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Selbstmord der Engel

Selbstmord der Engel

Titel: Selbstmord der Engel
Autoren: Jason Dark
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genießen.«
    Die vielen Gäste störten uns nicht. Wer hier am Heck seinen Platz gefunden hatte, der war recht romantisch veranlagt. Der wollte den Fluss genießen, den Blick auf den Himmel und auch den Partner oder die Partnerin an seiner Seite.
    Mir schmeckte das Bier, und als ich den Kopf ein wenig drehte und ihn dabei nach vorn schob, da stellte ich fest, dass Glenda die Augen geschlossen hielt. Auch sie verstand es, die langsame Fahrt über die Themse zu genießen.
    Sie musste meine Bewegung wohl mitbekommen haben, denn ich hörte ihr Flüstern. »Keinen Stress, John.«
    »Du sagst es.«
    »Einfach nur absacken.«
    »Stimmt.«
    »Und keine schwarzmagischen Gestalten, die uns beiden das Leben schwer machen.«
    Da schwieg ich. Es wäre zwar toll gewesen, wenn sie Recht gehabt hätte, aber so voreilig war ich mit einem Kommentar nicht. Ich hatte da so meine Bedenken, nicht weil ich ein Schwarzmaler war, aber ich hatte meine bösen Erfahrungen sammeln können. Oft genug war meine freie Zeit durch irgendwelche Ereignisse zerstört worden.
    Daran wollte ich nicht denken, doch Glenda erinnerte mich wieder daran. »He, John, ich warte noch auf eine Antwort.«
    »Klar.«
    »Und?«
    »Keine Dämonen.«
    »Das wollte ich hören.«
    Bis jetzt jedenfalls nicht. Den Satz sprach ich nicht aus, den dachte ich nur. Auf der anderen Seite wollte ich mir durch diese Gedanken die Stimmung nicht verderben lassen, schloss wieder die Augen und ließ mich treiben.
    Von der Strömung oder dem Wellengang der Themse war kaum etwas zu bemerken. Man konnte sich wirklich einwiegen lassen, wenn man wollte, aber dazu hatte ich keine Lust. Außerdem gab es nicht die nötige Ruhe an Deck. Links neben mir kicherten zwei junge Frauen, die mit einem gemeinsamen Freund gekommen waren. Sie hatten ihn in die Mitte genommen, und er war der Hahn im Korb, der sich von beiden verwöhnen lassen wollte.
    Sollte er. Ich hatte Glenda, die sich wieder anders hinsetzte. »Wir könnten ja auch mal ein Tänzchen wagen. Nicht abrocken, sondern es locker angehen lassen.«
    »Nun ja... wann denn?«
    »Wenn du dein Glas leer hast.«
    Viel Bier befand sich nicht mehr darin. Ich kippte auch den letzten Schluck in die Kehle und lächelte, als Glenda ihr leeres Glas anhob.
    »Erste«, sagte sie, »die nächste Runde geht auf dich.«
    »Ist okay.«
    »Aber nach dem Tanzen.«
    Ich wusste, dass der Kelch nicht an mir Vorbeigehen würde, stöhnte leise auf und stemmte mich in die Höhe, als hingen schwere Gewichte an meinem Körper.
    »Mein Gott, was bist du träge.«
    »Das habe ich bei diesem Wetter so an mir.«
    »Ach, nur bei diesem Wetter?« Glenda ergriff meine freie Hand und zog mich weiter. »Du wirst sehen, wie fit du wieder werden kannst, wenn du auf der Tanzfläche stehst.«
    »Da bin ich skeptisch.«
    »Abwarten.«
    Wir schoben uns durch das Gedränge und stellten die leeren Gläser an der Deckbar ab. Die Gäste bestanden nicht nur aus jungen Menschen, denn nicht jeder konnte mal eben so ein Ticket bezahlen. So waren alle möglichen Altersgruppen vertreten, und darauf hatten die Veranstalter der Party musikmäßig Rücksicht genommen. Von den Songs her lief alles auf eine Oldie Night hinaus.
    Das kam mir entgegen, denn ich mochte die alten Gruppen lieber als die neuen. Auch Glenda war davon angetan, und wir hatten sogar noch Glück, denn als wir in die Nähe der Tanzfläche gerieten, da wechselte die Musik, und so klangen in unseren Ohren die Musikstücke und Songs eines Frank Sinatra.
    Glenda umschlang mich mit beiden Armen. Sie strahlte und fragte: »Weißt du, wer jetzt noch fehlt?«
    »Nein.«
    »Dean Martin.«
    Ich bekam große Augen. »Echt?«
    Glenda schloss die Augen. Sie ließ sich nach hinten fallen, und ich war gezwungen, sie an mich zu ziehen, was mir nicht eben unangenehm war.
    »Wenn ich Dean Martin singen höre, bekomme ich immer feuchte Augen, John. Ehrlich.«
    »Naja, solange es nur bei den Augen bleibt...«
    Glenda schüttelte mich durch. »He, du hast auch keinen Sinn für Romantik.«
    »Doch, habe ich. Aber mit Dean Martin kann ich nichts anfangen. Früher war er doch mit Jerry Lewis zusammen.«
    »Ja, habe ich gehört. Das kannst du vergessen. Ich habe mal alte Shows mit Dean gesehen. Super, sage ich dir.«
    »Nicht schmalzig?«
    »Auch das. Nur hat es mich nicht gestört. Aber ihr Männer denkt ja anders darüber.«
    Ich enthielt mich eines Kommentars. Gegen Glenda’s Argumente kam ich sowieso nicht an. Wir wiegten uns weiter und ließen
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