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Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)

Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)

Titel: Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
Autoren: Corina Bomann
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ich und wollte ihm schon hinterherspringen, als ich von jemandem gepackt und zurückgerissen wurde.
    »Bleib hier, du kannst nichts tun.« Es waren Sayds Stimme und seine Arme.
    Noch nie zuvor habe ich jemanden so gehasst wie in diesem Augenblick ihn. Ich zappelte, schaffte es schließlich, mich loszumachen, und wurde gegen die Reling geschleudert. Als ich über den Rand spähte, war Gabriel nicht mehr zu sehen. Die Wellen hatten sich über ihm geschlossen.
    Ich heulte auf, schrie meinen Schmerz hinaus in den tosenden Sturm, während Sayd mich die ganze Zeit festhielt, mit dem anderen Arm hatte er sich an einem Seil gesichert. Lange blieben wir so, bis der Sturm endlich nachließ. Schluchzend presste ich mich an Sayds Brust, während das Ächzen leiser und uns klar wurde, dass wir dieses Unwetter überlebt hatten.
     
    Als wollten uns die Götter verspotten, folgte dem Sturm klarer Sonnenschein, der meine Kleider im Nu trocknen ließ. Die Seeleute versorgten ihre Verletzten und beklagten ihre zwei Kameraden, die der Sturm ins Meer gerissen hatte. Dann begannen sie den zerstörten Mast wiederherzurichten, so gut es ging. Das erwies sich freilich als schwierig, denn das Stück mit der Rah war abgebrochen und mitsamt demSegel in den Fluten verschwunden. Aus Teilen der Reling und einigen Deckplanken gelang es ihnen unter dem Kommando des ziemlich mitgenommenen Kapitäns, der seiner Mannschaft mit heiserer Stimme je einen Becher Branntwein versprochen hatte, sobald die dringendsten Arbeiten erledigt wären, die Reste des Mastes zu verlängern. Kapitän Lafouret stand während der Arbeiten neben dem lädierten Ruder und wirkte so besorgt, als sei das Schiff seine erkrankte Ehefrau. Seine Kleidung klebte schmutzig und durchnässt an seinem Leib, doch obwohl immer wieder Schauder über seinen Körper rannen, ließ er sich sein persönliches Ungemach nicht anmerken. Das Schiff und seine Passagiere hatten Vorrang.
    Das hätte mich sonst sicher beeindruckt, doch seit dem Augenblick, als ich Gabriel in den Fluten versinken sah, hatte ich das Gefühl, meine Seele hätte mich verlassen. Meine Brust fühlte sich so wund an wie die einer Sterblichen, die unter einer Lungenentzündung litt. Aus der Ecke, in die mich Sayd gesetzt hatte, beobachtete ich das Treiben an Bord wie betäubt und konnte nicht fassen, dass mein Geliebter, mein Gefährte nicht mehr da war. Mein Herz versuchte mir weiszumachen, dass er noch am Leben war, doch mein Verstand redete mir das wieder aus. Was würden meine Brüder dazu sagen? Sayd hatte sie gewiss schon davon unterrichtet, was passiert war?
    Noch ließen sie sich nicht blicken.
    Auch Jared hatte man nach Giselles Tod in Ruhe gelassen. Sie wussten offenbar, dass der erste Zorn des Trauernden keine Gesellschaft duldete.
    Damit ich nicht ständig an Gabriel denken musste, rappelte ich mich schließlich auf und gesellte mich zu den Frauen, die Tücher und Planen zu einem provisorischen Segel zusammenknüpften. Die Arbeit besänftigte mich ein wenig,doch während ich ruhiger wurde, nachdachte und mich erinnerte, sank der Schmerz tief in meine Seele.
    Abends dann kroch ich auf mein Lager und krümmte mich zusammen. Hin und wieder spürte ich die Berührung einer tröstenden Hand, doch ich wusste nicht, welcher meiner Brüder mir Trost spendete. Ich wusste, dass es auch ihnen das Herz zerriss, denn Gabriel war ihr Freund. Ich lauschte ihren gedämpften Erzählungen, die sich um die Reparaturen des Schiffes drehten, doch meine Gedanken versuchten, die Planken und das Meer zu durchdringen und nach dem Ort zu suchen, an dem sich Gabriel befand. Als ich einsah, dass dies vergeblich war, ließ ich meinen Tränen freien Lauf, bis der Schlaf mich übermannte.
     
    Den Rest der Reise brachten wir in gedämpfter Stimmung, aber ohne besondere Vorkommnisse hinter uns. Als hätte das Meer erst ein Opfer gebraucht, um uns eine ruhige Reise zu gewähren, blies der Wind frisch, aber mild in das geflickte Segel. Nach zwei Tagen, in denen ich lediglich vor mich hin gedämmert hatte, raffte ich mich auf und verließ mein Lager.
    Obwohl ich wusste, was mich beim Blick ins Wasser erwartete, trieb es mich Tag für Tag an Deck und an die Reling. Die Männer, die dabei waren, die Schäden am Schiff noch während der Fahrt auszubessern, blickten nur hin und wieder mitleidig zu mir her, sprachen mich aber nicht an.
    Ich starrte ins Wasser, betrachtete mein uraltes Selbst und hoffte darauf, dass Gabriel aus den Fluten auftauchte wie
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