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MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)

MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)

Titel: MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)
Autoren: Matthias Jösch
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Prolog
    Drei Tage in der Hölle brachen den starken Mann.
    Sein Aufbäumen war sinnlos gewesen. Dennoch kämpfte sein Geist für ein Bild der Hoffnung. Was ihn hierher gebracht hatte, in Ketten dem gaffenden Pöbel ausgesetzt, konnte er nicht sagen. Unsägliche Schmerzen von der Folter trübten seinen Verstand. Zu mehr als vagen Ahnungen war er nicht mehr fähig. Zum Glück waren seine Hände das Letzte, was man ihm gebrochen hatte. Hätten sie es gleich zu Beginn getan, als man ihn dem Leben entriss und am Ort seines Jüngsten Gerichts einkerkerte, wäre die Hoffnung erloschen. Nun oblag es dem Geschick dieser Hände, ein Vermächtnis zu schaffen.
    Nach dem ersten Verhör öffneten die Wachen sein Verlies und warfen ihn mit vereinten Kräften hinein. Der Stein verletzte ihn, als er auf dem Boden aufschlug. Er nahm es als Zeichen: Stein und Kette mussten genügen.
    Als sie mit ihrer Geduld am Ende waren, holten sie ihn, um die Qualen zu vervielfachen. Bevor sie ihm mit mächtigen Schlägen den Unterleib zerschmetterten und unmenschliche Schmerzen das falsche Geständnis aus ihm herauspressten, vollendete er seine Botschaft: ein Relief aus sechs Worten, von bluttriefenden Fingern mit Kettengliedern in den Stein geritzt.
    Und endlich verstummte das Gebrüll des Wahnsinnigen. Während der Verhöre schrie er sich im Auftrag Gottes die Seele aus dem Leib: zischte, fluchte, drohte, um ihn zu brechen. Jetzt predigte der Bote des Teufels im schwarzen Umhang zu den Menschen des Dorfes, um sie einzuschüchtern. Umrahmt von seinen Fackelträgern, wies der Dunkle auf ihn, den Geketteten. Er warnte eindringlich vor dem schlechten Beispiel, das dieser ihnen bot. Er, der Großes für die Menschen seiner Heimat erreicht hatte, wurde zum Aussätzigen, für dessen geschundenen, stinkenden Leib die Menschen nur noch Abscheu empfanden.
    Den Wink des Finsteren erfassten die geschwollenen Augen des Gequälten nicht, doch er fühlte, wie Fackelträger sich in Bewegung setzten. Den Kreis um das Podest, an das er gekettet war, zogen sie so eng, dass ihre Stiefel das Holz berührten. Er ahnte ihre rachsüchtigen Blicke, als sie das brennende Pech hineinsteckten und unersättliche Flammen mit leisem Knistern gierig am dürren Geäst zu lecken begannen.
    Es roch so vertraut, er liebte diesen Duft. Immer wenn Arbeiter in seinem Olivenhain Reisig verbrannten, sog er den wohligen Geruch ein, um in schweren Stunden Erbauung und Kraft daraus zu schöpfen. Dann entströmte dem verdorrten Geäst die gefangene Essenz der Früchte, das prasselnde Flammenmeer gab eine Mischung von Aromen frei und beflügelte Willen und Denken.
    Doch in seiner schwärzesten Stunde, hier, auf der Richtstätte, barg der Duft keine Hoffnung. Zwischen schwarzen Rauchschwaden hielten sie ihm zuletzt die Fahne vors Gesicht, wie zum Hohn.
    Sieh her, schienen Kreuz, Olivenzweig und Schwert ihn von dort zu verspotten. Du hast uns herausgefordert.
    Wir erlösen dich.
    Wir, die Insignien der Reinigung vom Bösen. Wir, die Allianz deiner Feinde.
    Wir, das Bündnis aus Religion, Macht, Reichtum und Verrat. Wir, die Heilige Inquisition.
    Gleich würde er Asche sein.

Berlin, Gegenwart
    „Wo bist du?“
    Adrian von Zollern war gerade im Begriff, die Wohnung zu verlassen. „Du hast doch meine Festnetznummer gewählt, Sebastian!“
    „Äh, ja … wie dem auch sei. Jedenfalls habe ich es geschafft!“, murmelte Sebastian Krix.
    „… Was denn?“, entgegnete Adrian ungeduldig.
    „Die Karten!“, sagte Sebastian stolz.
    Adrian war in Eile und hatte keine Zeit für ein Gespräch.
    „Du hast es vergessen? Halb Berlin habe ich deswegen genervt, sogar meinen Chef …“
    Widerstrebend rief Adrian sich das greuliche Gesicht des Ministerialdirektors im deutschen Außenministerium ins Gedächtnis. Dr. Langelb, Sebastians Chef, war unbeliebt im Stab, den Sebastian leitete. Ein kalter Mann von despotischem Wesen. Dann fiel es ihm wieder ein: die Premierenvorstellung des Don Giovanni an der Deutschen Oper! Schon bei der Ankündigung hatte Adrian den Gedanken an Karten verworfen. Trotzdem übte er sanften Druck auf Sebastian Krix und dessen Kontakte aus. Das unglaubliche Netzwerk seines introvertierten Freundes blieb für Adrian ein unlösbares Rätsel.
    „Unglaublich! Wie hast du das geschafft?“
    „Egal. Wir sitzen im Parkett. Allerdings wird Wallenschweder dabei sein.“
    „Wer?“
    „Der Gerichtsmediziner.“
    Niemand konnte Wallenschweder leiden. Der Spezialist für Thanatologie und
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