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Ein Gespür für Mord - Detective Daryl Simmons 1. Fall

Ein Gespür für Mord - Detective Daryl Simmons 1. Fall

Titel: Ein Gespür für Mord - Detective Daryl Simmons 1. Fall
Autoren: Alex Winter
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    Chief Inspector Garratt blätterte in einer Akte, als Daryl an die offen stehende Bürotür klopfte.
    Der Chief sah auf, seine Augen verengten sich. »Kommen Sie rein, Detective Simmons, und schließen Sie die Tür«, sagte er mürrisch.
    Daryl musste ein Grinsen unterdrücken.
    Sein Vorgesetzter war ein großer, breiter Mann mit einem Kopf so rund und glänzend wie eine Bowlingkugel. Viele in der Abteilung fürchteten sich vor ihm. Wenn er schlecht gelaunt war – was häufiger vorkam –, konnte er sehr unangenehm werden. Sein Gesicht nahm dann innerhalb von Sekunden eine dunkelrote Farbe an, weshalb man ihn hinter vorgehaltener Hand auch »Die Killertomate« nannte. Wen er sich zur Brust nahm, der verließ sein Büro einige Zentimeter kleiner und erholte sich nur langsam von der Standpauke. Daryl hatte das schon viele Male beobachten können. Erstaunlicherweise hatte der Chief Inspector sich bei ihm aber immer zusammengenommen.
    Daryl zog sich einen Stuhl heran.
    »Wer hat Ihnen erlaubt, sich zu setzen?«
    »Entschuldigen Sie, Sir.«
    »Entschuldigen wollen Sie sich?«, polterte Garratt los. »Wissen Sie, wofür Sie sich entschuldigen sollten?« Er kramte einen Briefbogen unter seinem Aktenberg hervor und wedelte damit in der Luft herum.
    »Dafür! Was soll dieser Wisch, Simmons?«
    »Ich nehme an, es handelt sich um meine Kündigung, Sir.«
    »Verdammt richtig, Dr. Watson! Was fällt Ihnen eigentlich ein, Ihren Abschied von der Polizei einzureichen, ohne vorher mit mir darüber zu sprechen?«
    »Das ist …«
    »Ich bin noch nicht fertig.«
    Garratt versuchte, sich aufzurichten, doch sein massiger Körper schien zwischen den Armlehnen seines Stuhls eingeklemmt zu sein. »Oh, ich weiß schon. Sie sind sauer, weil man Ihrem Gesuch nach Rückversetzung ins Outback und in den normalen Polizeidienst nicht zugestimmt hat, stimmt’s?«
    »Zum Teil.«
    Der Chief Inspector ließ das Papier auf die Schreibunterlage fallen und seufzte. Eine Zeitlang musterte er Daryl wortlos, wobei sein Blick fast schon neidvoll über Daryls schlanken, durchtrainierten Körper glitt.
    »Vermutlich wissen Sie«, fuhr Garratt merklich ruhiger fort, »dass Sie Ihre Versetzung zur Kriminalpolizei mir verdanken. Ich habe Ihre Karriere als Buschpolizist verfolgt und war sehr beeindruckt von Ihren Leistungen. Damit meine ich nicht nur die Art, wie Sie den schrecklichen Mord an Ihrer Verlobten aufgeklärt haben, auch wenn man ihre Leiche nie gefunden hat. Auch sonst haben Sie bewiesen, was in Ihnen steckt. Ich war – nein, ich bin überzeugt, dass Sie einen hervorragenden Kriminalbeamten abgeben – wenn Sie sich an die Spielregeln halten.«
    Daryl wollte etwas sagen, doch Garratt hob die Hand.
    »Einen Augenblick, Detective. Ich weiß, dass Menschen, die im Outback aufwachsen, vieles anders sehen als wir Städter. Sie entwickeln schon als Kinder ein ausgeprägtes Gefühl für ihre Mitmenschen, und meist haben sie auch einen besseren Riecher für Situationen, in denen etwas nicht stimmt. Weiß der Teufel, woran das liegt. Sie, Simmons, können aber noch mehr. Sie sind clever, haben Biss und Geduld. Und was am wichtigsten ist: Sie haben ein Gespür für Mord. Kurz gesagt, Sie haben mehr auf dem Kasten als die meisten da draußen. Werfen Sie das nicht einfach weg.« Er lehnte sich so weit zurück, bis sein Stuhl bedrohlich zu ächzen begann. »Sie sind dran, Detective.«
    Daryl überlegte einen Moment, was er seinem Vorgesetzten antworten sollte. Er mochte den Chief. Aber mit anderen Menschen über seine Gefühle zu reden, fiel ihm schwer. Schließlich fasste er sich ein Herz. »Nach Michelles Tod war ich froh, eine Zeit lang von allem wegzukommen. Die Versetzung nach Perth, der Fahnderlehrgang, das hat mir alles sehr geholfen. Aber als ich ein halbes Jahr später in die Mordkommission kam, merkte ich rasch, dass ich nicht hierher gehöre. Verstehen Sie mich nicht falsch, Chief. Ich habe in den letzten zwei Jahren eine Menge gelernt. Aber ich bin kein Stadtcop. Ich fühle mich hier eingeengt. Das bedeutet, dass ich meinen Job nicht so machen kann, wie ich das eigentlich sollte.«
    »Und Sie glauben, mit Ihrer Kündigung lösen Sie das Problem?«
    »Sie wissen, dass ich gern Polizist bin. Aber unter diesen Umständen …«
    »Schon gut«, unterbrach ihn Garratt. Für einen Augenblick huschte ein verständnisvolles Lächeln über sein Gesicht. »Ich weiß schon, was Sie meinen. Trotzdem sollten Sie das Ganze nochmals überdenken.« Er
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