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Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)

Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)

Titel: Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
Autoren: Corina Bomann
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Einheimischen vermischen und vielleicht eines Tages eine ganz neue Religion formen.«
    Schweigen trat zwischen uns. Ich spürte, dass Sayd etwas auf dem Herzen hatte, das ich unbedingt wissen sollte.
    »Ich weiß nun, was meine Vision in der Ordensburg zu bedeuten hatte.«
    Ich warf einen Stein ins Wasser und beobachtete, wie die Wellenkreise langsam vergingen. »Wirklich?«
    »Die Vision galt nicht Giselle d’Azième. An Bord habe ich mich mit Jeanne d’Azième unterhalten.«
    Das hatte ich nicht mitbekommen, weil ich meist auf meinem Lager oder an der Reling des Schiffes ausgeharrt hatte. »Was hat sie dir erzählt?«
    »Sie war bei dem Überfall auf Carcassonne dabei, damals als kleines Mädchen. Giselle war der Name ihrer Schwester. Sie und Jeannes Mutter sind bei dem Sturm auf die Feste ums Leben gekommen. Jeanne erzählte mir, wie sie nach Giselle gerufen hat, bevor ihr Vater sie mit sich zerrte.«
    »Du meinst also …«
    Sayd, der meinen Gedanken erriet, nickte. »Zum Zeitpunkt meiner Vision hat sie das Consolamentum erhalten. Ich bin sicher, dass sie diejenige ist, die wir schützen sollten.« Er hob die Hände und blickte gen Himmel. »Du siehst, Allahs Wege sind unergründlich. Wir sind nicht nur da, um junge Menschen zu schützen. Auch das Leben der weisen Alten liegt in unseren Händen, und manchmal ist es sogar noch kostbarer als die Jugend. Madame d’Azième wird noch ihre Bedeutung für die Geschicke der Menschen bekommen. Wir werden sehen, welche.«
    »Und was tun wir jetzt?« Wieder wanderte mein Blick aufs Meer. Das Segel eines Schiffs tauchte vor uns auf. Offenbar hatte es eine glücklichere Fahrt gehabt als wir.
    »Wir werden eine Weile hierbleiben. Wenn Gabriel einen Weg gefunden hat, dem Meer zu entkommen, wird er uns hier suchen.«
    »Und wann wird das sein?« Dass ich mich wie ein ungeduldiges kleines Kind anhörte, ignorierte Sayd.
    »Wir haben alle Zeit der Welt, um das herauszufinden.«
    »Und Malkuth?«
    »Der wird uns hier nicht so bald behelligen. Ich werde einige von uns nach Garnata schicken, damit sie von dort aus unsere Ordensburg benachrichtigen. Malik und Ashar sollen wissen, was vorgefallen ist und dass wir hier noch eine Weile bleiben.«
    »Eine gute Aufgabe für Jared, findest du nicht?«
    Sayd nickte. »Er wird mir ebenso wie Malik nie ganz verzeihen, aber immerhin hört er wieder auf mich. Dass Gabriel von Bord gespült wurde, hat ihn sehr erschüttert. Erst verliert er sein Mädchen und dann seinen Freund. Es wird gut für ihn sein, eine Aufgabe zu haben.« Sein unverbindliches Lächeln verschleierte nur schlecht, dass Gabriels Verschwinden sein Herz mit Trauer erfüllte. »Und wahrscheinlich wird er dir jetzt nicht mehr böse sein.« Er streckte die Hand nach mir aus und streichelte über meine Wange, eine Geste, die ich weder erwartet hatte noch von ihm kannte. Ein seltsamer Schauer durchzog meinen Körper. Dass er mir nicht unangenehm war, beschämte mich beinahe. »Du sollst wissen, dass jeder von uns für dich da ist.«
    Ich nickte. »Eine Schwester unter Brüdern.«
    Jetzt sahen wir uns an. In Sayds Augen loderte jener Ausdruck, den ich damals auf dem Balkon der Ordensburg gesehen hatte. Auf einmal wusste ich, dass er mir mehr zu geben bereit war als die Zuneigung zwischen Bruder und Schwester.
    Meine Verwirrung unterdrückend blickte ich rasch zuBoden. Sayds Hand verharrte noch kurz an meinem Haar, dann zog sie sich scheu zurück.
    »Jeder von uns wird Augen und Ohren offen halten«, sagte er dann, beinahe ein wenig enttäuscht. »Sobald wir ein Lebenszeichen von Gabriel finden, lassen wir es dich wissen.«
    Oder seinen Leichnam. Schwer seufzend hob ich meinen Blick. Sein Lächeln war jetzt wieder unverbindlich, aber in seinen dunklen Augen leuchteten einige goldene Fäden, als könnte er seine Gefühle nur schlecht zurückhalten.
    »Ich danke dir. Euch allen.«
    Sayd streichelte sanft über meine Schulter und erhob sich dann. »Wir brechen in einer halben Stunde auf.«
    Während er sich entfernte, schloss ich die Augen. Obwohl Gabriel einen anderen Gott angebetet hatte, bat ich Freya leise, sie möge Gabriel, sollte er doch den Tod gefunden haben, mit ihren Walküren sicher nach Walhall bringen. Und ich bat sie auch, mir Kraft zu schenken, die kommende Zeit zu überstehen.
     
    Das Gut ähnelte dem der Azièmes sehr, nur war es verfallen und die Umzäunungen waren verrottet. Wem auch immer das Land gehörte, er schien sich nicht sonderlich dafür zu
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