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Unsere feuerrote Hexe

Unsere feuerrote Hexe

Titel: Unsere feuerrote Hexe
Autoren: Ki-Ela Stories
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Von einem anderen Stern
1

    „Sag mal, hörst du mir überhaupt zu? Alexander?“
Ich zucke zusammen und schaue schuldbewusst auf. ‚Hat sie mich jetzt etwas gefragt?’
„Hast du etwas gesagt, Schatz?“, murmele ich verlegen.
„Alexander! Ich erzähle dir schon die ganze Zeit etwas über das neue Kindermädchen“, meine Frau schaut mich tadelnd an und ich gebe mich schuldbewusst.
Doch in Wahrheit interessiert es mich überhaupt nicht, was das für Eine ist. Jedenfalls nicht so sehr, als dass ich dafür den Sportteil der Zeitung vernachlässigen würde.
„Okay, ich bin ganz Ohr“, schweren Herzens lege ich die Zeitung zur Seite, nicht ohne noch einen Blick auf das Ergebnis des gestrigen Boxkampfes zu erhaschen.
„Also“, meine Frau sieht mich ernst an, offenbar muss sie sich noch wirklich davon vergewissern, dass sie meine volle Aufmerksamkeit hat. „Sie ist eine Irin, stammt gebürtig aus Dublin“, beginnt sie.
„Eine Irin?“, jetzt staune ich aber doch. „Wieso denn eine Irin?“
„Alexander“, meine Frau hat wieder diesen rügenden Ton drauf, mir schwant nichts Gutes. Ihre blauen Augen funkeln mich böse an und sie streicht sich genervt eine blonde Haarsträhne hinter das Ohr.
„Wir waren uns doch einig, dass unsere Kinder eine englischsprachige Nanny bekommen. Damit sie die Sprache besser lernen“, fährt sie leicht gereizt fort.
‚Ups – waren wir uns da also einig?’ , mein Gewissen meldet sich strafend zu Wort. ‚Hast wieder mal nicht zugehört, Alter! ’
„Äh, ach ja, doch, doch“, beeile ich mich zu sagen und greife nach meiner Kaffeetasse.
„Und sie hat so einen schönen Namen, sie heißt…“
„Lass mich raten“, unterbreche ich meine Frau. „Sie heißt bestimmt Siobhan oder Mary oder Sinead, richtig?“, grinse ich.
„Sie heißt Heather Ó Briain“, antwortet Jessica mir, immer noch deutlich angenervt. „Klingt wie aus einem Pilcher-Roman. Aber die spielen ja gar nicht in Irland“, lache ich. „Und wie schön – ein ‚TH’ im Namen, da können unsere Kinder ja schon mal die richtige Aussprache üben.“
„Sie hat sehr gute Referenzen“, fährt meine Frau ungerührt fort. Offenbar findet sie das Ganze nicht so lustig wie ich. Ich seufze innerlich auf und bemühe mich, Interesse zu heucheln.
„Sie raucht und trinkt nicht“, Jessica schaut kurz in die Unterlagen dieser Irin.
Jetzt pruste ich aber laut auf. „Sie trinkt nicht? Ich denke, sie ist eine Irin!“, brülle ich los und halte mir den Bauch vor lachen. „Wetten, dass die uns unter den Tisch säuft?“
„Alexander, kannst du bitte mal ernst bleiben?“, Jessica scheint jetzt richtig sauer zu sein und ich bemühe mich wieder um Fassung.
„Natürlich Schatz“, zwinkere ich ihr zu und beuge mich hinüber, um ihr einen Kuss auf die Lippen zu hauchen. Sie ist schon perfekt zurechtgemacht, obwohl wir heute doch gar nichts vorhaben. Oder doch?
Ich krame in meinem Gedächtnis. Heute ist Sonntag, liegt etwas an? Doch ich beschließe, lieber mal nicht nachzufragen, nicht, dass das wieder Ärger gibt.
„Schau, hier ist auch ein Foto“, Jessica schiebt mir die Bewerbungsunterlagen unseres neuen Kindermädchens zu. „Du musst sie ja schließlich erkennen, wenn du sie abholst, sie kommt morgen um 14.15 Uhr am Hauptbahnhof an“, lächelt meine Frau mir zuckersüß zu.
„Ach? Ich muss sie abholen?“, ich schaue Jessica entgeistert an. „Jess – ich habe morgen einen wichtigen Termin.“
„Den musst du dann verschieben, ich muss drehen. Die können wegen mir nicht den ganzen Plan umschmeißen. Und außerdem hab ich dir das am Freitag schon gesagt, aber du hörst mir ja nie zu!“, giftet sie mich an.
Ich stöhne laut auf. Aber wahrscheinlich hat sie damit sogar Recht. Ich gebe zu, mich nicht groß um die Belange der Kinder zu kümmern. Bisher hatten wir immer ein Kindermädchen, das dafür zuständig war. Nur leider hat sie jetzt beschlossen, nach München zu ziehen, und so müssen wir uns nach einem neuen umschauen. Na ja, also ‚wir’ ist auch übertrieben, die Suche hab ich Jessica überlassen, sie wollte das eh immer entscheiden. Mich wundert es sowieso, dass sie eine geeignete Bewerberin gefunden hat, keine Kandidatin war ihr recht. Und jetzt eilt die ganze Angelegenheit, denn Linda, das alte Kindermädchen, ist schon seit einer Woche weg.
Aber nachdem unsere erste Nanny sich mal ein bisschen in mich verguckt hatte, hat meine Frau Sagen, wer eingestellt wird. Die Dame, die dann
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