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Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)

Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)

Titel: Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
Autoren: Corina Bomann
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sie froh zu sein, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.
    »Ich habe von Eurem Verlust gehört«, sagte Madame d’Azième, als sie neben mich trat. »Es tut mir leid.«
    Während der restlichen Überfahrt hatte ich mich von den Katharern ferngehalten, und da sie gespürt hatte, was in mir vorging, hatte Jeanne d’Azième meine Nähe ebenfalls nicht gesucht. Jetzt sah sie mich beinahe schüchtern an, als fürchte sie, dass ihre Worte mein Leid nur noch schlimmer machen würden.
    »Das ist sehr freundlich von Euch.« Ich brachte es nicht über mich, sie anzusehen, denn sonst hätte sie mitbekommen, dass Tränen in meinen lavendelfarbenen Augen standen.
    »Werdet Ihr noch eine Weile bei uns bleiben oder gleich wieder in Eure Heimat zurückkehren?«
    »Wir haben Euch in dieses Land gebracht, nun werden wir auch dafür sorgen, dass Ihr eine gute Unterkunft bekommt. Vielleicht solltet Ihr eine eigene Siedlung gründen.«
    »Das darf man hier sicher auch nur mit Erlaubnis des Königs.«
    »Wir werden dafür sorgen, dass der König sie Euch gibt.«
    Jeanne d’Azième sah mich prüfend an. Jetzt kam auch ich nicht mehr umhin, sie anzusehen.
    »Ihr habt die Augenfarbe eines Engels«, stellte sie lächelnd fest. »Ich bin sicher, dass Ihr wieder glücklich sein werdet. Vielleicht bringt Gott Euch auch den Mann, den Ihr liebt, zurück. Nichts geht verloren auf dieser Welt.«
    »Glaubt Ihr denn, dass Ihr Giselle eines Tages wiedersehen werdet?«
    »Ich glaube nicht nur daran, ich weiß es.« Sanft legte sie ihre Hand auf meinen Arm, und auf einmal war es, als würde eine tröstliche Wärme durch meine Haut strömen und mein Herz umfangen. Offenbar hatten die Frauen der Azièmes die Kraft, alle Wunden zu lindern. Auch jene, die das Schicksal schlug.
    »Ich danke Euch für alles, was Ihr bisher getan habt – und was Ihr noch tun werdet. Meine Familie wird Euch verbunden bleiben, bis der letzte Tropfen unseres Blutes versiegt.«
    Damit wandte sie sich um und kehrte zu ihren beiden Enkelinnen zurück, die an der Reling warteten, begierig, das Schiff zu verlassen. David winkte Maria hinterher und wischte verstohlen eine Träne von seiner Wange. Das Mädchen winkte mit beiden Armen, dann hängte es sich an Madame d’Azièmes Röcke und hopste von Deck.
     
    Während die anderen noch vor Einsetzen der Dunkelheit zum Aufbruch rüsteten, hockte ich mich ans Meeresufer und blickte hinaus auf die grauen Tiefen, die mir meinen Liebsten genommen hatten. Der Schmerz in meiner Brust war mit nichts, was ich je gefühlt hatte, zu vergleichen. Und doch ertrug ich ihn schweigend, trotz der Tränen, die über meine Wangen liefen.
    Als ich Schritte hinter mir hörte, wandte ich mich nichtum. Egal wer da mit mir reden wollte, er würde mich nicht trösten können.
    »Wir haben ein verlassenes Gut gefunden, hier ganz in der Nähe.«
    Nachdem sie sich ein paar Pferde am Hafen besorgt hatten, war Sayd zusammen mit Jared und Belemoth zu einem Erkundungsritt aufgebrochen. Jetzt setzte er sich neben mich in den feuchten Sand. Unter dem grauen Himmel wirkte seine Haut noch heller als sonst und das Schwarz seines Haars noch dunkler. Er blickte hinaus aufs Meer und fuhr fort: »Solange niemand das Anwesen beansprucht, werden wir es für die Flüchtigen herrichten.«
    Ich nickte. Sayd schien auf eine Antwort zu warten, doch ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte.
    »Ich glaube, ich verstehe jetzt, warum Richard Löwenherz unbedingt ins Heilige Land ziehen wollte.« Jetzt sah er mich an. Ich wandte ihm das Gesicht zu, als sein Blick an meiner Schläfe zu kribbeln begann. »Dieses Land ist das wohl feuchteste und kälteste, das ich je gesehen habe.«
    »Vielleicht war es ein Fehler, herzukommen«, entgegnete ich leise.
    »Nein, war es nicht. Auch wenn ich dieses Land nicht in meinen Visionen gesehen habe, fühlt es sich richtig an. Du hast gesehen, wie unbändig das Meer ist. Niemand wird sich leichtfertig auf seine Wogen begeben. Die Frauen und Kinder werden ein neues Leben beginnen und hier heimisch werden.«
    »Glaubst du, dass sie eines Tages zurückkehren werden?«
    Ein Schatten huschte über Sayds Augen. »Nein, das glaube ich nicht. Die Katharer werden untergehen. Nicht weil mir Allah dieses Bild sandte, sondern weil ihr Glaube in vielen Punkten dem Leben widerspricht. Jene, die zurückgeblieben sind, werden entweder sterben oder sich wieder demChristentum zuwenden. Und diese Menschen hier werden neu anfangen, sich mit den
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