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Blutrubin Trilogie - Band 1: Die Verwandlung (German Edition)

Blutrubin Trilogie - Band 1: Die Verwandlung (German Edition)

Titel: Blutrubin Trilogie - Band 1: Die Verwandlung (German Edition)
Autoren: Petra Röder
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Kapitel 1
     
     
    New York, 2. Dezember. Ich saß auf der gemütlichen, braunen Couch, blätterte in einer Modezeitschrift und nippte hin und wieder an der Cola, die neben einem Glas Bordeaux stand, den Kimberly mir eingeschenkt hatte. Normalerweise trank ich keinen Alkohol, doch meine Schwester gab keine Ruhe, bis ich schließlich eingewilligt hatte, ihn wenigstens zu probieren. Während ich einen eher uninteressanten Artikel überflog, rauschte sie von einem Zimmer zum anderen, fluchte dabei wie ein kolumbianischer Erntehelfer und schlug die Türen ihres Kleiderschrankes lautstark zu.
    Sie tat dies alles in einer solchen Geschwindigkeit, dass ihr hellblondes Haar wirr hinter ihr her flatterte, so als könne es dem Rest ihres Körpers nicht schnell genug folgen. Belustigt beobachtete ich dieses Treiben eine ganze Weile und schüttelte zwischendurch immer wieder den Kopf. Kimberly war meine Stiefschwester, meine beste Freundin und ich wusste, wann sie dem Wahnsinn nahe war, nämlich genau jetzt.
    »Ich habe nichts Vernünftiges zum Anziehen für die Party heute Abend«, jammerte sie und warf mir einen Blick zu, als wäre ich für alles Leid auf der Welt verantwortlich, während sie wild gestikulierend vom Bad ins Schlafzimmer hetzte. Ich verdrehte die Augen und seufzte laut.
    »Dein kompletter Kleiderschrank quillt über und du findest nichts Passendes?«
    Kimberly reckte den Kopf aus der Tür und sah mich vorwurfsvoll an. Der Anblick ihres Schädels, der wirkte, als schwebe er schwerelos in der Luft, brachte mich zum Lachen und nun entspannte sich auch ihre verbissene Mimik ein wenig.
    »Was lachst du?«, fragte sie neugierig und jetzt erschien auch ihre restliche Gestalt. Ich legte die Zeitschrift auf meinen Schoß und klopfte mit der Hand auf die Sitzfläche des Sofas neben mir.
    »Komm und setz dich zu mir«, sagte ich in einem ruhigen, aber bestimmenden Tonfall und warf ihr einen auffordernden Blick zu. Zu meiner Verwunderung zockelte sie ohne Widerworte zur Couch und nahm neben mir Platz, wo sie mich mit hängenden Schultern und einem herzzerreißenden Welpenblick ansah.
    »Ich verliere noch den Verstand«, seufzte sie und besah sich nun den Verlobungsring an ihrer Hand so intensiv, als sehe sie diesen gerade zum ersten Mal in ihrem Leben. Es war ein prachtvoller Ring aus Platin, in dessen Mitte ein großer Rubin saß, der von unzähligen kleinen Diamanten umrandet war. Für mich war er eine Spur zu protzig, aber für Kimberly bedeutete er alles.
    Ich nahm die Flasche Rotwein, füllte mein Glas auf und reichte es ihr vorsichtig. Kimberly trank es in einem Zug aus, wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen und schenkte sich dann selbst noch einmal nach.
    »Ich verstehe dich nicht Kim. Bald heiratest du den Mann, den du über alles liebst und der dich auf Händen trägt, aber anstatt vor Freude zu explodieren, läufst du herum wie ein Häufchen Elend. Hast du vielleicht plötzlich Zweifel an deiner Entscheidung?«, fragte ich leise und musterte sie eingehend. Kimberly nagte unsicher an ihrer Unterlippe und überlegte einen Moment, dann verschwand ihr nachdenklicher Blick und sie schüttelte energisch den Kopf.
    »Nein, natürlich nicht. Ich bin glücklich, mehr als glücklich«, antwortete sie und leerte nun auch das zweite Glas so schnell, als wäre gerade ein Einfuhrembargo für Rotwein aufgehoben worden.
    »Aber?«, fragte ich.
    »Ich habe Angst«, flüsterte sie kaum hörbar und dann sah sie mich mit einem derart gequälten Ausdruck in den Augen an, dass es mir in der Seele schmerzte. »Chris gehört nun einmal zu den berühmtesten Anwälten in Manhattan und dementsprechend sieht auch unsere Gästeliste aus.« Jetzt fuchtelte sie hektisch mit den Händen vor meinem Gesicht herum. »Claire, da kommen unzählige Prominente und Politiker, die ich bisher nur aus dem Fernsehen kannte und ich bin ihre Gastgeberin. Was ist, wenn ich all dem nicht gewachsen bin und mich nicht so benehme, wie alle es von mir erwarten? Was, wenn ich Christopher blamiere?« Sie riss mir die Zeitschrift vom Schoß und fächerte sich stöhnend Luft zu. »Oh mein Gott, es wird alles schief gehen, ich weiß es«, klagte sie, während ihr Blick in weite Ferne gerichtet war.
    Sanft legte ich ihr einen Finger unter das Kinn und zwang sie, mich anzusehen.
    »Meinst du nicht, du solltest nur darauf achten, dass es der schönste Tag in deinem Leben wird und nicht darauf, was andere von dir denken?«, fragte ich sie mit hochgezogenen
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