Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seepest

Seepest

Titel: Seepest
Autoren: Manfred Megerle
Vom Netzwerk:
warten wir auf euch.«
    »Klingt nicht gut. Was könnt ihr tun?«
    »Verdammt wenig, ehrlich gesagt. Wenn es wirklich
Diesel ist, helfen weder Ölsperren noch Absaugen. Dann haben wir ein Problem.
Zunächst brauchen wir eine Analyse, damit wir wissen, um was genau es sich
handelt. Ein LKA -Spezialist ist bereits
unterwegs. Auch die Feuerwehren von Unteruhldingen, Überlingen und Konstanz
sind verständigt.«
    »Ein Ölteppich direkt vor der Mainau – das wird die
Bernadottes aber gar nicht freuen«, meinte Wolf mehr zu sich selbst.
    »Dazu noch der verdammte Ostwind … Der treibt die
Suppe direkt auf die Insel zu. Wenn du mich fragst: eine Katastrophe!«
    ***
    Jörg
Matuschek musste an sich halten, um nicht aus der Haut zu fahren. Wie konnte
ein gebildeter Mensch, Doktor der Jurisprudenz zumal und seit gut einem halben
Jahr Richter am Amtsgericht Überlingen, nur einen solchen Stuss verzapfen! Am
liebsten hätte Matuschek die Karten auf den Tisch geknallt, wäre aufgestanden
und weggegangen. Wenn schon binokeln, dann, bitte schön, mit angenehmeren
Partnern. Doch in seiner Position war das leichter gesagt als getan. Als
Chefredakteur des »Seekurier« war er auf Kontakte angewiesen, auch und gerade
zur hohen Gerichtsbarkeit. Eine Zeitung lebte nun mal von Informationen, und
die wurden ihnen selten genug auf einem silbernen Tablett serviert – da mussten
schon mal Opfer gebracht werden. Also schluckte er seinen Ärger hinunter und
vertiefte sich seufzend in das Blatt auf seiner Hand, das, einem akkurat
aufgereihten Fächer gleich, über seine Chancen im nächsten Spiel entschied.
    Heinz Bäumlisberger, dem dritten Mann in der Runde,
schien Matuscheks Seufzer nicht entgangen zu sein, denn er sah verlegen vor
sich auf die Tischplatte. Er war es, der den heutigen Binokelabend angeregt und
Richter Settele dazu eingeladen hatte – eine bedauerliche Fehleinschätzung, wie
sich eben gezeigt hatte. Ganz sicher sah Bäumlisberger das ebenso.
    Sie hatten sich um einundzwanzig Uhr im »Walker«
verabredet, dem In-Café direkt an der belebten Überlinger Seepromenade. In
gewisser Weise gehörte Matuschek dort bereits zum Inventar, ein Status
freilich, den er bei einer ganzen Reihe weiterer Lokale genoss – und den er, da
machte er sich nichts vor, vor allem seinem Job als Zeitungsmacher verdankte.
    Die ersten Spiele hatte Bäumlisberger gewonnen. Von
Mal zu Mal war der Richter mürrischer geworden. Als Matuschek – mit einem
Seitenblick zum Nebentisch – die Trinkfestigkeit der heutigen Jugend ansprach,
war Settele unvermittelt aus der Haut gefahren.
    »Na und, ist das ein Wunder?«, hatte er gehöhnt. »Das
kommt davon, wenn man den Jungen alles durchgehen lässt! Rücksicht, Anstand,
Mäßigung … das sind doch heutzutage Worte ohne Wert. Da gehört mit harter Hand
durchgegriffen, stattdessen wird die Brut nur noch mehr verzogen …«
    Betreten hatten sich Matuschek und Bäumlisberger
angeblickt, nur mit Mühe war es ihnen gelungen, den aufgebrachten Settele zu
besänftigen. Wenig später hatte der in gewohnt näselndem Ton verkündet: »Jetzt
lasst uns endlich weitermachen«, gerade so, als wäre nichts gewesen. Mit
gespitztem Mund hatte er seine Karten geordnet, bevor er nun, ohne seine
Mitspieler auch nur eines Blickes zu würdigen, ein selbstzufriedenes Lächeln
aufsetzte.
    »Wer kommt raus?«, fragte er und strich sich mit der
Rechten über die schlohweißen Haare.
    »Sie«, antwortete Bäumlisberger kurz angebunden.
    Er hatte kaum ausgesprochen, da knallte der Richter
die erste Karte auf den Tisch. Gleichzeitig klingelte Matuscheks Telefon.
Vorwurfsvoll sahen ihn die beiden anderen an, doch die Störung kam Matuschek
nicht mal ungelegen. Er hatte, zumindest für heute, die Lust am Binokeln
verloren. Kurz entschlossen nahm er das Handy und nannte seinen Namen.
    »Entschuldige die späte Störung, Jörg, aber es ist
dringend«, überfiel ihn eine aufgeregte Frauenstimme. »Ich hab nur eine Frage:
Wo hast du dein Boot liegen?«
    Es dauerte eine Sekunde, bis Matuschek die Anruferin
erkannte. »Was soll die Frage, Karin? Hat das nicht Zeit bis morgen?«
    »Nun komm schon … oder willst du auf eine gute
Geschichte verzichten? Dann mach aber später nicht mich dafür verantwortlich …«
    »Was für eine Geschichte?«
    »Kann ich noch nicht genau sagen. Jedenfalls ist
zwischen der Mainau und Unteruhldingen etwas im Gange. Offenbar ist dort eine
Jacht in die Luft geflogen.«
    »Woher hast du das schon wieder? Solltest
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher