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Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition)

Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition)

Titel: Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition)
Autoren: Brandon Sanderson
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Kapitel 1
    Da war ich also. Ich hing mit dem Kopf nach unten unter einem riesigen Glasvogel, der mit hundertsechzig Stundenkilometern übers Meer raste. Dennoch war ich nicht in Gefahr.
    Wirklich, es bestand keinerlei Gefahr für mich. Ich war in diesem Augenblick sicherer, als ich es in meinem ganzen Leben je gewesen war, trotz der mehrere hundert Meter tiefen Leere unter mir. (Oder eigentlich über mir, weil ich ja mit dem Kopf nach unten dahing.)
    Vorsichtig machte ich ein paar Schritte. Die übergroßen Stiefel, die ich trug, hatten in den Sohlen Krallenglas, das sie an anderen Dingen aus Glas haften ließ. Das hielt mich da oben fest. (Sonst wäre ich in den Tod gestürzt. Die Schwerkraft ist wirklich lästig.)
    Wenn ihr mich so gesehen hättet, im heulenden Wind hoch über dem schäumenden Meer hängend, hättet ihr vielleicht bezweifelt, dass ich dort sicher war. Aber Begriffe wie ›sicher‹, ›oben‹ oder ›unten‹ sind relativ.
    Wie ihr hoffentlich noch wisst, wuchs ich als Pflegekind in den Ländern des Schweigens auf, die unter der Herrschaft der Dunklen Bibliothekare stehen. Diese hatten mich während meiner Kindheit ständig überwacht, in Erwartung des Tages, an dem ich von meinem Vater einen Beutel mit einem ganz besonderen Sand bekommen würde.
    Als ich den Beutel erhielt, haben sie ihn mir prompt gestohlen. Doch ich habe ihn zurückbekommen. Und nun klebte ich am Bauch eines riesigen Glasvogels. Eigentlich ganz einfach. Falls ihr das nicht versteht, kann ich euch nur raten, zunächst die ersten zwei Bände einer Buchreihe zu lesen, bevor ihr zum dritten greift.
    Ich weiß, dass es einigen Mundtoten– wie die Leute aus den Ländern des Schweigens genannt werden– leider schwerfällt, bis drei zu zählen. (Weil die Bibliothekare, die die dortigen Schulen kontrollieren, nicht wollen, dass jemand die höhere Mathematik beherrscht.) Deshalb habe ich für sie die folgende Anleitung verfasst:
    Der erste Band einer Buchreihe ist der, mit dem ihr anfangen solltet. Ihr erkennt ihn daran, dass auf dem Buchrücken eine Eins steht. Smedrys vollführen einen Freudentanz, wenn ihr Band eins zuerst lest. Und die Entropie wird zornig die Faust gegen euch erheben, weil ihr klug genug seid, zur Ordnung der Welt beizutragen.
    Der zweite Band einer Buchreihe ist der, den ihr nach dem ersten lesen solltet. Wenn ihr mit dem zweiten Band anfangt, werde ich mich über euch lustig machen. (Okay, das tue ich so oder so, aber wollt ihr es mir wirklich noch leichter machen?)
    Der dritte Band, also dieser, ist der, mit dem ihr keinesfalls anfangen solltet. Wenn ihr den zuerst lest, werfe ich euch Sachen an den Kopf.
    Und der vierte Band? Wie wollt ihr es schaffen, mit dem anzufangen, obwohl ich ihn noch gar nicht geschrieben habe? (Ihr raffinierten Zeitreisenden.)
    Wie auch immer, wenn ihr den zweiten Band nicht gelesen habt, dann habt ihr ein paar sehr wichtige Dinge verpasst. Zum Beispiel eine Reise in die berühmte Bibliothek von Alexandria, einen Schlamm, der leicht nach Bananen schmeckt, geisterhafte Kuratoren, die allen die Seele aussaugen wollen, riesige Glasdrachen, die Gruft von Alcatraz dem Ersten und vor allem eine erschöpfende Diskussion über Flusen im Bauchnabel. Wenn ihr den zweiten Band nicht gelesen habt, habt ihr zudem eine Menge Leute gezwungen, eine ganze Minute damit zu vergeuden, diese Zusammenfassung zu lesen. Ich hoffe, ihr seid jetzt zufrieden.
    Ich stapfte weiter, auf eine einzelne Gestalt zu, die in der Nähe der Brust des Vogels stand. Links und rechts von mir schlugen gewaltige Glasflügel, und ich bewegte mich an dicken gläsernen Vogelbeinen vorbei, die hochgezogen und nach hinten gelegt waren. Der Wind heulte und peitschte mir entgegen. Der Glasvogel, der Hawkwind genannt wurde, war nicht ganz so majestätisch wie unser vorheriges Luftschiff, ein gläserner Drache namens Dragonaught. Doch auch der Glasvogel hatte innen mehrere Kabinen, in denen man höchst komfortabel reisen konnte.
    Mein Großvater hatte natürlich keine Lust, wie ein normaler Fluggast im Innern des Luftschiffs zu bleiben. Nein, er musste sich unten dranhängen und übers Meer blicken. Ich kämpfte gegen den Wind, während ich mich auf ihn zubewegte. Dann verschwand der Wind plötzlich. Ich erstarrte vor Schreck, mit einem Stiefel an der Unterseite des Glasvogels klebend.
    Grandpa Smedry fuhr herum. »Rotierende Rotfüße!«, rief er aus. »Du hast mich erschreckt, Junge.«
    »Tut mir leid«, sagte ich und ging zu ihm.
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