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Selbstmord der Engel

Selbstmord der Engel

Titel: Selbstmord der Engel
Autoren: Jason Dark
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»Manchmal kann das Sündigen auch Spaß machen. Besonders in langen Sommernächten.«
    »Ahhh – da spricht jemand aus Erfahrung.«
    »Genau...«, säuselte sie.
    Alle Gäste waren noch nicht an Bord. Trotzdem herrschte schon ein großer Trubel. Das Glas Sekt zur Begrüßung war im Preis inbegriffen. Die Gefäße bestanden aus Kunststoff, der aussah wie Glas. Ich war zwar kein großer Freund von diesem Prickelwasser, aber der Inhalt war wenig genug, sodass ich ihn nach dem Anstoßen mit einem Schluck leerte.
    »Auf den Abend, John.«
    »Auf uns.«
    Glenda küsste mich kurz mit ihren bunten Lippen. Der Stift war zum Glück geschmacklos, so musste ich keine drei Varianten herausfinden.
    Wir hatten die Wahl. Wir konnten an Deck bleiben, aber auch nach unten gehen und uns an einen der Tische setzen. Die Fenster dort waren geöffnet, damit sich die Wärme nicht stauen konnte, die zusätzlich noch von zahlreichen Menschen mitgebracht wurde.
    Es gab verschiedene Getränkestationen oder Bars, an denen die Gäste versorgt wurden. Wer Hunger hatte, wurde an einem Buffet bedient, wo auch gegrillt wurde, aber ich hatte keinen Appetit, und Glenda erging es ebenso. Sie entschied, dass wir oben an Deck blieben, und dagegen hatte ich nun überhaupt nichts.
    Eine Bierbar war am Heck des Schiffs aufgebaut. Ein Karree mit Hockern davor. Es gab Bier aus dem Fass, und man hatte sogar deutsches Weizenbier eingekauft, das wir aus kalten Flaschen in die entsprechenden Gläser rinnen lassen mussten.
    Dafür entschied ich mich. Glenda nahm ein normales Bier, und das Glück hatte uns zur Seite gestanden, denn wir konnten noch zwei Sitzplätze auf einer Bank am Heck ergattern.
    Die Fahrt würde gegen die Strömung in Richtung City of London führen. Die Musik schallte weiterhin aus Lautsprechern, und erste Paare bewegten sich bereits auf der Tanzfläche.
    Davon nahmen wir erst mal Abstand. Ich hoffte, dass es auch lange Zeit so blieb. Es war nicht meine Art, mich dort zu produzieren, wo jeder Mann ein Enrique Iglesias und jede Frau eine Jennifer Lopez sein wollte. Erst mal hatte ich Durst, und Glenda auch.
    Wir genossen das klare Bier und zuckten beide leicht zusammen, als wir den Klang der Sirene hörten. Das Zeichen zum Ablegen des Partyschiffes. Der Girlandenschmuck bestand aus zahlreichen farbigen Glühbirnen, die sich wie das Dach einer Pagode über dem Schiff ausbreiteten. Das Ablegen geschah unter dem Jubel der Gäste, und dann bewegte sich das Schiff schwerfällig vom Ufer weg.
    Hinter uns schäumte das von der Schraube aufgewirbelte Wasser. Noch einmal meldete sich die Sirene, dann bewegten wir uns langsam auf die Mitte des Stroms zu.
    Ich warf einen Blick zurück auf die mächtige Tower Bridge, über die Fahrzeuge rollten wie schmale Schatten. Bis es dunkel wurde, würde noch Zeit verstreichen, aber bereits jetzt leuchteten Lichter die Brücke an, die bald wie ein gewaltiges Kunstwerk in der dunklen Nacht leuchten würde.
    Mein Blick schweifte auch über das Wasser hinweg. Auch jetzt durchpflügten noch Schiffe und Boote die grauen Fluten, aber der Betrieb war abgeflaut im Gegensatz zum Tag.
    Ein leichter Wind wehte über das Wasser hinweg. Es herrschten keine schwülen Temperaturen, der Fluss »roch« auch nicht, und so standen wir vor dem Beginn einer idealen Sommernacht. Es fehlte nur noch der Vollmond, dann wäre die Romantik perfekt gewesen.
    Am anderen Ufer grüßten ebenfalls zahlreiche Lichter, und so konnte man den Eindruck bekommen, von zwei hellen Bändern eingerahmt zu sein. Selbst die Musik störte nicht, denn ihre Lautstärke hielt sich in Grenzen. Man konnte sich noch unterhalten.
    Glenda stieß mich an. »Na, wie fühlst du dich?«
    »Super.«
    »War doch eine gute Idee, das Weekend so einzuläuten.«
    »Kein Einspruch, Euer Ehren.«
    Wir stießen an, tranken, dann drehte sich Glenda, sodass sie sich an mich lehnen konnte.
    »Und was hast du dir für die nächsten beiden Tage vorgenommen, großer Meister?«
    »Nichts. Ich lasse sie einfach auf mich zukommen.«
    »Das ist nicht viel.«
    »Es könnte ja super werden.«
    Sie protestierte. »He, ist es das nicht schon?«
    »Klar, aber es gibt noch eine Steigerung.« Ich legte einen Arm um Glenda und streichelte über den dünnen Stoff des Oberteils.
    »Wo denn?«
    »Da lassen wir uns überraschen.«
    »Gut, John, ich lasse mich überraschen. Du musst nachdenken und dir etwas einfallen lassen.«
    »Darüber denke ich noch nach. Nur nicht jetzt. Ich will erst mal die Fahrt
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