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Sharpes Trafalgar

Titel: Sharpes Trafalgar
Autoren: Bernard Cornwell
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bellte er seine Mannschaft an, dass sie ihre Riemen einziehen sollten, damit die Barkasse an der Plattform anlegen konnte. »Ich wünsche Ihnen eine schnelle, sichere Reise, Sir«, sagte der Bootsmann. »Zurück nach England, wie?«
    »Zurück nach England«, sagte Sharpe und beobachtete, wie die Riemen angehoben wurden und Hopper den letzten Schwung der Barkasse nutzte, um längs der schwimmenden Plattform anzulegen. Sharpe gab Hopper eine Münze, tippte grüßend vor Mister Collier an seinen Hut, dankte der Bootsbesatzung und trat auf die Plattform. Von dort stieg er zum Hauptdeck, vorbei an einer offenen Stückpforte, in der ein poliertes Kanonenrohr zu sehen war.
    Ein Offizier wartete hinter der Eingangsluke.
    »Ihr Name?«, fragte er gebieterisch.
    »Richard Sharpe.«
    Der Offizier schaute auf eine Liste. »Ihr Gepäck ist bereits an Bord, Mister Sharpe, und dies ist für Sie.« Er nahm ein gefaltetes Blatt Papier aus der Tasche und reichte es Sharpe. »Die Regeln des Schiffes. Lesen, markieren, lernen und genau befolgen. Ihre Position ist Geschütz Nummer fünf.«
    »Meine was?«, fragte Sharpe.
    »Von jedem männlichen Passagier wird erwartet, dass er hilft, das Schiff zu verteidigen, Mister Sharpe. Geschütz Nummer fünf.« Der Offizier winkte über das Deck, auf dem sich die Gepäckstücke so häuften, dass keines der Geschütze auf der anderen Seite zu sehen war, und rief: »Mister Binns!«
    Ein sehr junger Offizier bahnte sich eilig einen Weg durch das aufgestapelte Gepäck. »Sir?«
    »Bringen Sie Mister Sharpe ins Steuerdeck. Sieben mal sechs für ihn, Mister Binns, sieben mal sechs. Hammer und Nägel, flott jetzt.«
    »Hier entlang«, sagte Binns zu Sharpe und wandte sich schnell nach achtern. »Den Hammer und die Nägel habe ich, Sir.«
    »Die was?«
    »Hammer und Nägel, Sir, damit Sie Ihre Möbelstücke festnageln können. Wir wollen vermeiden, dass sie bei rauem Wetter verrutschen, Sir. Bei rauer See könnte das ein Chaos geben, Sir. Wenn wir die Straße von Madagaskar erreichen, kann es dort unruhig werden, Sir, sehr unruhig.« Binns eilte weiter, verschwand einen Niedergang hinab wie ein Kaninchen, das in seinen Bau stürzt.
    Sharpe folgte ihm, doch bevor er den Niedergang erreichte, wurde er von Lord William Hale angesprochen, der hinter einem Stapel Kisten hervortrat.
    »Ihr Name?«, fragte Hale.
    In Sharpe stieg Zorn auf. Er wusste, dass es das Vernünftigste gewesen wäre, klein beizugeben, denn Hale war in London offenbar ein einflussreicher Mann, doch Sharpe hatte eine starke Abneigung gegen den Lord entwickelt.
    »Derselbe wie vor zehn Minuten«, antwortete er schroff.
    Lord William blickte in Sharpes sonnenverbranntes, hartes Gesicht mit der Narbe.
    »Sie sind impertinent, und ich dulde keine Impertinenz«, sagte Lord William. Sein Blick glitt zum schmuddelig weißen Besatz auf Sharpes Uniformrock. »Vierundsiebzigstes? Ich bin bekannt mit Colonel Wallace und werde ihn von Ihrer Unbotmäßigkeit wissen lassen.« Bis jetzt hatte Lord William die Stimme, die ohnehin kalt und hart war, noch nicht erhoben, doch jetzt klang eine Spur von Empörung darin mit. »Sie hätten mich mit dieser Pistole töten können!«
    »Sie töten?«, fragte Sharpe. »Nein, das konnte ich nicht. Ich habe nicht auf Sie gezielt.«
    »Sie werden gleich an Colonel Wallace schreiben, Braithwaite«, sagte Lord William zu dem jungen Mann in der schwarzen Kleidung, »und dafür sorgen, dass der Brief noch an Land kommt, bevor wir absegeln.«
    »Selbstverständlich, Mylord. Sofort, Mylord«, sagte Braithwaite. Er war offenkundig der Sekretär von Lord William, und er warf Sharpe einen mitleidigen Blick zu, der sagte, dass er sich gegen Kräfte aufgelehnt hatte, die zu stark für einen Ensign waren.
    Lord William trat zur Seite, und Sharpe konnte Binns folgen, der die Konfrontation vom Niedergang aus beobachtet hatte.
    Sharpe war nicht besorgt wegen Lord Williams Drohung. Seine Lordschaft konnte tausend Briefe an Colonel Wallace schreiben und würde damit nicht viel erreichen, denn er war nicht länger in dessen Einheit. Er trug die Uniform nur noch, weil er keine andere hatte, aber wenn er erst wieder in Britannien war, würde er sich den 95. Schützen mit ihrer sonderbar grünen Uniform anschließen. Die Vorstellung, Grün zu tragen, gefiel ihm nicht sonderlich. Er hatte immer Rot getragen.
    Binns wartete am Fuß des Niedergangs. »Steuerdeck, Sir«, sagte er. Dann schob er sich durch einen Segeltuchvorhang in einen
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