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Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Titel: Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante
Autoren: Stephan Puchner
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S o ungehörig es jenen Menschen auch erscheinen mag, denen die Bedeutung der Alkoven, ganz gleich, ob sie heilig, weltlich oder ungesetzlich sind, für das gute Funktionieren einer öffentlichen Verwaltung nicht bewusst ist, erfolgte der erste Schritt zu dieser außergewöhnlichen Reise eines Elefanten nach Österreich, die wir hier zu erzählen gedenken, doch in den königlichen Gemächern des portugiesischen Hofes, und zwar ungefähr zur Schlafenszeit. Es sei hier angemerkt, dass es sich nicht um ein Werk des bloßen Zufalls handelt, wenn wir an dieser Stelle den vagen Begriff ungefähr verwenden. Dies ermöglicht es uns, mit bemerkenswerter Eleganz diese leicht anrüchigen und fast immer lächerlichen körperlichen Einzelheiten zu umgehen, die, in ihrer Nacktheit aufs Papier gebracht, den strengen Katholizismus Johanns des Dritten, König von Portugal und der Algarve, verletzen würden, ebenso wie den seiner Gemahlin Katharina von Kastilien, der zukünftigen Großmutter jenes Königs Sebastian I., der sich später nach Alcazarquivir in den Kampf begeben und dort beim ersten oder auch zweiten Angriff ums Leben kommen sollte, obgleich es auch Stimmen gibt, die behaupten, er sei am Vorabend der Schlacht einer Krankheit zum Opfer gefallen. Finster dreinblickend sprach nun der König zurKönigin, Ich hege Zweifel, meine Gnädigste, Woran, mein Gebieter, Das Geschenk, das wir meinem Vetter Maximilian vor vier Jahren zu seiner Hochzeit gemacht haben, erschien mir damals schon seinem Rang und seiner Verdienste unwürdig, und nun, da er sich in Valladolid als Herrscher über Spanien ganz in unserer Nähe befindet, sozusagen einen Steinwurf entfernt, würde ich ihm gern etwas Wertvolleres schenken, etwas, das ins Auge sticht, was meint Ihr, Gnädigste. Eine Monstranz wäre gut, mein Gebieter, ich habe beobachtet, dass eine Monstranz, vielleicht, weil sie materielle und geistige Werte in sich vereint, von den Beschenkten stets sehr wohlwollend aufgenommen wird, Unsere Heilige Kirche würde es nicht gutheißen, wenn wir uns diese Freiheit herausnähmen, hat sie doch Vetter Maximilians eindeutige Sympathiebezeugung für die Reform der lutherischen Protestanten, der lutherischen oder der calvinistischen, ganz genau habe ich das nie in Erfahrung gebracht, gewiss noch in guter Erinnerung, Vade retro, Satan, daran habe ich nun gar nicht gedacht, rief die Königin, sich bekreuzigend aus, morgen werde ich in aller Herrgottsfrühe zur Beichte gehen, Warum morgen im Besonderen, meine Gnädigste, wenn es doch Eure Gewohnheit ist, jeden Tag zu gehen, fragte der König, Wegen dieses ruchlosen Gedankens, den der Feind mir auf meine Stimmbänder gelegt hat, ich spüre noch immer ein Brennen in der Kehle, als wäre der Hauch des Bösen über sie hinweggefegt. An die sinnlichen Übertreibungen der Königin gewöhnt, zuckte der König nur mit den Achseln und widmete sich erneut der schwierigen Aufgabe, ein Geschenk zu finden, das Erzherzog Maximilian von Österreich zufriedenstellen könnte. Die Königin murmelte ein erstes Gebet und wollte gerade ein zweites anstimmen, als sie unvermutet innehielt und fast schrie, Wir haben doch Salomon, Was, fragte der König verdutzt, ohne der ungebührlichen Anrufung des Königs von Juda gewahr zu werden, Ja, mein Gebieter, Salomon, den Elefanten, Was tut der Elefant hier zur Sache, fragte der König, bereits leicht gereizt, Als Geschenk, mein Gebieter, als Hochzeitsgeschenk, antwortete die Königin und erhob sich euphorisch und überschwänglich, Es ist kein Hochzeitsgeschenk, Aber so etwas Ähnliches. Der König nickte dreimal hintereinander, machte eine Pause, nickte weitere drei Male und gab schließlich zu, Das scheint mir ein interessanter Einfall zu sein, Es ist nicht nur ein interessanter, sondern ein guter, ein hervorragender Einfall, erwiderte die Königin mit einem Anflug von Ungeduld, wenn nicht gar mangelnder Unterwürfigkeit, den sie nicht hatte unterdrücken können, dieses Tier ist vor gut zwei Jahren aus Indien gekommen und hat seitdem nichts anderes getan als gefressen und geschlafen, sein Wasserbottich war stets gefüllt, Futter gab es im Überfluss, es ist, als unterhielten wir ein Tier im goldenen Käfig, ohne Hoffnung, dass sich das jemals auszahlt, Das arme Tier kann nichts dafür, es gibt hier keine für Elefanten taugliche Arbeit, es sei denn, man schickte ihn zum Bretterschleppen an die Werften am Tejo, doch da würde der Arme nur leiden, denn seine Spezialität sind die
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