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Seepest

Seepest

Titel: Seepest
Autoren: Manfred Megerle
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sicher.«
    »Konnten Sie sonst noch etwas erkennen? Die Farbe des
Bootes zum Beispiel, die Beschriftung der Segel, die Form der Aufbauten,
Menschen?«
    »Nein, nichts. War zu weit weg.«
    »War außer dem Knall noch etwas anderes zu hören?«
    »Nein, Commissario , nichts.«
    »Und Sie haben auch nur eine Explosion
und eine Stichflamme bemerkt – nicht etwa mehrere
kurz hintereinander?«
    »War nur eine.«
    »Und wo genau, sagen Sie, soll die Explosion sich
ereignet haben?«
    Erneut stach Rivellis Arm in Richtung Nordosten.
    »Da sind Sie ganz sicher?«, vergewisserte sich Wolf
noch einmal. Mit Angaben von Zeugen, die eine exakte Richtung oder Tatzeit
betrafen, hatte er so seine Erfahrungen.
    »Sehen Sie drüben die angestrahlte Kirchturm? Ist
Kirchturm von Unteruhldingen, eh, hat Schwager Hochzeit gemacht, war schöne
Festa …«
    »Ja, und was ist damit?«
    »Genau davor war der Blitz.«
    »Gut. Sie haben dann Ihre Zigarette gelöscht und sind
zurück ins Restaurant gelaufen, richtig?«
    »Habe Zigarette fallen gelassen, bin wie D-Zug – sagt
man so? – zu meine Chef gerannt. Der hat Polizei gerufen.«
    »Der Anruf erreichte die Leitstelle in Konstanz um
zweiundzwanzig Uhr achtundvierzig«, warf der Kollege vom Streifendienst ein.
    »Haben wir die Personalien von Herrn Rivelli?« Als der
Kollege nickte, entließ Wolf den Oberkellner mit den Worten: »Gut, das wär’s
dann im Moment. Ich nehme an, Sie werden im Saal gebraucht.«
    Bereits im Weggehen, drehte sich der Mann noch einmal
um.
    »Äh, Commissario , da war
noch was. Als ich auf See gucke, nach Explosion, da hab ich Mann gesehen. Stand
hier vorne, rechts von die Steg, gucke mit Fernglas auf Wasser hinaus. Frag ich
ihn: Haben Sie den Blitze gesehen, eh? Aber der Mann geht schnell weg, ist fast
gerannt …«
    »Würden Sie den Mann wiedererkennen?«, fragte Wolf.
    »Leider, Commissario , war zu
dunkel, ging zu schnell.«
    »Größe, Figur, Alter, Kleidung … irgendwas?«
    Rivelli zuckte bedauernd die Achseln.
    »Gut. Dann danke ich Ihnen, Herr Rivelli.«
    Erleichtert ging der Kellner in den Comturey-Keller
zurück.
    »Was halten Sie davon? Ist irgendwie merkwürdig,
nicht?«, brummte einer der Streifenbeamten.
    »Merkwürdig ist vor allem der Kerl mit dem Fernglas«,
antwortete Wolf nachdenklich. »Hörte sich fast an, als habe er auf die
Explosion gewartet.«
    Das Funkgerät im Streifenwagen quäkte. Einer der
beiden Uniformierten nahm den Hörer ab und meldete sich, ehe er ihn an Wolf
weiterreichte. »Die Wapo.«
    Nach einer kurzen Begrüßung erfuhr Wolf, dass der
Polizeikreuzer den Unglücksort erreicht hatte. »Hier schwimmen jede Menge
Trümmer herum«, meldete der Kollege der Wasserschutzpolizei.
    »Überlebende?«, wollte Wolf wissen.
    »Keine. Scheint so, als wäre der Kahn mit Mann und
Maus abgesoffen.«
    »Welche Tiefe habt ihr da draußen?«
    »Fünfundzwanzig Meter, vielleicht etwas mehr. Sieht so
aus, als hätte das Wrack Treibstoff verloren. Die Wasseroberfläche schimmert in
allen Regenbogenfarben. Wir stellen gerade fest, um welche Menge es sich
handelt. Übrigens – unser zweites Boot müsste gleich bei euch anlegen. Die
picken dich auf, dann kannst du dir die Bescherung hier selbst ansehen.«
    »Ja, ich seh’s, die Kollegen trudeln gerade ein. Bin
in wenigen Minuten bei euch. Ende.«
    Karin Winter, die sich die ganze Zeit über in der Nähe
aufgehalten und jedes Wort mitgehört hatte, trat wieder neben ihn. »Nehmen Sie
mich mit, Herr Wolf?«, fragte sie keck.
    »Sonst noch was?«, wies Wolf ihr Ansinnen barsch
zurück und sprang mit einem gewaltigen Satz an Bord des Schiffes, das, ohne
festgemacht zu haben, sofort seewärts beidrehte und schnell Fahrt aufnahm.
    Während Karin Winter ihr Handy hervorholte und eine
Kurzwahltaste drückte, stieg Wolf die Treppe zum Steuerhaus hoch. Als er die
Brücke erreichte, nickte ihm Schiffsführer Geza Horvath kurz zu. Trotz der
Nachtkühle hatte der breitschultrige Mann mit dem kantigen Gesicht seine Jacke
abgelegt. Hemdsärmelig tigerte er vor dem Steuerpult auf und ab, dabei wild
gestikulierend in ein Mobiltelefon sprechend. Mit den Worten »Moment noch,
jetzt kannst du’s ihm selber sagen« nahm er das Gerät vom Ohr und reichte es an
Wolf weiter.
    Was die Kollegen vom zweiten Boot zu berichten hatten,
klang wenig verheißungsvoll: »Die Verschmutzung ist größer als ursprünglich
angenommen. Ein dünner Film, vermutlich ausgelaufener Dieseltreibstoff. Wir
haben zu wenig Licht, deshalb
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