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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken
Autoren: Gear & Gear
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Vorwort
    Den meisten Menschen, die im heutigen Nordosten der Vereinigten Staaten von Amerika und im südöstlichen Kanada leben ruft das Wort »Irokese« eine ganze Reihe romantischer Bilder ins Bewusstsein: große, von Holzpfählen umfriedete Dörfer mit den traditionellen Langhäusern; unerschrockene Krieger, die gegen die Armeen ihrer Kolonialherren kämpften; fruchtbare Felder, auf denen Mais, Bohnen und Kürbisse gediehen. Die Irokesen werden als streng matrilineares und matrilokales Volk eingestuft, was bedeutet, dass die Abstammung durch die mütterliche Linie definiert wird und dass der Mann, wenn er heiratet, ins Dorf der Frau zieht und dort lebt.
    In Wirklichkeit ist die Kultur der Irokesen weitaus vielfältiger und interessanter. Erst im Lauf der letzten 1500 Jahre haben sie sich von einem patrilinear geprägten Jäger- und Sammlervolk zu dem großen matrilinear bestimmten Ackerbauernvolk gewandelt, das wir heute kennen. Der Übergang erfolgte nicht über Nacht. Das Volk der Irokesen ist ein klassisches Beispiel dafür, dass sich matrilinear geprägte Gesellschaftsformen über die Jahrhunderte entwickeln können und es auch tun.
    Historische Dokumente aus der Zeit des 16. bis 19. Jahrhunderts belegen, dass etliche irokesische Stammesgruppen Fragen der Abstammung, Ehe und Scheidung oft auf unterschiedliche Weise regelten.
    Father Gabriel Sagard berichtete zum Beispiel im Jahr 1624, dass ein irokesisches Paar erst dann heiraten durfte, wenn der Mann die Zustimmung beider Elternpaare eingeholt hatte, und dass ein Vater sich bei ihm über die Hartnäckigkeit seiner Tochter beklagt habe, die nur einen ganz bestimmten jungen Mann ehelichen wollte. Sagard schreibt außerdem, dass im Fall einer Scheidung alle Kinder, mit Ausnahme noch nicht abgestillter Säuglinge, beim Vater bleiben. (Ein patrilineares Merkmal.)
    Im Jahr 1724 schrieb Father Joseph Frangois Lafitau, dass Männer nur eine Ehefrau haben durften, Seneca-Frauen hingegen mehr als nur einen Ehemann. Er hielt auch fest, dass sich Ehemänner nach der Scheidung häufig auf das Recht beriefen, die Söhne zu sich zu nehmen und oft lange Wegstrecken zurücklegten, um die Söhne abzuholen, dass letztendlich jedoch die Entscheidung, bei welchem Elternteil die Kinder zukünftig leben sollten, von den Frauen getroffen wurde. (Das war offenbar der Übergang von dem alten patrilinearen zu einem sich entwickelnden matrilinearen System.) Im Jahr 1851 berichtet Lewis Henry Morgan in seinem Buch League of the Iroquois, dass Eheschließungen von den Müttern arrangiert wurden und dass die Irokesen alle Forderungen von Vätern ihre Kinder betreffend ablehnten und ihnen weder das Recht der Versorgung noch der Erziehung zugestanden. (Ein matrilineares Merkmal.) Tatsächlich verwenden die Ethnologen dieses klassische »irokesische« Verwandtschaftssystem als Maßstab für den Entwicklungsstand anderer Kulturen.
    Wir sehen die Wurzeln dieser Veränderung bereits in frühgeschichtlicher Zeit. Der Schauplatz des vorliegenden Romans Das Volk der Masken ist etwa um das Jahr 1000 n. Chr. einzuordnen, eine zentrale und sehr komplexe Zeitperiode der prähistorischen Geschichte Nordostamerikas. Wir werden uns auf drei verschiedene Kulturen konzentrieren: die Princess Point (500 -1000 n.Chr.) und Glen Meyer (900 - 1250 n. Chr.), sowie Kulturen im südlichen Ontario und die Carpenter Brooks Phase der Owasco-Kultur in New York State (1000 -1200 n.Chr.).
    Die Bauweise der Häuser war damals sehr unterschiedlich. Die Formen reichten von Rundhütten mit ca. fünf Metern Durchmesser bis hin zu frühen Formen von Langhäusern.
    Diese Periode kennzeichnet den Beginn der ersten matrilinearen Gesellschaftssysteme, da die Formen der irdenen Töpferwaren ziemlich einheitlich sind. Wenn Töpferwaren über einen längeren Zeitraum hin identisch bleiben, geht die Wissenschaft davon aus, dass die Fertigkeiten von den Müttern an die Töchter weitergegeben wurden. Die Töchter haben damals offenbar nach der Hochzeit ihr Dorf nicht verlassen, sondern lebten weiterhin in der Gemeinschaft, in der sie geboren wurden. Diese Stämme waren demnach wahrscheinlich matrilokal orientiert, und matrilokale Stämme waren beinahe immer auch matrilinear.
    Bestimmte Keramikstile blieben über längere Zeiträume aber auch aufgrund von gegenseitigen Vernichtungskriegen erhalten, die die Dörfer zwangsläufig voneinander isolierten. Mit Sicherheit gehört diese Periode einer Zeit an, in der die Bevölkerung
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