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Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
Autoren: Ju Honisch
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vergleichen. Doch sie konnte eine Gruppe Männer in Mönchskutten ausmachen, die reglos in all dem Hafengewühl stand.
    Sie waren vor ihr angekommen. Ihr Herz sank. Sie wusste fast nichts über sie, bezweifelte aber nicht, dass sie im katholischen Bayern keiner hindern würde zu tun, was sie wollten. Freilich hatten sie kein Recht, sie und Clärchen einfach fortzuschleppen, aber vielleicht hatten sie ein Legitimationsschreiben von Clarissas Onkel, das besagte, sie brächten nur ein entführtes Kind zurück. Dann brauchten sie nur die Gendarmerie auf Konstanze anzusetzen, und sie würde verhaftet. Niemand würde ihr helfen, nicht einmal der dunkelhaarige Mann, der ihr gegen den Widerling geholfen hatte.
    „Clärchen?“
    Das Mädchen sah in die andere Richtung gewandt über den Fluss.
    „Ja?“
    „Wir sollten uns überlegen, wie wir unbemerkt vom Schiff kommen“, flüsterte Konstanze. Das Mädchen wusste, dass ihr Onkel andere Pläne für sie hatte als ihre Lehrerin. Doch sie wusste nicht, welches Schicksal sie beide treffen würde, wenn man sie fasste.
    Konstanze wusste es auch nicht. Sie hatte von der Bruderschaft des Lichts erst gehört, als die Köchin sie beiseitenahm und ihr empfahl, mit dem Mädchen zu flüchten. Ihr zufolge hatte Herr Thernow Kontakt zu einer Gruppe Kirchenmänner aufgenommen, die alles jagte, was ihr unheimlich erschien, und deren Opfer auf Nimmerwiedersehen verschwanden.
    Das hätte Dienstbotengeschwätz sein können, doch die Köchin war eine kluge Frau, die sich nicht vor „unheimlichen Dingen“ fürchtete. Diese Leute gehörten zur Kirche, hatte sie erklärt, aber nur wenige Menschen w ü ssten, was sie taten. Sie jagten die Fey, verfolgten Hexen und führten Exorzismen durch. Die gleichen Leute, sagte die Köchin, hatten einst ihre Schwester geholt. Das Kind hatte bisweilen Anfälle gehabt, die der Bader für eine Art dämonische Besessenheit erklärte. Ob man das Kind hatte heilen können, war unklar. Gesehen hatte es niemand mehr lebend.
    Es war eine üble Geschichte. In einem katholischen Land hatte die Kirche viel Einfluss. Auf jeden Fall mehr als eine angeheuerte Hauslehrerin, Frau, Ausländerin und zudem noch Protestantin.
    Also hatte Konstanze ein paar Dinge gepackt, Clarissa und etwas Geld, das ihr nicht gehörte, genommen und war geflüchtet.
    „Sehen Sie nur!“, sagte Clarissa und deutete auf ein Ruderboot, das still durch die Abenddämmerung glitt, offenbar, um auf der hafenabgewandten Seite des Schiffes anzulegen. Dunkle Kapuzenumhänge verbargen die zwei Ruderer.
    „Seltsam“, wunderte sich Konstanze. „Warum legen sie nicht am Kai an?“
    Doch im Hafen waren Grenzkontrollen und der Zoll. Dieses Boot schien den Moment abzupassen, in dem das Dampfschiff zwar schon langsam geworden war, aber noch nicht angelegt hatte. Vielleicht holte es Schmuggelware vom Schiff?
    „Komm“, sagte Konstanze. „Wir werden versuchen, ob wir sie dafür bezahlen können, dass sie uns mit dem Boot woanders absetzen.“
    Sie nahm ihre Teppichtasche und ihren Schirm, hoffte, das Mädchen würde nicht auffallen, und betete darum, dass sie diese Entscheidung nicht noch würde bedauern müssen.
    „Du machst jetzt ganz genau das, was ich sage, Clärchen, und versuche um Himmels willen, konzentriert zu bleiben.“
    Sie verließen das Abteil, wo manche Reisenden immer noch warteten, dass das Schiff andockte. Es schüttete. Konstanze sah sich nach dem abscheulichen Preußen um, konnte ihn jedoch nirgendwo ausmachen. Umso besser.
    „Komm“, flüsterte sie und huschte zur Steuerbordseite. Im nachmittäglichen Herbstlicht konnte man einen Mann in einer Donaudampfschifffahrtsgesellschaftsuniform ausmachen, der einige Kisten in das Boot hinunterließ, das dort angelegt hatte. Als er die beiden Damen sah, erstarrte er.
    Noch konnte sie mit Clarissa auf die andere Schiffsseite rennen …
    Doch sie streckte die Hand mit dem Geld aus.
    „Ich will, dass Sie uns ans Ufer rudern“, sagte sie. „Mehr habe ich nicht. Bitte.“
    Der Mann blickte sie widerwillig an, doch vom Boot her ertönte ein Flüstern, das anzudeuten schien, man sei willens, sie zu transportieren.
    „Warum?“, fragte der DDSG-Schiffer.
    „Ich frage Sie nicht, was Sie hier tun, und Sie müssen nicht wissen, was unsere Pläne sind. Sagen wir einfach, dass am Kai Leute stehen, denen wir nicht begegnen möchten.“
    Lieber Gott, sie verhandelte mit Kriminellen. Bei dieser plötzlichen Erkenntnis standen ihr die Haare zu
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