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Seelenflüstern (German Edition)

Seelenflüstern (German Edition)

Titel: Seelenflüstern (German Edition)
Autoren: Mary Lindsey
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sofort neben mir. »Was ist los, Lilian?« Er nahm mich an den Schultern. »Lilian?«
    »Also … ehm …«
    »Du musst mir helfen.«
    Nicht schon wieder. Ich sah in die Richtung, aus der die Stimme kam. »Ich kann dir nicht helfen.«
    Zak schüttelte mich sanft. »Alles klar, Babe? Mit wem redest du?«
    Meine Augen füllten sich mit stechenden Tränen. Um mich herum verschwamm die Welt. Das Schluchzen des Kindes brach ab.
    »Lilian!« Zak nahm mein Gesicht zwischen die Hände. »Lilian, sieh mich an.«
    Ihm in die Augen zu schauen, brachte ich nicht fertig. Ich hatte Angst, dass sein Blick mir sagen würde, ich sei plemplem. Lieber warf ich mich in Zaks Arme und drückte mich fest an ihn. Seine Größe und seine Wärme gaben mir ein bisschen Sicherheit.
    »Ich habe nicht mehr bloß das Geräusch im Kopf«, flüsterte ich an seiner Brust. »Jetzt höre ich auch noch Stimmen. Genau wie Dad.«
    Dabei musste ich so laut schluchzen, dass ich Zak kaum noch verstehen konnte. Die Stimmen machten mir eine Höllenangst. Aber noch viel schlimmer war der Gedanke, Zak vielleicht zu verlieren. Er war mein Halt, mein Anker in der Realität.
    »Pssst«, flüsterte er mir ins Haar. »Hey. Denk dir nichts dabei. Du bist nicht dein Dad.« Er rieb mir den Rücken, küsste mich aufs Haar, und ich atmete tief durch. »Du bist nicht dein Dad, Lilian. Hörst du? Du bist ihm kein Stück ähnlicher als ich meinem alten Herrn. Oder bin ich etwa eine Koksnase?«
    In die Augen schauen konnte ich Zak noch immer nicht. Trotzdem nickte ich und versuchte, mich auf das angenehme Kribbeln zu konzentrieren, das Zaks Hände auf meinemRücken auslösten und das eisige Grauen in meiner Brust nicht zu beachten. Zak von den Stimmen zu erzählen, hatte kein bisschen geholfen. Im Gegenteil: Meine schlimmsten Ängste kamen mir jetzt nur noch realer vor.
    Er hörte auf, mir den Rücken zu reiben, beugte sich zu mir herab und strich mir das Haar aus dem Gesicht. »Ich habe eine Überraschung für dich.«
    Wir hatten abgesprochen, dass er mir nichts schenken würde. Zak hatte schon genug Probleme damit, irgendwie über die Runden zu kommen und auch noch die College-Gebühren aufzutreiben. Deshalb hatten wir uns darauf geeinigt, dass er mich nur zum Abendessen einladen würde. Ich wollte protestieren, doch er legte mir den Finger an die Lippen. »Nn-hnn. Ich habe kein Geld ausgegeben. Es ist etwas Selbstgemachtes.«
    An der Hand führte er mich zum Sofa. »Setz dich. Ich bin gleich wieder da.« Er warf mir sein Grübchengrinsen zu, verschwand durch die Haustür und stand einen Augenblick später mit seinem Gitarrenkoffer wieder vor mir. Mit der Gitarre setzte er sich auf den Couchtisch. »Bereit?« Er stimmte die Saiten.
    Ich lehnte mich zurück und atmete tief durch. Vielleicht hatte er ja recht. Vielleicht war ich wirklich nicht wie Dad. Ich nickte lächelnd.
    Ein bisschen auf der Gitarre herumklimpern konnte ich auch. Aber Zak spielte fantastisch. Besonders gut beherrschte er den klassischen spanischen Stil, der mir viel zu schwer war. Dad hatte das auch ein bisschen gekonnt, aber längst nicht so wie Zak. Gebannt beobachtete ich, wie Zaks Finger über die Saiten flogen und eine verschlungene, bittersüße Melodie hervorzauberten. Nach wenigen Akkorden atmete ich schon im Rhythmus der Musik, und mein Herz schlug den Takt dazu. Die Melodie nahm michimmer mehr gefangen, und am Ende war ich völlig in die Töne versunken. Fast atemlos lauschte ich den letzten Akkorden hinterher, die durch das Holz des Gitarrenbauchs vibrierten und dann verklangen.
    »Wow.« Mehr brachte ich nicht heraus.
    Lächelnd legte Zak die Gitarre in den Koffer zurück. »Es gefällt dir?«
    »Total. Es ist genial. Ist dir das gerade eben eingefallen?«
    Er stand auf und fuhr sich mit der Hand durch das dichte Haar. »Nein. Ich bastle schon eine Weile daran.«
    Das war das süßeste Geschenk aller Zeiten – fast süß genug, um mich den Katastrophentag vergessen zu lassen, der hinter mir lag. »Das war superschön. Danke.«
    »Die Idee dazu verdanke ich dir. Du bist meine Muse.« Er setzte sich wieder auf den Couchtisch. »Durch dich werde ich immer besser.« Als er sich vor mich kniete und mir die Hände auf die Oberschenkel legte, setzte mein Herzschlag einen Moment lang aus. Die Wärme seiner Handflächen drang durch meine Jeans, floss in Wellen durch meinen Körper und ließ mich fast in die Sofakissen schmelzen.
    »Freut mich, dass es dir gefällt.« Zak flocht die Finger in das
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