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Schwesterlein, komm stirb mit mir

Schwesterlein, komm stirb mit mir

Titel: Schwesterlein, komm stirb mit mir
Autoren: Karen Sander
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nicht nur ein Tier war, das vor der Hitze flüchtete. Im nächsten Augenblick sah sie zwei Gestalten aus den Büschen des Vorgartens krabbeln. Miguel war bereits dort und half ihnen auf.
    Eine weitere Explosion erschütterte das brennende Gebäude, und im nächsten Moment versperrte der Löschzug Birgit die Sicht. Sie rannte seitlich um das Fahrzeug herum und erkannte Miguel und Stadler, die die humpelnde Liz zwischen sich genommen hatten. Birgit schossen vor Erleichterung die Tränen in die Augen.
    «Geht es euch gut?», rief sie.
    «Alles bestens», erwiderte Stadler schwer atmend. Bis auf eine Platzwunde an der Schläfe und einen Kratzer auf der Wange schien er wohlauf zu sein.
    Ein Feuerwehrmann kam auf sie zugerannt. Hinter ihm wurden bereits Schläuche entrollt. «Ist noch jemand im Haus?»
    Stadler warf einen Blick über die Schulter. «Nur der Brandstifter. Als das Feuer ausbrach, war er in der unteren Etage, zusammen mit einem Dutzend Benzinkanistern. Ich glaube nicht, dass Sie noch etwas für ihn tun können.»
    «Okay.» Der Mann wandte sich ab, um seinen Leuten Anweisungen zu geben.
    «Was ist mit den Hauseigentümern?», fragte Birgit. Ihre Worte wurden übertönt vom Bersten des Fensters im oberen Stock, durch das Stadler und Liz den Flammen entkommen waren.
    Stadler schüttelte den Kopf. Worte waren nicht nötig, Birgit verstand auch so.
    Inzwischen waren weitere Fahrzeuge eingetroffen, ein zweiter Löschzug, Streifenwagen und eine Ambulanz stauten sich hinter dem Einsatzfahrzeug der Feuerwehr. Auch die ersten Anwohner trauten sich nun vor die Haustür.
    Stadler bat Birgit, Liz zu einem Sanitäter zu bringen, und ließ sich ein Funkgerät aushändigen. Er war bereits wieder Herr der Lage. Als Liz in dem Krankenwagen verschwand, ertönte ein ohrenbetäubendes Krachen. Birgit blickte zurück zum Wendehammer.
    Das Haus war in einer Wolke aus Rauch und Staub in sich zusammengebrochen. Was auch immer von Hendrik Vermeeren übrig war, lag unter den Trümmern begraben.

Donnerstag, 7. November
    Serienmörder stirbt in selbst gelegtem Feuer
Der Brandstifter Jan Schneider wurde wegen neunfachen Mordes gesucht
     
    Duisburg. Bei einem Brand in einem Privathaus im Duisburger Süden kam am Dienstag ein Mann ums Leben. Bei dem Toten handelt es sich nach Angaben des Landeskriminalamtes um Jan Schneider, einen Schwerverbrecher, der erst vor einem halben Jahr aus der Haft entlassen wurde. Der Mann war wegen Brandstiftung und dreifachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt und im vergangenen Mai nach knapp sechzehn Jahren wieder auf freien Fuß gesetzt worden.
    Nach Schneider wurde in den letzten Wochen wegen Mordes an insgesamt neun Menschen gefahndet, unter anderem an den Eigentümern des niedergebrannten Hauses, einem älteren Ehepaar. Zwei der Taten hatte Schneider offenbar in anderen Bundesländern verübt.
    Zum Motiv des Täters wollte sich das LKA nicht äußern, fest steht aber, dass ein weiteres Opfer der Richter war, der Schneider in dem Prozess vor sechzehn Jahren verurteilte.
    Jan Schneider war der alleinige Erbe eines beträchtlichen Vermögens. Warum er auf die schiefe Bahn geriet, ist nicht bekannt.

Freitag, 15. Dezember, 18:57 Uhr
    Er wartete schon auf sie. Es war fast wie vor zwei Monaten, als sie sich in der gleichen Gaststätte in Oberkassel zum ersten Mal getroffen hatten. Sogar das Wetter war das gleiche, es schüttete wie aus Eimern.
    Liz trat in den Vorraum und schloss den Schirm. Durch den Gastraum betrachtete sie den Mann, der in den schrecklichsten Momenten ihres Lebens an ihrer Seite gewesen war. Georg Stadler wirkte gealtert. Und müde. Sie hatten sich seit Wochen nicht gesehen, und Liz fragte sich, wie es ihm ergangen sein mochte.
    Sie trat näher, und er bemerkte sie. Ein Lächeln erhellte sein Gesicht, er stand auf, nahm sie in den Arm und küsste sie auf die Wange. «Liz, wie schön dich zu sehen.»
    Sie bestellte einen Weißwein, und eine Weile plauderten sie über Belanglosigkeiten. Schließlich hielt Liz es nicht mehr aus. «Ich habe die Presseberichte verfolgt», sagte sie. «Kein Wort davon, wer die Morde in Wirklichkeit begangen hat, nichts über einen Justizskandal vor sechzehn Jahren. Nicht einmal der Name meines Bruders taucht irgendwo auf.»
    Stadler leerte sein Glas und signalisierte dem Kellner, dass er Nachschub wollte. «Es gibt eine hieb- und stichfeste offizielle Version; wer die in Zweifel zieht, dessen Karriere ist in ernsthafter Gefahr.»
    «Und das nimmst du
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