Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelenflüstern (German Edition)

Seelenflüstern (German Edition)

Titel: Seelenflüstern (German Edition)
Autoren: Mary Lindsey
Vom Netzwerk:
schwappte gegen die Glaswände.
    »Nein danke.« Ich biss mir auf die Lippe und kämpfte gegen den Drang an, ihn zu bitten, mal eine Trinkpause einzulegen.
    »Du solltest deiner Mutter sagen, was los ist.« Zak nahm einen weiteren Schluck.
    »Lieber nicht. Womöglich müsste sie mich dann einsperren – so wie Dad. Das würde sie nicht verkraften.« Ich fuhr mit den Fingern über den Gitarrenkoffer, klappte ihn auf, brachte es aber nicht fertig, die Gitarre herauszunehmen.
    Zak nahm sein Instrument und fing an, es zu stimmen. »Was spielen wir eigentlich?«
    Ich strich über Dads Gitarre. »›Free Fallin’‹«. Das war Dads Lieblingslied gewesen und auch das letzte, das wir zusammen gespielt hatten. Seither hatte niemand seine Gitarre angerührt. Ich hatte meine eigene benutzt und esnicht über mich gebracht, seine auch nur anzusehen. Während Zak schon die ersten Akkorde des Liedes anschlug und die Saiten noch einmal stimmte, zog ich Dads Gitarre auf meinen Schoß. Wie eine Welle durchrollte mich die Trauer, als der warme Duft von Mahagoni vermischt mit Dads Geruch von dem Instrument aufstieg.
    »Hey. Cooles Teil.« Zak beugte sich zu mir.
    »Ja. Und nicht aus Fichtenholz.« Der schokoladenfarbene Bauch der Gitarre schimmerte matt. Dad hatte einmal gesagt, er hätte sie gekauft, weil ihr Braunton ihn an meine Augen erinnerte.
    Die Saiten klagten unter meinen Fingern. Ich strich über die Bundstäbe. Obwohl das Instrument seit neun Monaten nicht gespielt worden war, war es längst nicht so verstimmt, wie ich gedacht hatte. Als ich an der Stimmmechanik drehte, war es fast, als läge Dads Hand dabei auf meiner. An den Stellen, an denen Dad mit den Saiten die Oberfläche des Gitarrenhalses abgewetzt hatte, war das Holz glatter als anderswo. Ich strich mit der Handfläche darüber.
    »Ich konnte ihm nicht helfen, Zak.«
    Er hörte auf zu spielen, sagte aber nichts. Das war etwas, das mir an Zak sehr gefiel: Er war ein guter Zuhörer.
    Mit dem Ärmel wischte ich eine Träne von der Gitarre. »Mom und ich haben alles versucht. Aber es reichte nicht. Unsere Liebe war nicht genug. Wir haben es nicht geschafft, ihn hier zu halten.«
    »O Babe. Es tut mir so leid.« Zak strich mir zärtlich eine Haarsträhne hinters Ohr.
    »Ich konnte ihn nicht retten.« Das Geräusch in meinem Kopf wurde lauter. Aber vielleicht fiel es mir in diesem Augenblick auch einfach mehr auf. »Und mich kann auch niemand retten.«
    »Ich bin doch bei dir, Babe.« Zak legte seine Hand auf meine. »Wir schaffen das. Bei dir ist es anders. Die Pillen helfen doch, oder?«
    Ich wollte ihm glauben. Wirklich. Aber tief im Inneren wusste ich, dass ich keine Kontrolle darüber hatte, was mit mir geschah. Ich konnte es nicht aufhalten.
    Zak griff nach der Whiskeyflasche. »Auf deinen Vater.« Er hielt die Flasche dem Mond entgegen, nahm einen Schluck und gab sie dann mir.
    »Auf dich, Dad«, flüsterte ich dem Grabstein zu, bevor ich die Flasche an die Lippen setzte. Beim Schlucken fröstelte ich.
    Ich stellte den Whiskey unter die Bank und schlug die ersten Akkorde von »Free Fallin’« an.
    Erst als wir anfingen zu spielen, merkte ich, wie betrunken Zak schon war. Er kannte das Lied, doch seine Finger trafen die Saiten nicht sauber, und er konnte den Takt nicht halten. Wenn er nüchtern war, passierte ihm das nie. Schließlich gab er auf, und ich spielte das Lied allein zu Ende.
    Ich war in der Hoffnung auf den Friedhof gekommen, dass ich dann ruhiger werden würde. Aber Dad etwas vorzuspielen, hatte nicht geholfen. Im Gegenteil – ich war nun noch angespannter als zuvor. So als würde ich etwas Wichtiges übersehen.
    Während ich noch über die Saiten strich, schloss Zak die Schnalle seines Gitarrenkoffers und rückte dicht an mich heran. Widerstandslos ließ ich mir das Instrument aus der Hand nehmen, denn Zak war ziemlich hinüber, und ich wollte nicht, dass Dads Girarre etwas abbekam. Sobald sie sicher in ihrem Kasten lag, stand ich auf und lehnte mich an das Mausoleum neben Dads Grab.
    Zak folgte mir. »Ich kann dafür sorgen, dass du aufandere Gedanken kommst«, flüsterte er mir ins Ohr. Er stützte die Hände links und rechts meines Kopfes gegen den zerfurchten Marmor. »Dass du alles andere vergisst.«
    Wir standen inmitten der Grabsteine. »Zak. Jetzt nicht.« Ich legte die Hände auf seine breite Brust.
    »Ach komm, Lilian.« Zaks Hände wanderten unter mein Shirt, seine Fingerspitzen glitten sanft über meine Haut.
    Ich packte ihn an den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher