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Seeteufel

Seeteufel

Titel: Seeteufel
Autoren: Manfred Megerle
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lancieren«, stellte sie trocken fest. Sie musste gleich darauf lachen.
    Â»Erst morgen, wenn’s recht ist.«
    Sie war stehen geblieben, mit großen Augen sah sie hinter ihm her. »Heißt das, Sie haben den Fall gelöst? Sind die Täter gefasst?«
    Kaum hatte Wolf genickt, hing sie an seinem Hals und drückte ihm einen feuchten Kuss auf die Stirn. »Entschuldigen Sie, aber das musste sein«, sagte sie und wurde rot dabei.
    Â»Könnten wir das Weitere eventuell bei einem Happen besprechen?«, fragte er lächelnd und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. »Ich hab heute kaum was gegessen. Sie sind natürlich eingeladen.«
    Karin hakte sich bei ihm unter, und sie setzten sich wieder in Bewegung. »Ist mir recht. Am Tisch kann ich mir wenigstens Notizen machen. Gehen wir in die Schwedenschenke, das sind nur ein paar Schritte.«
    Â»Also, worum geht’s?«, fragte Karin begierig, als sie ihre Bestellung aufgegeben hatten.
    Â»Um Gabriello und seinen Verein.«
    Â»Haben Sie heute den Bericht im Fernsehen gesehen?« Als er sie nur fragend ansah, fuhr sie fort: »Verstehe, Sie waren anderweitig beschäftigt. Na, jedenfalls ist Gabriello ganz gut weggekommen dabei, hat sein messianisches Bemühen geschickt als Ausdruck echter Gottesfurcht verkauft. So was kann einfache Gemüter schon beeindrucken, die hören über kritische Untertöne des Moderators einfach hinweg.«
    Â»Ganz genau, und mag der sich auch noch so ironisch über die Vergebung der Sünden bereits zu Lebzeiten auslassen …«, fügte Wolf hinzu.
    Â»Nicht zu vergessen sein Versprechen auf ein ewiges Leben!«
    Â»Auch das. Ein Grund mehr, solchen Leuten das Handwerk zu legen, wie ich finde. Noch verhängnisvoller ist aber etwas ganz anderes: Heaven’s Gate war für Loske und Neidling wie geschaffen, um gutgläubige Leute auszunehmen, sozusagen der ideale Nährboden. Man muss sich das mal reinziehen: Ausgerechnet eine Gruppe, die für sich in Anspruch nimmt, Menschen zu läutern und auf einen gottgefälligen Weg zu führen, gebiert solche Kreaturen!«
    Die bestellten Getränke kamen und sorgten für eine kurze Unterbrechung. Danach unterbreitete Wolf der Journalistin seinen Plan, den diese mit dem lapidaren Satz kommentierte: »Wenn das klappt, dann schlagen wir Gabriello mit seinen eigenen Waffen.«
    Wenig später wurde ihr Essen gebracht. Wolf hatte sich für das Hähnchenfilet mit einer Roqueforthaube und Zitronenreis entschieden, Karin für die Gemüseterrine mit Walnussbrot. »Aber bitte nur eine halbe Portion, schließlich will ich auch morgen noch in meine Klamotten passen«, hatte sie bei der Bestellung entschuldigend hinzugefügt.
    Â»Schmeckt vorzüglich«, lobte Wolf zwischen zwei Bissen genießerisch. »Obwohl ich zugeben muss, dass ich heute über eine schlichte Brotsuppe nicht anders geurteilt hätte – ausgehungert, wie ich war.«
    Karin legte ihre Gabel aus der Hand. »Was ich immer noch nicht verstehe: Wieso mussten eigentlich diese drei Penner sterben?«
    Â»Ganz einfach: Diese Wohnsitzlosen, wie man sie im Amtsdeutsch nennt, waren für Loske und Neidling zu einer ernsten Gefahr geworden. Denken Sie nur an Einstein und Havanna: zwei liebenswerte Alte, die Freundlichkeit in Person. Konnten im Grunde keiner Fliege was zuleide tun, so was kommt an bei älteren Damen, scheint irgendwie deren Beschützerinstinkte zu wecken. Wie mir Göbbels erzählte, hatten die beiden im Laufe der Zeit ein besonderes Geschick darin entwickelt, genau diese Klientel der Sekte zuzuführen. Und je betuchter die Damen waren, desto bereitwilliger wurden sie dort aufgenommen, ganz besonders, wenn es sich um alleinstehende Witwen handelte. Natürlich war das Engagement Einsteins und Havannas nicht ganz selbstlos. Loske honorierte ihre Bemühungen großzügig. Dass es Loske und Neidling von Beginn an nur auf den Nachlass der alten Damen abgesehen hatten, ist Einstein und Havanna zu spät aufgegangen. Erst nachdem eine der Verblichenen sie anstelle von Heaven’s Gate als Erben in ihrem Testament bedachte und Loske sie danach unter Druck setzte, auf das Geld zu verzichten, durchschauten sie das perfide Spiel. Als sie drohten, Loske und Neidling bei Gabriello anzuschwärzen, mussten sie aus dem Weg geräumt werden – schließlich hätte das das Ende einer kräftig
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