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Die Drenai-Saga 3 - Waylander

Die Drenai-Saga 3 - Waylander

Titel: Die Drenai-Saga 3 - Waylander
Autoren: David Gemmell
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Prolog
    Das Ungeheuer beobachtete aus den Schatten, wie die bewaffneten Männer mit erhobenen Fackeln in die Dunkelheit des Berges traten. Als sie vordrangen, zog es sich zurück, um seinen massigen Körper vor ihren Blicken zu verbergen.
    Die Männer gingen zu einer aus dem Stein gehauenen Kammer und steckten ihre Fackeln in rostige eiserne Halter an den granitenen Wänden.
    Inmitten der zwanzigköpfigen Gruppe stand eine Gestalt in einer bronzenen Rüstung, in der sich das Licht der Fackeln spiegelte, so daß es aussah, als bestände sie aus gehämmerten Flammen. Er zog seinen geflügelten Helm ab, und zwei der Gefolgsmänner stellten ein hölzernes Gestell auf. Der Krieger hängte seinen Helm auf das Gestell, dann schnallte er seine Brustplatte ab. Er war schon über das mittlere Alter hinaus, doch noch immer stark, auch wenn sein Haar bereits dünn wurde. Die Augen hatte er im flackernden Licht leicht zusammengekniffen. Er reichte die gepanzerte Brustplatte einem Gefolgsmann, der sie über das Gestell hängte und die Riemen wieder festschnallte.
    »Seid Ihr Euch dieses Plans sicher, Herr?« fragte ein schlanker älterer Mann in blauem Gewand.
    »Ganz sicher, Derian. Ich habe den Traum nun seit mehr als einem Jahr und glaube an ihn.«
    »Aber die Rüstung bedeutet den Drenai so viel.«
    »Deswegen ist sie hier.«
    »Könntet Ihr es Euch nicht – selbst jetzt – noch einmal überlegen? Niallad ist ein junger Mann, er könnte mindestens noch zwei Jahre warten. Ihr seid noch immer kräftig, Herr.«
    »Meine Augen lassen nach, Derian. Bald werde ich blind sein. Ist das vielleicht eine gute Eigenschaft für einen König, der berühmt für seine Kriegskünste ist?«
    »Ich möchte Euch nicht verlieren, Herr«, sagte Derian. »Vielleicht steht es mir nicht zu, so frei zu sprechen, aber Euer Sohn …«
    »Ich kenne seine Schwächen«, fuhr der König ihn an. »Ich kenne seine Zukunft. Wir stehen vor dem Ende aller Dinge, für die wir gekämpft haben. Nicht jetzt … nicht in fünf Jahren. Aber bald werden Tage des Bluts kommen, und dann brauchen die Drenai Hoffnung. Diese Rüstung hier wird diese Hoffnung darstellen.«
    »Aber, Herr, sie ist nicht magisch. Ihr wart magisch. Das hier ist lediglich Metall, das Ihr getragen habt. Es hätte auch Silber, Gold oder Leder sein können. Es war Orien, der König, der die Drenai stark gemacht hat. Und jetzt wollt Ihr uns verlassen.«
    Der König, jetzt angetan mit einer braunen Tunika aus Rehleder, legte dem Staatsmann die Hände auf die Schultern.
    »In den letzten paar Jahren habe ich viele Sorgen gehabt, aber ich habe mich immer von deinem guten Rat leiten lassen. Ich vertraue dir, Derian, und ich weiß, daß du auf Niallad aufpassen und ihm zur Seite stehen wirst, wo immer du kannst. Aber in den Tagen des Blutes werden deine Ratschläge ihn nicht erreichen. Meine Vision ist wahrlich düster: Ich sehe eine schreckliche Armee über das Volk der Drenai herfallen; ich sehe, wie unsere Truppen zersprengt werden und sich verbergen – und ich sehe diese Rüstung wie eine Fackel leuchten, wie sie Menschen anzieht und ihnen Glauben schenkt.«
    »Und seht Ihr auch den Sieg, Herr?«
    »Ich sehe den Sieg für einige. Tod für andere.«
    »Aber wenn Eure Vision nun nicht wahr wäre? Was, wenn sie nur eine Täuschung des Chaos-Geistes ist?«
    »Schau dir die Rüstung an, Derian«, sagte Orien und führte ihn zu ihr hin.
    Sie schimmerte noch immer im Licht der Fackeln, hatte jetzt aber etwas Ätherisches an sich, das das Auge verwirrte. »Streck die Hand aus und berühre sie«, befahl der König. Als Derian tat, wie ihm geheißen, glitt seine Hand durch das Abbild. Er fuhr zurück, als hätte ihn etwas gestochen.
    »Was habt Ihr getan?«
    »Ich habe gar nichts getan, aber dies ist das erste Versprechen des Traums. Nur der Erwählte kann die Rüstung beanspruchen.«
    »Aber vielleicht gibt es jemanden, der den Bann brechen und die Rüstung stehlen kann?«
    »Ja, vielleicht, Derian. Aber schau hinter die Fackeln.«
    Der Staatsmann drehte sich um und sah etliche Augen, die ihn aus der Dunkelheit ansahen. Er trat zurück. »Bei den Göttern! Wer ist das?«
    »Einst waren sie menschlich, heißt es. Aber die Stämme, die in diesem Gebiet leben, sprechen von einem Fluß, der im Sommer schwarz wird. Der Fluß führt nichts weiter als Wasser, aber wenn schwangere Frauen es trinken, wird es zu einem seltenen Gift, das die Kinder im Mutterleib deformiert. Die Nadir lassen die Säuglinge zum Sterben
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