecklichen grünen Uniformröcken, und zum Teufel mit Sharpe. So hatte er einen der kostbaren Diamanten aus dem Saum seines roten Rockes genommen und die Reise selbst bezahlt. Er besaß immer noch die wertvollen Steine, die er von Tippu Sultans Leiche in Seringapatam erbeutet hatte, doch es widerstrebte ihm, den Schatz für die East India Company auszugeben. Britannien hatte ihn nach Indien geschickt, und Sharpe war der Ansicht, dass das Land ihn dann auch zurückholen sollte.
    »Es wäre clever gewesen, Sharpe, wenn Sie sich Peculiar vorgestellt hätten, während er sich an Land aufhielt, und dem gierigen Kerl ein Geschenk gemacht hätten, damit er Ihnen ein anständiges Quartier zuweist. Aber wenn Sie Peculiar nicht geschmiert haben, wird er Sie höchstwahrscheinlich im Unterdeck mit den Ratten einquartieren. Das Hauptdeck ist viel besser und kostet keinen Penny mehr, aber das Unterdeck ist nichts außer Furzen, Kotzen und dem Anblick von Elend auf dem ganzen Heimweg.«
    Die beiden Männer hatten die schmalen Gassen verlassen und führten die Barkassen-Mannschaft durch eine Straße, die von Abwasserrinnen gesäumt war. Es war ein Viertel mit Blechschmieden. Die Schmiedefeuer brannten bereits hell und Hammerschläge erfüllten die Dunkelheit. Kühe beäugten die vorbeigehenden
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