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0108 - Die fliegenden Skelette

0108 - Die fliegenden Skelette

Titel: 0108 - Die fliegenden Skelette
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
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»Das gibt es nicht«, murmelte er fast unhörbar vor sich hin. Ohne den Kopf zu bewegen, schielte er zum Co-Piloten hin. Es änderte sich nichts, das schockierende Bild blieb.
    Nicht sein Freund Jimmyboy saß neben ihm auf dem Sitz, sondern ein - Skelett.
    Kalter Schweiß bildete sich auf Moores Stirn, schien dann seinen ganzen Körper zu überziehen. Unendlich langsam wandte er sich nach hinten. Hatten der Bordingenieur und der Funker nichts bemerkt?
    Der Kopf des Flugkapitäns flog wieder nach vorn, nachdem sein Blick zwei weitere Skelette erfaßt hatte, die ihn anzugrinsen schienen.
    Er hatte das Gefühl, als würden ihm diese grauenhaften Augenhöhlen Löcher in den Rücken brennen. Obwohl er nach vom in den wolkenlosen Himmel starrte, sah er noch immer diese schrecklichen Gerippe vor sich. Fast weiße Knochen, aufgerissene, zähnebleckende Münder und vor allem diese leeren Augenhöhlen. Grinsten die Totenschädel ihn wirklich an? Oder war es Haß, der ihm entgegensprühte? Noch weitaus gespenstischer aber war, daß um diese Satansgestalten die Uniformen der Fluggesellschaft schlotterten.
    Ein leise schabendes Geräusch von gegeneinanderreibenden Knochen ließ ein Würgen in Alec Moores Kehle steigen.
    Seine Gedanken wirbelten durcheinander. Streß? War er überarbeitet, gereizt? Spielten ihm die Nerven einen Streich? Oder wurde er langsam verrückt?
    Gewaltsam zwang er sich dazu, seine Gedanken auf den Flug zu konzentrieren. Nur nicht schlappmachen, befahl er sich selber. Er durfte seine Panik nicht Oberhand gewinnen lassen. Auf keinen Fall.
    Seine Hände zitterten. Doch dann fuhr er zusammen, als Jim Saunders’ vertraute Stimme, allerdings mit spöttischem Unterton, sagte:
    »Du wolltest doch was sagen, Alec! Warum sprichst du nicht weiter?«
    »Ich… ich weiß nicht. Mir ist…« Mühsam überwand Moore das Gefühl der Schwäche. Ein Blick auf den Co-Piloten, der ihn - so schien es ihm jedenfalls - höhnisch anlächelte, konnte die Unsicherheit nicht verscheuchen.
    »Na, alter Junge, mir scheint, du bist reif für einen Urlaub«, meinte Saunders und lachte hart auf.
    Das registrierte Alec Moore nur nebenbei. Inzwischen nämlich hatte er nach hinten gesehen. Burt Andrews, der Funker, und Mark Milton, der Ingenieur, saßen da und warfen ihnen beiden spöttische Blicke zu.
    Ehe sich Alec Moore äußern konnte, ging die schmale Tür zum Cockpit auf, und Tina, eine der Stewardessen, trat ein.
    »Möchte einer von euch Kaffee?« fragte sie, fügte dann hinzu: »Warum macht ihr alle so merkwürdige Gesichter? Ist was?«
    »Ich würde gern eine Tasse haben, Tina«, meinte Alec Moore. »Sonst ist nichts.«
    »Okay.« Sie zögerte einen Moment. »Ich weiß nicht, Jungs, ich hab’ heute so ein komisches Gefühl. Seit wir in der Luft sind, ist irgendeine Spannung da. Ich kann’s nicht erklären.«
    Alec Moore ging sofort darauf ein.
    »Stimmt was mit den Passagieren nicht?« wollte er wissen.
    Wieder zögerte die Stewardeß.
    »Ich weiß nicht recht«, sagte sie schließlich, »sie kommen mir verändert vor. Irgend etwas liegt in der Luft, das spüre ich. Na ja - also der Kaffee kommt gleich, Captain!«
    Alec Moore erhielt seinen Kaffee nicht mehr. Ein paar Minuten, nachdem Tina gegangen war, wiederholte sich das grausige Spiel. Mit dem Flugkapitän saßen drei Skelette im Cockpit.
    Moore rieb sich über die Augen, schüttelte den Kopf, sah dann auf die Instrumente. Seine Augen traten fast aus den Höhlen. Der Jumbo-Jet hatte von selber den Kurs geändert. Moores Bemühungen, die Maschine wieder unter seine Kontrolle zu bringen, mißlangen.
    Für den Bruchteil einer Sekunde dachte er daran, sich beim Tower in Mexico City zu melden. Aber was sollte er sagen? Meine Crew besteht aus Skeletten, und der Jet fliegt seinen eigenen Kurs? Das schallende Gelächter konnte er sich vorstellen. Oder würden sie gar nicht lachen? Schließlich mußten sie ja bemerken, daß er einen völlig anderen Kurs flog! Nein, entschied er, ich werde erst einmal abwarten.
    Mit weichen Knien erhob er sich. Raus, nichts wie weg von hier, dachte er, zehn Minuten Pause machen, abschalten! Den Kaffee kann ich auch hinten trinken! Vielleicht geht’s dann wieder besser!
    Er öffnete die Tür, verließ das Cockpit, blieb wie angewurzelt stehen. Fast blieb ihm die Luft weg. Seine Hände machten fahrige Bewegungen, suchten einen Halt.
    Von allen Sitzen starrten ihn bösartig grinsende Totenschädel an. Wo zuvor noch mehr oder weniger nette,
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