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Selbstmord der Engel

Selbstmord der Engel

Titel: Selbstmord der Engel
Autoren: Jason Dark
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Einen Toten hatte sie während ihrer Flüge noch nie transportiert.
    Ja, der Körper war leicht. Um die Hälfte eines normalen Menschen. Sie fragte sich, ob er in seinem Innern sogar aus menschlichen Knochen bestand.
    Egal, wie. Das konnte Maxine untersuchen. Sie war zwar nur Tierärztin, doch sie kannte sich auch in der Allgemeinmedizin aus und bildete sich da immer weiter.
    Wie Dracula seine Blutbraut, so legte Carlotta die Tote auf ihre Arme. Zum Fliegen benötigte sie nur ihre Flügel, und die bewegte sie langsam auf und nieder, als sie an der Klippe in die Höhe stieg und wenig später Kurs auf Dundee nahm.
    Sie hatte wieder etwas Unheimliches und auch Schreckliches erlebt. Aber sie ahnte, dass es erst der Anfang war von einem großen Sterben der Engel...
    ***
    Sommer auch in London!
    Durchatmen. Tolle, warme Tage genießen und die dazugehörigen Nächte ebenfalls. Das wollten viele Menschen. Feiern, Party machen. Der kühle Wind und der Regen kehrten früh genug zurück. Da musste man die Gelegenheit am Schopfe packen.
    Überall wurden Parties gefeiert. Man nutzte den längsten Tag und die kürzeste Nacht aus. Viele saßen vor ihren Wohnungen auf den Gehsteigen, andere in den Gärten ihrer Häuser, wieder andere zog es in die Biergärten der Lokale.
    Auch ich gehörte zu den Menschen, die die Nacht zum Tag machen wollten und sollten. Hinzu kam, dass ein Wochenende bevorstand und meine schwarzmagischen Gegner wohl auch eine kurze Sommerpause einlegten, sodass ich Zeit hatte.
    Ich hätte in der Wohnung bleiben und mich ausruhen können, aber das wollte ich nicht. Dazu hatte ich keine Lust. Das war etwas für Rentner, und auch die meisten von ihnen hatten keinen Bock, in kleinen Zimmern zu hocken, zwischen deren Wänden die Wärme des Tages noch wie eine zweite Wand stand.
    Suko und Shao wollten irgendwo ans Wasser. Ob in einem Schwimmbad, an den Fluss oder an die Küste, das stand für sie am Freitag nicht fest. Da wollten sie sich spontan entscheiden.
    Ich hätte sie begleiten können, aber ich wäre mir dabei als fünftes Rad am Wagen vorgekommen, und so bekam ich große Ohren, als mich Glenda Perkins kurz vor Feierabend ansprach.
    »Ich hätte da eine Idee«, sagte sie.
    »Aha.«
    »Mehr sagst du nicht?«, fragte sie leicht pikiert.
    »Ich kenne dich. Wenn du eine Idee hast, dann kommt immer etwas nach. Und wenn ich dich so anblicke und hinter deine Pupillen schaue, dann kann ich mir vorstellen, dass diese Idee nicht eben der Normalität entspricht.«
    »Was meinst du denn damit?«
    »Weekend locker angehen.« Ich grinste jetzt. »Zu zweit irgendwo hinfahren.«
    »Ja, ja, wo uns keine Jane Collins stört.«
    »Auch das.«
    »Und kein Sir James.«
    »Stimmt genau.«
    Sie räusperte sich. »Dabei habe ich nur eine schlichte Frage. Was hast du heute Abend vor?«
    Ich hob die Schultern und streckte die Beine von meinem Schreibtischstuhl weg nach vorn. »Wie immer versuche ich, ein nettes Gesicht und einen guten Eindruck zu machen.«
    »Na – ob dir das gelingt?«
    »Versuchen kann ich es.«
    »Da hätte ich einen besseren Vorschlag, John. Bei diesem Wetter sollten wir uns etwas gönnen.«
    »Super. Was denn? Biergarten? Groß Essen gehen oder«
    »Mehr oder.«
    »Dann bin ich ganz oder... äh... Ohr.«
    Glenda hatte für meine mageren Wortspiele nichts übrig. Sie lächelte nicht mal, kam allerdings sofort zum Thema. »Was hältst du von einer Party auf einem Schiff?«
    Damit hatte sie mich überrascht. »Meinst du das ernst?«
    »Klar.«
    »Und wie soll die Sache vor sich gehen?«
    Ich bekam erklärt, dass auf der Themse ein Party-Schiff ankerte, das am Abend losfuhr und den Gästen bis nach Mitternacht Jubel, Trubel und Halligalli bot.
    Mein Gesichtsausdruck schien ihr nicht zu gefallen, denn sie sagte: »Begeistert siehst du nicht eben aus.«
    »Ich denke nur nach.«
    »Wäre mal etwas anderes.«
    Da konnte ich nicht widersprechen. Allein herumzusausen war auch nicht mein Fall. Die Conollys wollte ich ebenfalls in Ruhe lassen und auch bei Jane Collins nicht unbedingt anklingeln, die in der letzten Zeit beruflich sehr eingespannt war.
    »Lass dir mit deiner Antwort nicht zu lange Zeit«, bemerkte Glenda. »Ich jedenfalls bleibe nicht zu Hause.«
    »Und genau das kann ich nicht gutheißen.«
    »Du gehst also mit?«
    »Ja.«
    Damit war die Sache klar. Ich bemerkte das Leuchten in Glenda’s Augen, und wir machten noch einen Treffpunkt aus, denn zuvor wollte jeder nach Hause fahren, sich frisch machen und
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