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Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
Autoren: Ju Honisch
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Wohlstand?“
    „Nein. Die Grundlage für den Wohlstand jeder Loge sind ihr Detailwissen, ihre Macht und die Klugheit, mit der sie diese Dinge in einer Welt, in der sie nur in bescheidenem Maße vorhanden sind, einsetzt. Aber um auf Ihre ursprüngliche Frage zurückzukommen: Nein, das Manuskript beinhaltet kein Rezept fürs Goldmachen. Hauptsächlich ist es eine Liste von Büchern. Diese scheinen einst zu unserer Bibliothek gehört zu haben. Eigenartigerweise vermisste sie niemand, als sie verschwanden. Der Bruder selig, der sie vermutlich stibitzt hat, hatte eine eigene Art von Humor. Er hat ein Geständnis geschrieben, das man erst ein Jahrhundert später finden sollte. In einem Buch, das erst nach seinem Dahinscheiden entstand.“
    „Ein ziemlich netter Trick.“
    „Er muss sehr gut gewesen sein. Man hat erfolglos versucht, seinen Lebensweg zu recherchieren. Jeder Eintrag im Archiv über ihn ist gelöscht. Wir wissen aber von einem Meister, der um die Zeit des Österreichischen Erbfolgekrieges die Loge verließ und nie wiederkam. Seinen Namen wissen wir nicht. Wenn es nicht eine schriftliche Beschwerde über ein Gericht aus dem Bayerischen Wald gäbe, das von einem Bruder als heimatliche Köstlichkeit gewünscht worden war, wüssten wir nicht einmal, dass es einmal einen Logenbruder gab, der aus dieser Region stammte.“
    „Dem Bayerischen Wald.“
    „Oder dem Böhmerwald.“
    „Wo liegt der?“
    „Es ist der gleiche Wald. Die Grenze zu Österreich-Ungarn geht mitten hindurch.“
    „Was tun wir, wenn wir in Passau ankommen? Nehmen wir die Postkutsche? Es gibt so weit ab vom Schuss doch sicher keine Eisenbahn.“
    „Nein. Wir werden reiten. Das macht uns unabhängiger.“
    „Ja, und außerdem fühlen Sie sich auf einem Pferderücken daheim.“
    „Können Sie nicht reiten?“
    „Nicht übermäßig gut, aber es wird schon gehen. Werden wir gleich ins Hinterland reisen?“
    Sutton grinste.
    „Nein. Wir werden uns eine gemütliche Herberge suchen und die Stadt erkunden. Sie soll sehr schön sein und sehr hübsche Mädchen ihr Eigen nennen.“
    „Mädchen“, wiederholte Ian tonlos, dessen Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht so gut wie nicht existent waren. Auf seiner Bildungsreise mit seinem Hauslehrer war er noch zu jung gewesen. Nach seinem Abenteuer hatte er einige Zeit gebraucht, um den Anschluss an die Wirklichkeit wiederzufinden, und jetzt war er Akolyth des Arkanen, und von denen erwartete man gemeinhin, dass sie um der besseren Konzentration willen zölibatär lebten.
    Außerdem gab es da noch seine besondere Freundschaft zu … doch er versuchte, gar nicht erst daran zu denken. Sutton dufte auf keinen Fall erfahren, dass Ian Umgang mit einer überwältigend attraktiven Kreatur gehabt hatte, die – obzwar kein Mensch – doch immerhin die Kriterien für den Begriff Mann erfüllte. Nicht Mädchen.
    „Mädchen. Hübsche Mädchen in Kleidern. Oder ohne.“ Sutton strahlte. „Es ist höchste Zeit, lieber junger Bruder, dass Sie sich mit diesem besonderen Aspekt des Lebens befassen, und wer wäre besser geeignet, Sie in dessen Geheimnisse einzuführen als ein älterer Bruder? Das hat Tradition.“
    „Primaner sollen enthaltsam bleiben.“
    „Rein im Geiste, mein Freund. Sie können da meiner Interpretation gerne Glauben schenken.“
    Ian sah ihn misstrauisch an.
    „Ich dachte, wir sollen verlorene Bücher finden.“
    „Richtig. Nur konnte uns niemand sagen, wo. Sie könnten überall sein.“
    „Aber vermutlich nicht in einem … Etablissement de Plaisir. Falls es so etwas in Passau gibt. Ich meine mich zu erinnern, dass die Stadt einst ein Fürstbistum war. Ein frommer Ort.“
    „Mag sein. Aber auch eine Grenzstadt und ein Handelszentrum, und als solches hat es mit ziemlicher Sicherheit ein Hurenha… ein Etablissement.“
    „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Fürstbischof so etwas in seiner Stadt gestattet.“
    „Mein lieber, junger Freund. Ihre historischen Studien waren offenbar noch nicht tief genug, sonst wüssten Sie, dass die meisten Etablissements früher von den örtlichen Behörden geführt und vom zuständigen Henker geleitet wurden.“
    Ian schaute schockiert. „Das kann doch nicht sein!“
    „Selbst ein Weihbischof muss mit seinem Bischofsstab irgendwohin.“

Kapitel 4

    D as Dampfboot stampfte , die Sirene pfiff. Konstanze blickte durchs Fenster auf die näher kommende Anlegestelle.
    Der kleine Flusshafen konnte sich nicht mit den Ostseehäfen ihrer Kindheit
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