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Sharpes Trafalgar

Titel: Sharpes Trafalgar
Autoren: Bernard Cornwell
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beendete Lucas' Kampf. Die Redoutable wurde aufgebracht, war jedoch durch Geschützfeuer so stark beschädigt, dass sie in dem folgenden Sturm sank. Die Victory hatte 57 Tote - einschließlich Nelson - und 102 Verwundete zu beklagen. Auf der Redoutable waren 22 der 74 Geschütze nicht mehr einsatzbereit, und von ihrer Mannschaft waren von 643 Männern 487 tot und 81 verwundet. Diese außerordentlich hohe Verlustrate (88 %) war verursacht durch Geschützfeuer, nicht durch Musketenfeuer. Die eröffnende Breitseite der Royal Sovereign mit doppelter Ladung bestrich die französische Fougueux und tötete oder verwundete die halbe Mannschaft mit diesem einen Schlag. Als die Victory später in der Schlacht Villeneuves Flaggschiff, die Bucentaure, mit Feuer bestrich, schaltete sie zwanzig ihrer achtzig Geschütze aus und tötete oder verwundete wieder die Hälfte der Mannschaft.
    Die Unterschiede der Verlustraten war außergewöhnlich. Die Briten verloren 1500 Mann, entweder getötet oder verwundet, während die Verluste der Franzosen und Spanier ungefähr 17 000 betrugen, Zeugnis der schrecklichen Wirksamkeit des britischen Geschützfeuers. Verschiedene britische Schiffe wurden mit Feuer bestrichen - wie die erfundene Pucelle -, doch keines hatte die hohen Verluste wie die feindlichen Schiffe, die an Bug oder Heck einer britischen Breitseite ausgeliefert waren. Die Victory erlitt die höchsten Verluste der britischen Flotte, während vermutlich das am meisten beschädigte aller britischen Schiffe, die Belleisle, die in das südliche Gewimmel gesegelt und oft beharkt worden war, all ihre Masten und den Bugspriet verlor und nur 33 Tote und 93 Verwundete hinnehmen musste. Vierzehn der feindlichen Schiffe beklagten mehr als hundert Tote, während bei vierzehn britischen Schiffen nur zehn oder mehr Männer getötet worden waren. Ein britisches Schiff, das wie eine »Heumiete« segelte, hatte überhaupt keine Verluste, vermutlich weil ihr langsames Tempo sie bis zum späten Nachmittag von der Schlacht fernhielt, als nur noch wenige Feinde Widerstand leisteten. Die Ungleichheit der Verluste gibt nicht die Zähigkeit wieder, mit der die meisten Feinde kämpften. Sie wurden vom überlegenen britischen Geschützfeuer dezimiert, kämpften jedoch hartnäckig weiter. Die meisten der französischen und spanischen Mannschaften waren schlecht ausgebildet, und einige hatten keinerlei Erfahrung mit Seegefechten, doch es mangelte ihnen nicht an Mut.
    Die hohe Verlustrate der Victory lag zum Teil an Lucas' Taktik, sie mit Musketenfeuer zu bestreichen, und zum Teil daran, dass sie das erste britische Schiff im nördlichen Keil der Flotte war und eine kurze Zeit allein kämpfte. Sie trug auch den Wimpel des Admirals, und so wurde sie zur Zielscheibe für mehrere feindliche Schiffe. Collingwoods Flaggschiff, die Royal Sovereign, erstes im südlichen Keil der feindlichen Flotte und ebenfalls mit dem Wimpel eines Admirals, hatte 47 Tote und 94 Verwundete zu beklagen, die größten Verluste aller Schiffe in Collingwoods Geschwader.
    Die Schlacht war wirklich entscheidend. Sie erschütterte die Moral der französischen und spanischen Marine, die sich für den Rest der Napoleonischen Kriege nicht mehr erholte. Die britische Macht auf See war nun dominierend und blieb es bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Nelson beeindruckte Britannien mehr als jeder andere in der Welt des 19. Jahrhunderts. Es wird oftmals gesagt, dass seine Taktiken revolutionär waren, und das waren sie auch, denn die normale Marinekriegsführung im Kampf einer Flotte gegen die andere war, parallele Schlachtlinien zu bilden und Breitseite gegen Breitseite zu kämpfen. Doch schon 1797 vor Camperdown hatte Admiral Duncan seine Flotte aus sechzehn britischen Linienschiffen in zwei Geschwader formiert, mit denen er geradewegs in die Breitseiten von achtzehn holländischen Schiffen der Schlachtlinie segelte. Und am Ende der Schlacht hatte er elf dieser Schiffe aufgebracht und keines seiner eigenen verloren. Indem Nelson wie zuvor Duncan seine Geschwader direkt in die feindliche Linie segeln ließ, setzte er darauf, dass seine Schiffe ständigen Beschuss überstehen konnten. Bei Trafalgar konnten die britischen Schiffe mindestens zwanzig Minuten nach Eröffnung der Schlacht keinen einzigen Schuss abfeuern, während sie von einem Dutzend der feindlichen Schiffe unaufhörlich beschossen wurden. Nelson wusste das, riskierte es und war überzeugt, dass er trotzdem siegen konnte. Erst als die
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