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Sharpes Trafalgar

Titel: Sharpes Trafalgar
Autoren: Bernard Cornwell
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wollen nach Cadiz?«, fragte er Vaillard.
    »Ich bin Diplomat«, protestierte der Franzose. »Sie müssen mich dementsprechend behandeln!«
    »Ich werde Sie verdammt behandeln, wie ich will«, sagte Sharpe. »Hier gibt es keine verdammten Regeln, und wenn Sie wollen, dann segeln Sie verdammt noch mal nach Cadiz.« Er packte Vaillard am grauen Rock. Der Franzose wehrte sich, wich zurück von der geöffneten Tür, hinter der die Reste der Latrine über der See hingen. Sharpe schlug ihm mit dem Griff der Pistole über den Schädel und stieß ihn durch die Tür. Schreiend stürzte der Franzose ins Meer.
    Ein britischer Matrose, dessen Zopf fast bis zur Hüfte reichte, hatte das beobachtet. »Musste das sein, Sir?«
    »Er wollte das Schwimmen lernen«, sagte Sharpe und steckte die Pistole ein.
    »Als Franzmann sollte er schwimmen können, Sir«, meinte der Seemann. »Es liegt ihnen in der Natur.« Er trat neben Sharpe und blickte ins Wasser hinab. »Aber er kann es nicht.«
    »Er ist also kein guter Franzmann«, sagte Sharpe.
    »Aber er sah reich aus, Sir.« Der Seemann sah Sharpe tadelnd an. »Wir hätten ihn durchsuchen können, bevor er schwimmen ging.«
    »Tut mir leid«, sagte Sharpe, »daran habe ich nicht gedacht.«
    »Und jetzt ertrinkt er«, sagte der Seemann.
    Vaillard planschte verzweifelt, dass das Wasser spritzte, ging jedoch trotz seiner panischen Bemühungen unter. Hatte er die Wahrheit über seinen geschützten Status als Diplomat gesagt? Sharpe war sich dessen nicht sicher, doch wenn er nicht gelogen hatte, dann war es besser, wenn er nicht mehr dazu kam, in Paris sein Gift zu verbreiten.
    »Nach Cadiz geht es da lang!«, rief Sharpe zu dem mit den Wellen kämpfenden Mann hinunter und wies ostwärts, doch Vaillard hörte ihn nicht. Vaillard starb.
    Pohlmann war bereits tot. Sharpe fand den Hannoveraner auf dem Achterdeck, wo Pohlmann die Gefahr mit Montmorin geteilt hatte und früh in der Schlacht durch eine Kanonenkugel gestorben war, die ihm die Brust aufgerissen hatte. Das Gesicht des Deutschen, sonderbarerweise ohne einen Blutstropfen, schien zu lächeln. Eine Woge hob die Revenant an und wiegte Pohlmanns Leichnam.
    »Er war ein tapferer Mann«, sagte jemand. Sharpe blickte auf und sah Capitaine Louis Montmorin. Montmorin hatte Chase das Schiff übergeben und mit Tränen in den Augen seinen Degen angeboten, doch Chase hatte ihn nicht genommen. Stattdessen hatte er Montmorin die Hand geschüttelt, dem Franzosen sein Mitleid ausgedrückt und ihm zu den Kampfqualitäten seines Schiffs und der Besatzung gratuliert.
    »Er war ein guter Soldat«, sagte Sharpe und blickte auf Pohlmanns Gesicht hinab. »Er hatte nur die schlechte Gewohnheit, sich für die falsche Seite zu entscheiden.«
    Wie es bei Peculiar Cromwell der Fall gewesen war. Der Kapitän der Calliope lebte noch. Er sah besorgt aus, wozu er auch allen Grund hatte, denn auf ihn wartete eine Anklage und Bestrafung, doch er richtete sich kerzengerade auf, als er Sharpe sah. Es überraschte ihn anscheinend nicht, vielleicht hatte er bereits vom Schicksal der Calliope erfahren.
    »Ich habe Montmorin geraten, nicht zu kämpfen«, sagte er, als Sharpe zu ihm ging. Cromwell hatte sein langes Haar kurz geschnitten, vielleicht bei dem Versuch, sein Aussehen zu verändern, doch seine buschigen Brauen und das lange Kinn waren nicht zu übersehen. »Ich habe ihm gesagt, dass dieser Kampf nicht unsere Sache ist. Wir sollten nur Cadiz erreichen, nichts sonst, aber er bestand darauf, zu kämpfen.« Er streckte Sharpe die Hand hin. »Es freut mich, dass Sie leben, Ensign.«
    »Es freut Sie, dass ich lebe?« Sharpe spuckte die Worte fast in Cromwells Gesicht. »Sie Bastard!« Er packte Cromwell am Kragen. »Wo ist es?«
    »Wo ist - was?«, erwiderte Cromwell.
    »Versuchen Sie nicht, mich zu verscheißern, Peculiar«, sagte Sharpe. »Sie wissen verdammt genau, was ich haben will. Also wo, zum Teufel, ist es?«
    Cromwell zögerte, dann brach sein Widerstand zusammen. »Im Laderaum«, murmelte er und zuckte zusammen, als er an seine Niederlage dachte. Er hatte sein Schiff verkauft, weil er geglaubt hatte, die Franzosen würden die Welt beherrschen, und jetzt war er Teil der zerstörten französischen Hoffnungen. Fast ein Dutzend französische und spanische Schiffe waren aufgebracht worden, und die Briten hatten kein einziges Schiff eingebüßt, aber er, Peculiar Cromwell, war verloren.
    »Clouter!« Sharpe sah den blutbesudelten Mann aufs Achterdeck
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