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Selbstmord der Engel

Selbstmord der Engel

Titel: Selbstmord der Engel
Autoren: Jason Dark
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uns dabei von den weichen Melodien und der angenehmen Stimme des verstorbenen Sängers einlullen.
    Glenda hatte ihren Kopf gegen meine Schulter gelehnt und summte die Melodien mit. Ich spürte ihren warmen Körper, der sich immer leicht bewegte und mich dabei berührte. Es war wirklich mehr als angenehm, mit ihr zu tanzen.
    Auf der Tanzfläche war es recht voll geworden. Abrocken konnte hier niemand. Es war wirklich zu sehen, dass die Gäste nur auf diese weichen Songs gewartet hatten.
    Das Schiff pflügte sich seinen Weg durch die Wellen. Mittlerweile dunkelte es immer mehr. Die Nacht war noch nicht da, aber das Licht verlor an Stärke.
    Über London schwebte ein Himmel, der verschiedene Schattierungen aufwies. In der Grundfarbe Grau, doch es gab die helleren und dunkleren Streifen, die sich auf dem Firmament verteilten. Leider war er nicht an allen Stellen klar, so blieb das Licht der Sterne doch mehr in den Hintergrund gerückt.
    Die Ufer wurden von einer wahren Lichterflut bestückt. Ihre Helligkeit spiegelte sich auf den Wellen, sodass der graue Fluss an der Oberfläche an einigen Stellen regelrecht wertvoll aussah durch die Reflexe, die über den Wellen tanzten.
    Ich schaute in die Höhe. Der Wind streichelte mein Gesicht. Ich roch das Wasser und hatte dabei das Gefühl, seine Kühle trinken zu können. Hoch über mir flog ein Flugzeug hinweg, von dem aus die Lichter wie ein heller Gruß nach unten blinkten.
    Die Musik, der Gesang, das leise Lachen der Gäste, das leichte Wiegen oder Schaukeln des Schiffes, das alles kam zusammen, um eine bestimmte Stimmung zu erzeugen, in die auch ich mich hineinwiegte und die mich einfach treiben ließ.
    Glenda tat das Gleiche. Wir brauchten nicht zu reden. In solchen Situationen wünscht man sich, dass sie nie aufhören würden. Es gab kein Paar auf der Tanzfläche, das sich diesem Gefühl nicht hingegeben hätte. Genießen war einfach alles.
    Der Beruf, der normale Job – das alles war im Augenblick so fern, und darüber war ich froh. Zu viel stürmte immer auf mich ein. Als Mensch braucht man mal diese Lücken, um das Gefühl des Wohlseins zu bekommen.
    Wieder der Blick in den Himmel.
    Er hatte sich nicht verändert.
    Oder doch?
    Für eine Sekunde stutzte ich und hatte das Gefühl, im falschen Film zu sein. Da oben stimmte etwas nicht. Ich sah einen Gegenstand durch die Luft fliegen, der sich allerdings von oben nach unten bewegte. Zuerst dachte ich an einen Vogel, aber das konnte es nicht sein. So große Vögel gab es hier nicht.
    Oder doch?
    Schwingen schlugen auf uns nieder, als er nach unten sackte. Er hätte sich jetzt fangen müssen, doch das geschah nicht. Etwas raste von oben herab, und sein Ziel war nicht nur unser Boot, sondern genau die Tanzfläche, auf der sich zahlreiche Paare amüsierten. Außer mir hatte niemand etwas gesehen.
    Als Zeitspanne blieben mir deshalb nur einige wenige Sekunden...
    ***
    Es war unser Glück, dass die Melodien nicht so laut klangen. So brüllte ich meine Warnung hinaus, und meine Stimme übertönte den Gesang eines Frank Sinatra.
    Selten in der letzten Zeit hatte ich so geschrien. Ich stieß Glenda zur Seite und brüllte immer wieder: »Weg! Weg! Weg!«
    Was dann folgte, bekam ich so hautnah und intensiv mit, dass die Zeit für mich langsamer abzulaufen schien. Meine Schreie zeigten einen ersten Erfolg. Die Tanzenden erlebten zwar ihre Schrecksekunde, dann aber reagierten sie und spritzten auseinander.
    Auch ich war zur Seite gewichen. Glenda’s Stimme erwischte laut mein rechtes Ohr. Was sie rief, verstand ich nicht, denn ich schaute nach oben und sah den Körper fallen.
    Ja, er würde mitten auf die Tanzfläche fallen. Für den Bruchteil einer Sekunde schoss mir durch den Kopf, dass jemand seinen Fallschirm nicht geöffnet hatte, dann bekam ich einen heftigen Stoß, der mich von der Stelle wegdrehte, und einen Herzschlag später wurde der Boden von einem mächtigen Aufprall erschüttert.
    Einige Gäste waren noch getroffen oder gestreift worden. Sie lagen ebenfalls am Boden, schrien, und diese Schreie lösten eine Panik aus, sodass jeder versuchte, die Tanzfläche so schnell wie möglich zu verlassen.
    Um mich herum entstand ein gewaltiges Chaos, in dem sich wohl niemand zurechtfand. Glenda Perkins hatte sich gegen die stabile Umrandung der Tanzfläche gedrückt. Ich erhaschte einen Blick in ihr Gesicht und entdeckte dort Unverständnis sowie Furcht.
    Jemand hatte die Musik ausgestellt. Jetzt waren nur noch die Schreie zu
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