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Fallen Angels 03 - Der Rebell

Titel: Fallen Angels 03 - Der Rebell
Autoren: J.R. Ward
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Eins
    Es war Frühling, an einem dunklen Aprilabend, als Detective Thomas DelVecchio jr. erlebte, dass Albträume tatsächlich den Sprung aus dem Kopf in die reale Welt schaffen konnten.
    Leider war das für ihn keine neue Erkenntnis.
    Überall war Blut. Glänzend und im Mondlicht schimmernd, als hätte jemand einen Farbeimer geöffnet und nicht nur wild über den Waldboden verspritzt … sondern auch über den Mann, der zerfetzt und reglos auf einem Bett aus verrottendem Laub lag.
    Genau vor Vecks Füßen.
    Das Zeug war allerdings keine Premium-Wandfarbe. Kein wasserlöslicher Lack und auch kein robuster Fassadenanstrich. Man konnte es weder im Baumarkt kaufen noch mit Terpentin entfernen und auch nicht in einem B-Movie verwenden.
    Das hier war das echte Leben. Floss in alle Richtungen davon.
    Was hatte er getan? Großer Gott …
    Er riss sich die Lederjacke vom Leib, knüllte sie zusammen, kniete sich hin und drückte sie auf den freiliegenden Brustkorb des Mannes. Gurgelgeräusche vermischten sich mit den harten Stößen von Vecks eigenem Atem, während er in Augen blickte, die rapide trüb wurden.
    »Hab ich dich umgebracht? Habe ich das getan?«
    Keine Antwort. Wahrscheinlich hing der Kehlkopf des Burschen da irgendwo an einem Ast.
    Scheiße … oh Scheiße … es war wie in der Nacht, als seine Mutter getötet wurde.
    Nur dass er dieses Mal gekommen war, um tatsächlich jemanden aufzuschlitzen.
    Veck erinnerte sich noch genau: Er hatte sich auf sein Motorrad gesetzt, war hierhergefahren und hatte im Wald gewartet, bis dieses psychotische Dreckschwein aufgetaucht war – wobei er sich die ganze Zeit die Lüge eingeredet hatte, er wolle den »Verdächtigen« nur in Gewahrsam nehmen.
    Seine Handfläche hatte die Wahrheit verraten. Als seine Beute endlich erschienen war, hatte das Messer plötzlich in seiner Hand gelegen, und er hatte sich in seinen absichtlich komplett schwarzen Klamotten wie ein Schatten genähert …
    Das Monroe Motel & Suites lag nur fünfzehn Meter entfernt, jenseits des dichten Kieferngebüschs. Es war ein zwielichtiges, von pissgelben Laternen beleuchtetes Stundenhotel und der Grund, warum er selbst wie auch der geschredderte Mörder dort auf dem Waldboden heute Nacht hergekommen waren.
    Serienkiller bewahrten oft Trophäen von ihren Opfern auf. Wegen ihrer Unfähigkeit zu normalen emotionalen Bindungen und ihrem Bedürfnis nach greifbaren Symbolen der flüchtigen Macht, die sie über ihre Beute genossen hatten, übertrugen sie Gefühle auf Gegenstände oder Überreste der Menschen, die sie abgeschlachtet hatten.
    David Kroner war seine Andenkensammlung vor zwei Tagen abhandengekommen. Als seine Arbeit hier gestört worden und die Polizei angerückt war.
    Deshalb würde er selbstverständlich an den Ort zurückkehren, an dem er zuletzt Macht empfunden hatte. Hier wäre er all dem, was er einst besessen hatte, am nächsten.
    »Ich habe einen Krankenwagen gerufen«, hörte Veck sich sagen, ohne genau zu wissen, mit wem er sprach.
    Sein Blick wanderte zum hintersten Zimmer des Motels, dem von der Rezeption am weitesten entfernten. Ein amtliches Polizeisiegel des Caldwell Police Departments klebte über Tür und Rahmen. Vor Vecks geistigem Auge blitzte auf, was er und seine Kollegen dort vorgestern gefunden hatten: Eine weitere junge Frau, die eben erst getötet und von ihrem Mörder nach fleischlichen Souvenirs untersucht worden war.
    Wieder Gegurgel.
    Veck senkte den Kopf. Der Mann, der da vor ihm verblutete, war drahtig und dünn, aber David Kroners Opfer waren ja auch junge Frauen zwischen sechzehn und vierundzwanzig gewesen, daher brauchte der Kerl auch kein Türsteherformat zu haben. Er hatte rötlich blondes Haar, das sich auf dem Kopf bereits lichtete. Die einst blassweiße Haut wurde allmählich grau – zumindest an den Stellen, die nicht mit Blut beschmiert waren.
    Veck wühlte in seiner internen Datenbank und versuchte, sich zu erinnern, was zum Henker eigentlich gerade passiert war. Nach gefühlt tagelanger Warterei hatte ihn das Knacken von Zweigen aufgeschreckt, und er hatte Kroner entdeckt, der auf Zehenspitzen durch die Bäume schlich.
    Sobald er den Mann sah, hatte er nach dem Messer gegriffen, sich geduckt, und dann hatte er …
    »Verfluchte …«
    Der Kopfschmerz setzte abrupt und heftig ein, als hätte ihm jemand einen Zimmermannsnagel in den Stirnlappen getrieben. Er hob die Hand, lauschte nach links zum Parkplatz hin und dachte: Na super! Wenn der Krankenwagen käme,
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