Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Scream

Scream

Titel: Scream
Autoren: Chris Mooney
Vom Netzwerk:
schluckte.
    »Wann fliegst du?«
    »Nächste Woche.«
    Ihre Stimme klang, als spräche sie mit einem Fremden. Als wäre nie etwas zwischen ihnen gewesen. Offenbar hatte sie alles, auch ihre Gefühle, gut verpackt und versandfertig gemacht für den Umzug an die Westküste, bereit, ein neues Leben zu beginnen. Ohne ihn.
    »Hättest du es mir gesagt, wenn ich nicht gefragt hätte?«
    »Ja, aber ich wollte warten, bis ich Fuß gefasst habe.«
    Jack betrachtete ihre Hände und erinnerte sich an zärtliche Berührungen, Momente, die ihn aus seinem seelischen Tief hervorgeholt hatten. Jetzt waren diese Hände fest zusammengefaltet, wie zur Abwehr und gegen ihn gerichtet. Die Hoffnung, mit der er hierhergekommen war, hatte sich zerschla gen.
    »Ich habe meinen Dienst quittiert.«
    Überrascht wirkte sie nicht. »Was hast du jetzt vor?«
    » Werde wohl wieder schreinern.«
    »In Marblehead?«
    »Fürs Erste, ja.«
    Nach einer Pause: »Bist du zufrieden damit?«
    »Ja.«
    »Du hast auch in Colorado als Schreiner gearbeitet, aber ziemlich schnell die Lust daran verloren. Darum bist du wie der Detective geworden und nach Marblehead gegangen.«
    »Mein Entschluss ist diesmal endgültig.«
    »Du wirst nie aufhören, Polizist zu sein, Jack. Das ist, was du bist, was dich ausmacht.«
    »Was mich ausmacht, ist der Umstand, dass ich mich fast mein halbes Leben lang mit der Vergangenheit herumgeschlagen habe. Du bist das Beste, was mir in dieser Zeit begegnet ist. Wenn ich morgens aufwache, gilt mein erster Gedanke dir. Du fehlst mir so.«
    Sie senkte den Blick. »Ich bin nicht Amanda und werde sie auch nie ersetzen können.«
    »Stimmt. Amanda ist tot, unwiderruflich. Damit muss ich leben. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ich dich liebe, und zwar nicht nur als fixe Idee, sondern so, wie du bist.«
    Sie lehnte sich zurück und ließ die Hände in den Schoß fallen. Ihre Augen wanderten hin und her, als suchte sie etwas, das sie verloren hatte. Er konnte nicht erkennen, was in ihr vorging, ob sie verunsichert war oder einfach nur wegwollte, durch die Tür nach draußen und dann zurück nach Los Ange les. Geh nicht ohne mich, dachte er verzweifelt.
    Taylor sah ihm in die Augen. Sie schienen voller Zärtlichkeit und ließen, wie er zu bemerken glaubte, ein Gefühl von Verbundenheit erkennen. Halt daran fest.
    »Ich bin mir nicht sicher, was du eigentlich willst, Jack.«
    »Ich will den Rest meines Lebens mit dir verbringen, mit dir teilen. Alles.«
    Taylors Augen waren rund und still. Aus ihnen ließ sich nichts deuten. Doch plötzlich verengten sie sich wie unter dem Eindruck eines unschönen Gedankens. Sie schaute auf die Uhr. »Ich muss jetzt gehen.«
    »Ich werde dich nicht weniger lieben.«
    »Wie bitte?«
    »Damals, nachts auf deinem Balkon. Da hast du gesagt: »Ich werde dich nicht weniger lieben. Egal, was gewesen ist und sein wird.« Erinnerst du dich?«
    »Ja.«
    »Hast du es so gemeint?«
    Taylor öffnete die Lippen, und für einen kurzen Moment hoffte Jack, versöhnliche Worte zu hören.
    »Bringst du mich zum Wagen? Ich habe da noch ein paar Sachen von dir.«
    Noch ein paar Sachen von dir … Und schon war es wieder vorbei mit der Hoffnung. Er kam sich vor wie jemand, der, am Ende einer Kaimauer angelangt, einsehen musste, dass es nicht mehr weiterging. Nur zurück.
    Nein. Er wollte sie nicht gehen lassen. Er wollte mit ihr reden, streiten oder sie küssen, alles tun, um sie zurückzugewinnen. Er würde auch, wenn es sein müsste, ihr hier vor aller Augen eine Szene machen.
    Aber als sie aufstand und auf ihn herabblickte, war ihm klar, dass es so nicht funktionierte. Er konnte sie nicht zwingen, sich ihm mit ihren Gefühlen anzuvertrauen, so wenig, wie sie ihn hatte zwingen können.
    »Natürlich«, antwortete er dumpf.
    Schweigend gingen sie zum Wagen. Die Menschen um sie herum waren gut gelaunt und so heiter wie der sonnige Win terhimmel.
    »Da steht er«, meinte sie schließlich.
    »Ah ja«, brachte er mit Mühe und Not hervor.
    Taylor kramte den Schlüssel aus der Tasche.
    So darf es einfach nicht enden, dachte er. Was ihm mehr als alles andere in der Welt bedeutete, stand direkt neben ihm und drohte, auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden.
    Sie rührte sich nicht.
    Jack ergriff ihre Hand, die seltsam reglos blieb. »Taylor, ich liebe dich.«
    Sie schaute zu Boden. »Ich weiß, Jack.«
    »Taylor … Taylor, ich …«Ihm fehlten die Worte.
    Sie wollte sich von ihm losmachen, doch er ließ sie nicht frei.
    Mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher