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Ein Fall für MM und die 4V: Die Monstermotte beißt sich durch (German Edition)

Ein Fall für MM und die 4V: Die Monstermotte beißt sich durch (German Edition)

Titel: Ein Fall für MM und die 4V: Die Monstermotte beißt sich durch (German Edition)
Autoren: Judith Le Huray
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1. Eine besondere Nacht

    Felix Weber lag gemütlich in seinem Bett, als es geschah. Tief und fest schlief er, hörte nichts, bemerkte nicht, was in seiner Straße vor sich ging.
    Einige Leute hatten Säcke mit alten Kleidern vor die Haustüren gestellt. Der alte Johann wühlte darin herum. Er fand eine passende Hose, dann zog er einen Mantel aus einem Sack heraus. „Na also, der sieht doch gut aus“, murmelte er.
    Seit zwei Jahren lebte Johann in einer verfallenen Hütte, ohne Waschmaschine, ohne Badezimmer. Deshalb roch er auch nicht ganz frisch.
    „Mistviecher“, grummelte er, als er seinen Mantel ein letztes Mal betrachtete. Die Larven der Motten hatten so viele Löcher in den Wollstoff gefressen, dass er nur noch aus Fetzen bestand. Wolle mit Schmutz und Schweiß schmeckte ihnen besonders gut. Deshalb war das dreckige Kleidungsstück ein Leckerbissen für die kleinen weißen Raupen.
    Johann schnappte sich den neuen Mantel. Plötzlich hörte er lautes Donnern, der Wind pfiff durch die Straße, der Himmel verdunkelte sich. „Au weia, da braut sich was zusammen“, stöhnte der alte Mann. In aller Eile stopfte er seinen löchrigen Mantel in den Sack und lief los. „Hoffentlich komme ich noch trocken nach Hause.“
    Wenige Minuten später warf ein Windstoß den Kleidersack um. Johanns alter Mantel landete auf der Straße. Und dann passierten mehrere bedeutungsvolle Zufälle in dieser besonderen Nacht …
    Der Vollmond fand eine Lücke zwischen den Wolken und schickte sein mattes Licht direkt auf den Mantel. Hätte jemand genau hingesehen, dann wäre ihm eine Motte aufgefallen, die soeben aus ihrem kleinen Köcher schlüpfte.
    In dem Moment begann das Gewitter. Ein ganz außergewöhnliches Gewitter. Eines mit Kugelblitzen. Die sind sehr, sehr selten. Kugelrund sind sie, in bunten Farben. Und ein blauer Kugelblitz schwebte genau auf den Mantel zu.
    Manchmal sieht man im Sommer Sternschnuppen. Diese eine jedoch, die im gleichen Augenblick in der kleinen Stadt eintraf, hatte kein Mensch gesehen. Als winziges Staubkörnchen aus dem Weltall sauste sie auf die Erde, mitten durch den blauen Kugelblitz, der daraufhin erlosch. Das Staubkörnchen streifte die Motte, bevor der Wind es davontrug.
    Das Unglaubliche geschah: Die Motte wuchs und wuchs. Zuerst war sie so groß wie ein Nachtfalter, dann wie eine Fledermaus, schließlich so groß wie ein Falke. Ausgeschlüpfte Motten können normalerweise nichts mehr fressen. Aber diese hatte Kauwerkzeuge, scharf wie Messer. Und sie hatte Hunger.
    Kleidermotten mögen keine frische Luft. Frische Luft finden sie eklig. Regen vertragen sie schon gar nicht, doch es fielen bereits die ersten dicken Tropfen. Deshalb musste sich das riesige Tier schnell eine passende Bleibe suchen. Am besten eine Unterkunft mit Verpflegung.
    Zuerst flog die Motte an einem Metzgergeschäft vorbei. Nein, das roch nicht nach Nahrung, igitt! Auch beim Geruch aus der Pizzeria Rucola wandte sie sich angewidert ab.
    Noch schlimmer stank es aus dem Gemüseladen. „Pfui Spinne!“ Spinnen sind üble Feinde der Motten, deshalb können sie die achtbeinigen Tierchen nicht ausstehen. „Pfui Spinne, nix wie weg! Obst und Gemüse sind total ungesund“, dachte die Motte. Natürlich nicht wörtlich, aber wenn man ihre Gedanken in unsere Sprache übersetzt. Hungrig flatterte sie weiter.
    Kurz darauf öffnete sich nur wenige Häuser entfernt eine Tür. Ein Mann mit Brille trat heraus und stellte einen Sack mit alten Kleidern für die Sammlung vors Haus.
    Endlich, Futter!
    Doch es kam noch besser. Die Motte konnte es kaum glauben, aber der Raum, aus dem der Mann getreten war, duftete nach Stoff!
    Über dem Schaufenster hing ein Schild:
    Hans Weber - Feine Stoffe
    Ute Weber - Damenschneiderei
    Zwar konnte die Motte nicht lesen, aber umso besser riechen. In dem Laden gab es nicht nur ekliges Kunstfaser-Zeug wie Nylon und Polyester, sondern auch feine Baumwolle und vor allem leckere Wollstoffe. Die schmeckten ihr nicht nur besonders gut, sie waren auch am besten verdaulich. Bauchschmerzen mögen Motten nämlich nicht so gerne. Die finden sie sogar noch scheußlicher als frische Luft.
    Der Wind hatte einen Mülleimer umgeworfen. Während der Besitzer des Stoffgeschäfts ihn aufstellte, konnte der silbrig glitzernde Riesenfalter unbemerkt in den Laden fliegen. Überall lagen große Stoffballen auf Tischen und in Regalen. Fressen für Wochen, Monate und Jahre!
    Die Motte ließ sich gleich auf einem Ballen aus feinstem
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