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Sharpes Trafalgar

Titel: Sharpes Trafalgar
Autoren: Bernard Cornwell
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dunklen, feuchten und übel riechenden Raum. »Dies ist der Steuerraum, Sir.«
    »Warum wird er so genannt?«
    »Von hier aus pflegte man die Schiffe zu steuern, Sir, in den alten Tagen, bevor es das Steuerrad auf dem Quarterdeck gab. Kolonnen von Männern zogen an Tauen, Sir, es muss die Hölle gewesen sein.« Der Raum sah immer noch höllisch aus. Das trübe Licht von ein paar Laternen kämpfte gegen die Düsternis an, in der ein Dutzend Matrosen Trennwände aus Segeltuch nagelten, um den stinkenden Raum in ein Gewirr von kleinen Kammern aufzuteilen.
    »Eins sieben mal sechs!«, rief Binns, und ein Matrose wies zur Steuerbordseite, wo die Trennwände bereits standen. »Treffen Sie Ihre Wahl, Sir«, sagte Binns, »denn Sie sind einer der ersten Gentlemen an Bord, aber wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, dann würde ich mir das Quartier so weit wie möglich achtern suchen und am besten nicht mit einem Geschütz teilen, Sir.« Er wies zu einer 18-Pfünder-Kanone, die eine der Kabinen halb ausfüllte. Die Kanone war festgezurrt und auf eine geschlossene Stückpforte gerichtet.
    Binns führte Sharpe in eine leere Kabine neben der Tür, wo er einen Leinenbeutel auf den Boden warf. »Darin sind ein Hammer und Nägel, Sir, und sobald Ihre Sachen geliefert werden, können sie alles tipptopp sichern.« Er schlug eine Segeltuchseite der Kabine zurück und band sie fest, sodass etwas trübes Laternenlicht in die Kabine fallen konnte, dann stampfte er leicht mit dem Fuß auf den Boden. »Da drunter ist all das Geld, Sir«, sagte er heiter.
    »Das Geld?«, fragte Sharpe.
    »Eine Fracht von Indigo, Sir, Salpeter, Silberbarren und Seide. Genug, um uns alle tausend Mal reicher zu machen.« Er grinste, dann ließ er Sharpe in der winzigen Segeltuchkabine zurück, die in den nächsten vier Monaten sein Heim sein würde.
    Die hintere Wand seiner Kabine war die gewölbte Seite des Schiffes. Die Decke war niedrig und wurde gekreuzt von schweren, schwarzen Balken, in denen einige Haken rosteten. Der Boden war das Deck, übersät mit alten Nagellöchern, wo frühere Passagiere ihre Truhen angenagelt hatten. Die verbleibenden drei Wände bestanden aus schmutzigem Segeltuch, doch es war himmlisch im Vergleich zu dem Komfort, den er gehabt hatte, als er von Britannien nach Indien gesegelt war. Da war er ein Private gewesen und hatte mit einer Hängematte und nur so viel Platz, wie er zum Schwingen brauchte, vorlieb nehmen müssen.
    Er hockte sich vor seine Kabine, wo eine Laterne etwas Licht bot, und entfaltete den Zettel mit den Regeln des Schiffes. Sie waren gedruckt, doch nachträglich waren einige Bemerkungen mit Tinte dazugeschrieben worden. Es war ihm verboten, über das Achterdeck zu gehen, es sei denn, der Kapitän oder der Offizier der Wache forderte ihn dazu auf. Und zu diesem Verbot hatte jemand die Warnung hinzugefügt, dass er - selbst wenn er sich mit Genehmigung des Kapitäns auf dem Achterdeck aufhielt - niemals zwischen den Kapitän und die Wetter-Reling treten durfte. Sharpe wusste nicht einmal, was die Wetter-Reling war.
    Wenn man an Deck trat, musste man seinen Hut zum Achterdeck hin ziehen, selbst wenn der Kapitän nicht in Sicht war. Das Spielen war verboten. Der Zahlmeister würde, wenn das Wetter es zuließ, jeden Sonntag Gottesdienst abhalten, und die Passagiere mussten ihn besuchen, wenn sie nicht mit einem Attest vom Schiffsarzt entschuldigt waren.
    Frühstück wurde um 8 Uhr am Morgen ausgegeben, Mittagessen um 12 Uhr, Tee gegen 16 Uhr und das Abendessen um 20 Uhr. Alle männlichen Passagiere mussten sich mit der Quartiermarke ausweisen, die ihnen ihre Dienst-Station zuwies. Auf den unteren Decks durften keine abgeschirmten Flammen angezündet und alle Laternen mussten um neun Uhr abends gelöscht sein. Das Rauchen war wegen der Brandgefahr verboten, und Passagiere, die Kautabak kauten, mussten die Spucknäpfe benutzen. Das Spucken auf Deck war strikt verboten.
    Kein Passagier durfte ohne Genehmigung eines Schiffsoffiziers die Takelage erklettern. Es war keine schmutzige Sprache an Bord erlaubt.
    »Allmächtiger!«, grollte ein Matrose, als er sich mit Sharpes Arrak-Fass abschleppte. Zwei andere Seeleute trugen sein Bett, und ein anderes Paar seine Truhe.
    »Haben Sie ein Tau, Sir?«, fragte einer von ihnen.
    »Nein.«
    Der Matrose gab Sharpe ein Hanfseil und zeigte ihm, wie er die hölzerne Truhe und das schwere Holzfass, das fast seine kleine Kabine ausfüllte, sichern sollte. Sharpe gab dem Mann eine Rupie als
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