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Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche

Titel: Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche
Autoren: Julie Powell
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1. TAG, 1. REZEPT

    Der Weg zur Hölle ist mit Lauch und Kartoffeln gepflastert
    M eines Wissens gibt es nur einen einzigen Beweis für die Theorie, dass Julia Child Potage Parmentier zum ersten Mal in einem Anfall von Langeweile kochte, nämlich ihr eigenes Rezept. Sie schreibt, Potage Parmentier - einfach das französische Wort für Kartoffelsuppe - »riecht gut, schmeckt gut und geht ganz leicht«. Es ist das erste Rezept in ihrem ersten Buch. Sie schlägt vor, nach Belieben Karotten, Broccoli oder grüne Bohnen hinzuzufügen, aber das ist abwegig, wenn man etwas Leichtes sucht.
    Ganz leicht. Das klingt wundervoll. Das klingt nach dem, was einem die Ärzte immer raten.
    Mein Arzt hatte mir allerdings nichts dergleichen verordnet. Mein Arzt, genauer gesagt mein Frauenarzt, hatte mir ein Baby verordnet.
    »In Ihrem Fall gibt es hormonelle Probleme, das PCO-Syndrom, das wissen Sie ja schon. Und auf die dreißig gehen Sie auch zu. Sehen Sie es einmal so: Einen besseren Zeitpunkt wird es nie mehr geben.«
    So etwas hörte ich nicht zum ersten Mal. Das ging jetzt schon seit einigen Jahren so, seit ich einige meiner Eier für 7500 Dollar verkauft hatte, um Kreditkartenschulden zu bezahlen. Genau genommen war das schon meine zweite »Spende« - eine merkwürdige Bezeichnung, denn wenn man um ein paar Dutzend Eier leichter aus der Narkose aufwacht und sich anzieht, wartet am Empfang ein Scheck über einige Tausend Dollar auf einen. Zum ersten Mal hatte ich das vor fünf Jahren gemacht, da war ich 24, mittellos und ungebunden. Ich hatte nicht vorgehabt, es zu wiederholen, aber drei Jahre später rief mich ein Arzt mit einem schwer einzuordnenden europäischen Akzent an und fragte, ob ich Interesse hätte, für eine zweite Runde nach Florida zu fliegen, denn »unsere Kunden waren mit dem Ergebnis Ihrer ersten Spende sehr zufrieden«. Eierspenden ist etwas so Neues, dass unsere schwerfälligen Gesetze und Anstandsregeln noch hinterherhinken; niemand weiß, ob Eierspenderinnen in zehn Jahren nicht vielleicht für den Unterhalt von Kindern gerichtlich belangt werden. Daher ist in Äußerungen zu diesem Thema auch recht häufig von dem unverbindlichen »man« die Rede. Fazit dieses Anrufs war immerhin, dass in Tampa oder dort in der Gegend ein kleines Ich herumrannte und die Eltern dieses kleinen Ichs mit ihm oder ihr so glücklich waren, dass sie eine passende Ergänzung dazu haben wollten. Die ehrliche Seite in mir wollte rufen: »Halt, nicht - wenn die Kinder erst mal in die Pubertät kommen, werden Sie es bereuen!« Aber 7500 Dollar sind eine Menge Geld.
    Jedenfalls erfuhr ich erst bei der zweiten Ernte (man nennt es tatsächlich »Ernte«; Kliniken für künstliche Befruchtung neigen zu leicht apokalyptischen Bezeichnungen), dass ich ein PCO-Syndrom hatte, ein Syndrom der polyzystischen Ovarien, was zwar entsetzlich klingt, aber offenbar nur bedeutet, dass ich behaart und dick werden würde und nur mit Hilfe von allen möglichen Medikamenten schwanger werden konnte. Damit hatte ich den geheimnistuerischen Geburtshilfejargon wohl alles andere als zum letzten Mal gehört.
    Seit dieser PCOS-Diagnose vor zwei Jahren haben sich die Ärzte in die Frage nach meiner Gebärfähigkeit geradezu hineingesteigert. Sogar von meinem onkelhaften, weißhaarigen Orthopäden habe ich die Bald-dreißig-Predigt zu hören bekommen. (Welche 29-Jährige hat schon einen Bandscheibenvorfall, frage ich Sie?!)
    Mein Frauenarzt hatte zumindest ein gewisses Recht auf die Beschäftigung mit meinen Geschlechtsorganen. Vielleicht war ich deshalb so heldenhaft und bin nicht sofort in die Luft gegangen, als er von meinem Alter anfing und dabei sein Spekulum abwischte. Doch kaum war er draußen, schleuderte ich einen meiner marineblauen Ripspumps dahin, wo gerade noch sein Kopf gewesen war. Der Absatz schlug dumpf gegen die Tür, verursachte dort einen schwarzen Kratzer und fiel anschließend auf die Arbeitsplatte, wo er einen Glasbehälter mit Wattestäbchen umwarf. Ich sammelte die ganzen Q-Tips vom Boden auf und wollte sie schon wieder in das Glas stopfen, als mir klar wurde, dass sie wahrscheinlich alle verunreinigt waren. Also schob ich sie neben einem Apothekerglas mit sterilen Spritzen zu einem Haufen zusammen und zwängte mich wieder in mein Vintage-Kostüm aus den Vierzigerjahren, auf das ich heute Morgen noch so stolz gewesen war, als Nate im Büro mit einem verstohlenen Blick auf mein Dekolleté gesagt hatte, es mache eine schlanke Taille, das aber
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