Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerry Cotton - 0564 - Der Mann mit der roten Peruecke

Jerry Cotton - 0564 - Der Mann mit der roten Peruecke

Titel: Jerry Cotton - 0564 - Der Mann mit der roten Peruecke
Autoren:
Vom Netzwerk:
»Und wenn der Streifenwagen nicht kommt?« fragte Tob Harris aus dem Hausflur heraus den kleinen, unauffällig gekleideten Mann, der auf dem Gehsteig wartete.
    »Der Streifenwagen wird im Hauptquartier unter der Bezeichnung ,Radio Car 824‘ geführt«, erwiderte Mark Lindsay, während er sich wieder einmal über sein für einen Mann unwahrscheinlich schönes kupferfarbenes Haar strich, das leicht gewellt und sehr gepflegt wirkte. »Die Besatzung vom Tagesdienst übernimmt ihn um ungefähr acht Uhr zehn, nachdem sie um acht Uhr — bei Schichtbeginn — ihre Weisungen erhalten hat. Wenige Minuten vor oder nach neun Uhr sind sie hier in dieser Gegend. In zwei Wochen sind sie nur viermal später als neun Uhr fünfzehn gekommen. Sie werden schon noch kommen. Auf meiner Uhr ist es erst neun.«
    Tob Harris wunderte sich wieder einmal über zwei Dinge, die ihn an dem Rothaarigen schon immer überrascht hatten und immer wieder von neuem überraschten: dessen unerschütterliche Ruhe und das schier unbegrenzte Wissen, über das er zu verfügen schien. Wenn er den Mund auftat, kamen unbezweifelbare Tatsachen heraus, nachprüfbar und stichhaltig — wie aus einem Lexikon. Es tat gut, mit einem solchen Mann ‘ zusammenzuarbeiten. Da mußte es ja einfach klappen. Selbst wenn man sich einen verdammt gewagten Coup vorgenommen hatte.
    »Da ist er«, sagte Mark Lindsay und setzte sich auch schon in Bewegung. Er gestikulierte mit beiden Armen und lief auf die Fahrbahn hinaus. Ein Taxi fuhr mit kreischenden Profilen haarscharf an ihm vorbei.
    Harris drehte sich um und hastete durch den dunklen Hausflur nach hinten zur Hoftür. Er zog sie auf, spurtete halb über den Hof und warf sich hinter einer Reihe von acht Mülltonnen flach auf den Bauch.
    Drei, vier Sekunden mußte er verschnaufen, dann schob er zwei Finger zwischen die Lippen und stieß einen kurzen, durchdringend scharfen Pfiff aus. Aus der alten Fabrikhalle, deren Schiebetor halb offenstand, kam keine Antwort. Aber sie mußten es gehört haben.
    »Heiliger Strohsack«, knurrte Harris aufgeregt, »wenn das man gutgeht!«
    Er nahm die kurzläufige Maschinenpistole in die Hand, die er vor wenigen Minuten erst hinter den Mülltonnen versteckt hatte. Zwischen zwei der blechernen Abfallgefäße hindurch konnte er die Einfahrt beobachten, die von der Straße her neben dem Mietshaus auf den Hof führte. Er brauchte nicht lange zu warten. Langsam schob sich die chromblinkende Kühlerhaube eines schwarzen Ford um die Hausecke. Der Wagen trug auf beiden Vordertüren das Wappen der Stadt. In Halbkreisen darüber: NEW YORK CITY und darunter: POLICE DEPARTMENT. Auf dem Dach saß das jetzt .ruhende Rotlicht. Einen Augenblick erschrak Harris, denn er sah vier Männer im Wagen sitzen, statt der angekündigten drei. Dann erkannte er, daß der vierte Mark Lindsay war, der heftig gestikulierte, als wolle er den Beamten etwas Wichtiges klarmachen.
    Kurz vor dem offenen Schiebetor kam der Wagen zum Stillstand. Die uniformierten Streifenbeamten sprangen heraus. Harris sah flüchtig ein scharfgeschnittenes, von tiefen Falten durchzogenes Gesicht. Es gehörte dem ältesten der Cops, einem ungefähr Fünfzigjährigen, der die Rangabzeichen eines Sergeants trug. Die beiden anderen waren wesentlich jünger, und einer von ihnen hatte noch ein richtiges Milchgesicht.
    Sie gingen nebeneinander auf das offene Tor zu. Lindsay bewegte sich in ihrer Mitte anscheinend völlig arglos. Er redete immer noch mit Mund und Händen gleichzeitig.
    Harris hielt den Atem an. Wenn die Burschen ihre schweren Dienstrevolver gezogen hätten, wäre das für sie alle möglicherweise der Fahrschein in die Hölle gewesen. So aber hingen die schwarzblau schimmernden Waffen in den Gürtelhalftern an den Hüften der Cops, während sie mit hallenden Schritten über den gepflasterten Hof auf das schwarzgähnende offene Tor zuschritten. Harris spürte einen Kloß im Hals, als ob er ersticken müßte. Aber dann hatten die Cops die Schiene erreicht, in der das Schiebetor lief, und nun gab es keinen Sekundenbruchteil Zeit mehr für Überlegungen.
    Harris sprang hinter seinen Mülltonnen auf. Die Maschinenpistole zeigte auf den Rücken der drei Patrolcops. Im selben Augenblick riß Lindsay mit tolldreister Frechheit dem ahnungslosen Sergeant den Revolver aus der Halfter und sprang zur Seite. Und noch während das geschah, rief Harris: »Bewegt euch nicht, Bullen! Oder ihr seid Leichen — alle miteinander!«
    Der Sergeant fuhr herum.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher