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Seeteufel

Seeteufel

Titel: Seeteufel
Autoren: Manfred Megerle
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Verkehr gezogen. Erzählen Sie«, nahm Karin den Faden wieder auf, kaum dass sie die Insel hinter sich gelassen hatten.
    Wolf ließ sich nicht lange bitten, zumal sie die Bande nicht zuletzt mit Karin Winters tatkräftiger Hilfe zur Strecke gebracht hatten. Das würde sogar die Staatsanwaltschaft tolerieren, falls sie von dem Kuhhandel zwischen ihm und der Journalistin erfuhr. Sommer hatte er ohnehin auf seiner Seite.
    Â»Neidling war also das Bauernopfer«, rief Karin überrascht aus, als Wolf seine Ausführungen beendet hatte.
    Â»Als ihm klar wurde, dass Loske sich allein absetzen wollte, noch dazu mit dem ganzen Zaster, da ist er ausgerastet. Hat sich eine Waffe gegriffen und Loske über den Haufen geknallt, noch ehe einer von uns einschreiten konnte.«
    Â»Ich fass es nicht. Wie konnte das geschehen? Und wo hatte er die Waffe her?«
    Â»Tja, da hat Hanno Vögelein nicht aufgepasst. Hatte seine Dienstwaffe ungesichert im Holster stecken. Schade, der Vorfall kostet das D1 einen guten Mann.« Als Karin ihn nur verständnislos ansah, fügte er erklärend hinzu: »Vögelein will sich versetzen lassen.«
    Â»Deshalb?«
    Â»Deshalb! Er möchte nicht zum Gespött der Kollegen werden, sagt er. Kann ich verstehen, passt zu seinem Naturell. Obwohl …«
    Â»Obwohl?«
    Â»Nun, genau genommen war er es, der den Fall durch seinen Lapsus überhaupt zu einem guten Ende brachte. Am Ende hat uns Neidlings Affekthandlung nicht nur Loske in die Hände gespielt und ganz nebenbei auch noch Jo befreit, sondern vor allem dafür gesorgt, dass Loske das Handy losließ, mit dem er das Arsen hochgehen lassen wollte.«
    Â»Da sieht man mal wieder, wozu eine echte Männerfeindschaft gut sein kann. Was passiert eigentlich, wenn Loske die Ladung nicht freiwillig entschärft?«
    Â»Er wird, glauben Sie mir. Eine Weigerung würde sein Strafmaß deutlich erhöhen, und daran kann ihm nicht gelegen sein.
    Â»Ist er über ‘n Berg? Ich meine, wird er überleben?«
    Â»Nach Aussage des Notarztes ja.«
    Â»Wollen wir hoffen, dass Gabriello nicht so glimpflich davonkommt – als Sektenchef, meine ich.«
    Â»Da vertraue ich auf die Kraft der Worte – Ihrer Worte, Frau Winter. Aber ich bin sicher, Sie werden die richtigen finden.«

Epilog
    (Quelle: »Seekurier« vom Montag, 25.   Oktober, Aufmacher Seite 1)
    Gefahr von Trinkwasserverseuchung durch Arsen gebannt
    Im Fall der Arsenmordserie sorgen zwei spektakuläre Festnahmen für landesweites Aufsehen.
    Nach tagelanger intensiver Fahndung ist es der Kripo Überlingen gestern Abend gelungen, die beiden führenden Köpfe der Arsenmörderbande in einem Sipplinger Hotel zu stellen. Es handelt sich um Peter L. (38) und Hartmut N. (40) aus Überlingen. Beide waren Mitglieder der Sekte Heaven’s Gate . Der Verhaftung gingen turbulente Szenen voraus, in deren Verlauf Peter L. von seinem Komplizen niedergeschossen wurde. Schwer verletzt musste er in das Überlinger Krankenhaus eingeliefert werden.
    Peter L. und Hartmut N. werden die Morde an drei Obdachlosen und sieben alleinstehenden Witwen, gleichfalls Mitglieder der Sekte Heaven’s Gate , sowie Erbschleicherei und Erpressung zur Last gelegt.
    Ihre leitende Funktion in der Glaubensgemeinschaft ermöglichte Peter L. und Hartmut N., sich in den Besitz des Vermögens ihrer größtenteils wohlhabenden Mordopfer zu setzen. Den drei Wohnsitzlosen, die in der vergangenen Woche ebenfalls durch die Verabreichung von Arsen ermordet worden waren, wurde dem Geständnis der Täter zufolge die Kenntnis gewisser Tathergänge zum Verhängnis.
    Als Höhepunkt der beispiellosen Verbrechensserie gilt jedoch die versuchte Erpressung der Bodenseewasser-Versorgungsgesellschaft ( BWVG ), die mehr als vier Millionen Menschen in Süddeutschland mit Trinkwasser beliefert. Peter L. und Hartmut N. hatten gedroht, dem Wasser über eine fernzündbare Haftladung an einem der Entnahmetürme eine hohe Dosis hochgiftiges Arsen beizumengen, falls die BWVG nicht bis heute früh zehn Millionen Euro auf einem Kreditkartenkonto zugunsten der Täter bereitstellen würde. Wie die Polizei am Morgen mitteilte, haben Polizeitaucher die Haftladung inzwischen entschärft.
    * * *
    (Quelle: »Seekurier« vom Montag, 25.   Oktober, Seite 3)
    Ãœberlinger Sektenchef außer Landes
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