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Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition)

Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition)

Titel: Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition)
Autoren: Brandon Sanderson
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Meine Stiefel klickten jedes Mal, wenn ich einen Fuß löste, um einen Schritt zu machen, und ihn dann wieder aufsetzte. Mein Großvater trug wie immer einen eleganten schwarzen Smoking– er meinte, damit würde er in den Ländern des Schweigens weniger auffallen. Bis auf einen schmalen Kranz weißer Haare um den Hinterkopf war er kahl und er trug einen ungewöhnlich buschigen weißen Schnurrbart.
    »Was ist mit dem Wind passiert?«, fragte ich.
    »Hä? Ach so, das.« Mein Großvater hob eine Hand und tippte an die grün getönte Brille, die er trug. Das war eine Art Zauberbrille. Ihre Gläser waren Okulatorenlinsen, die– wenn sie von einem Okulator wie meinem Großvater oder mir aktiviert wurden– einige sehr interessante Dinge bewirken konnten. (Leider besitzen sie nicht die Fähigkeit, faule Leser dazu zu zwingen, die ersten zwei Bände zu lesen, und es mir so zu ersparen, all diese Dinge immer wieder aufs Neue erklären zu müssen.)
    »Sturmbringerlinsen?«, fragte ich. »Ich wusste gar nicht, dass man sie auch auf diese Weise einsetzen kann.« Ich hatte selbst einmal ein Paar Sturmbringerlinsen gehabt und sie dazu benutzt, Windstöße zu erzeugen.
    »Das erfordert einige Übung, mein Junge«, erklärte Grandpa Smedry auf seine lebhafte Art. »Ich erzeuge eine Windblase und schicke sie dem Wind entgegen, um ihn zu neutralisieren.«
    »Aber… müsste diese Windblase mich nicht auch nach hinten wegfegen?«
    »Was? Nein, natürlich nicht! Wie kommst du denn darauf?«
    »Ähm… Nach den Gesetzen der Physik müsste es so sein«, erwiderte ich. (Ihr werdet mir vielleicht zustimmen, dass es ziemlich absurd ist, sich auf die Physik zu berufen, während man unter Verwendung von magischen Stiefeln mit dem Kopf nach unten an einem Glasvogel hängt.)
    Grandpa Smedry lachte. »Ein sehr guter Witz, Junge. Zu komisch.«
    Er klopfte mir auf die Schulter. Mein Großvater amüsiert sich köstlich über bibliothekarische Lehren wie die Physik, die er wie alle Freien Untertanen für völligen Unsinn hält. Doch ich finde, was die Physik betrifft, tun die Freien Untertanen den Bibliothekaren unrecht. Die Physik ist kein Unsinn– sie ist nur unvollständig.
    Die Magie und die Technologie der Freien Königreiche haben ihre eigenen Gesetze. Nehmen wir zum Beispiel den Glasvogel. Er wurde von einem sogenannten silimatischen Motor angetrieben, der mit verschiedenen Arten von Sand und Glas arbeitete. Smedry-Talente und okulatorische Fähigkeiten wurden in den Freien Königreichen als Magie betrachtet, weil nur ganz bestimmte Leute sie besaßen. Dinge, die jeder benutzen konnte– wie den silimatischen Motor oder die Stiefel an meinen Füßen– galten als Technologie.
    Je länger ich mit Freien Untertanen zusammen war, desto fragwürdiger erschien mir diese Unterscheidung. »Großvater«, sagte ich, »habe ich dir schon erzählt, dass es mir gelungen ist, ein paar Krallenglasstiefel energetisch aufzuladen, indem ich sie nur berührt habe?«
    »Hä, was meinst du damit?«, fragte Grandpa Smedry.
    »Ich konnte durch meine bloße Berührung ihre Haftkraft verstärken«, erklärte ich. »Als wäre ich eine Art Batterie oder Energiequelle.«
    Mein Großvater schwieg.
    »Was wäre, wenn wir das mit den Linsen bewirken könnten?«, fragte ich und tippte an die Brille auf meiner Nase. »Was wäre, wenn die Fähigkeiten eines Okulators nicht so begrenzt sind, wie wir denken? Wenn wir alle Arten von Glas beeinflussen könnten?«
    »Du klingst wie dein Vater, Junge«, sagte Grandpa Smedry. »Er hat eine Theorie zu genau diesem Thema.«
    Mein Vater. Ich blickte nach oben. Dann wandte ich mich wieder Grandpa Smedry zu, der mit seinen Sturmbringerlinsen den Wind in Schach hielt.
    »Sturmbringerlinsen«, sagte ich. »Das Paar, das du mir gegeben hast, habe ich… leider zerbrochen.«
    »Ha!«, sagte Grandpa Smedry. »Das ist nicht verwunderlich, Junge. Dein Talent ist ziemlich stark.«
    Mein Talent– mein Smedry-Talent– war die magische Fähigkeit, Dinge zu zerbrechen. Alle Smedrys haben ein Talent, selbst die angeheirateten. Das Talent meines Großvaters war die Fähigkeit, zu Verabredungen zu spät zu kommen.
    Die Talente waren ein Segen und ein Fluch zugleich. Das Talent meines Großvaters war beispielsweise sehr nützlich, wenn er Kugeln oder den Steuereintreiber verpasste. Aber er war auch zu spät gekommen, um zu verhindern, dass die Bibliothekare mein Erbe stahlen.
    Grandpa Smedry wurde untypisch still, während er aufs Meer schaute, das
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