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Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition)

Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition)

Titel: Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition)
Autoren: Brandon Sanderson
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über uns zu hängen schien. Wir flogen nach Westen, nach Nalhalla. Das war meine Heimat, obwohl ich dieses Land noch nie betreten hatte.
    »Was ist? Stimmt etwas nicht?«, fragte ich.
    »Hä? Was soll denn nicht stimmen? Wir haben deinen Vater aus den Fängen der Kuratoren von Alexandria gerettet! Ich muss sagen, du hast den scharfen Verstand eines echten Smedry bewiesen! Gut gemacht! Unsere Mission war ein voller Erfolg!«
    »Allerdings hat meine Mutter nun ein Paar Übersetzerlinsen«, wandte ich ein.
    »Ja. Das ist das Problem.«
    Der Sand von Rashid, mit dem der ganze Schlamassel begonnen hatte, war zu Linsen eingeschmolzen worden, die jede Sprache übersetzen konnten. Mein Vater hatte diesen Sand irgendwie gesammelt, dann hatte er ihn geteilt und mir die Hälfte davon geschickt– genug, um ein Paar Übersetzerlinsen daraus zu schmelzen. Das andere Paar hatte er selbst behalten. Nach dem Fiasko in der Bibliothek von Alexandria war es meiner Mutter gelungen, sein Paar zu stehlen. (Ich hatte meines zum Glück noch.)
    Ihr Diebstahl bedeutete, dass sie mithilfe eines Okulators die Vergessene Sprache lesen und die Geheimnisse des alten Volkes der Inkarna verstehen konnte. Sie konnte Werke über deren hochentwickelte Technologie und Magie studieren und Wunderwaffen entdecken. Das war wirklich ein Problem, denn meine Mutter war eine Bibliothekarin.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte ich.
    »Das weiß ich noch nicht genau«, erwiderte Grandpa Smedry. »Aber ich gedenke mit dem Rat der Könige zu sprechen. Die Könige haben bestimmt etwas dazu zu sagen.« Er wurde wieder munter. »Aber jetzt ist nicht der Augenblick, um sich darüber Gedanken zu machen. Du bist nicht hierhergereist, um deinen Lieblingsgroßvater Unheil verkünden zu hören.«
    Ich hätte fast erwidert, dass er mein einziger Großvater war. Dann überlegte ich kurz, was es bedeuten würde, nur einen Großvater zu haben. Grmpf.
    Ich sah zur Hawkwind hinauf. »Eigentlich wollte ich dich etwas über meinen Vater fragen«, sagte ich.
    »Was denn, mein Junge?«
    »Ist er immer so…«
    »Zerstreut?«
    Ich nickte.
    Grandpa Smedry seufzte. »Dein Vater ist ein Getriebener, Alcatraz. Du weißt, dass ich es falsch finde, dass er dich damals aufgegeben und in den Ländern des Schweigens hat aufwachsen lassen… aber, nun, er hat in seinem Leben schon ein paar große Dinge vollbracht. Jahrtausendelang haben Gelehrte versucht, die Vergessene Sprache zu entschlüsseln. Ich hielt das für unmöglich. Abgesehen davon hat meines Wissens bisher noch kein Smedry sein Talent so gut beherrscht wie er.«
    Durch das Glas über mir sah ich Schatten und Gestalten– unsere Mitreisenden. Da war mein Vater. Meine ganze Kindheit lang hatte ich mich gefragt, wer und wie er wohl war. Ich hatte erwartet, dass er ein bisschen… na ja, erfreuter sein würde, mich zu sehen.
    Obwohl er mich damals im Stich gelassen hatte.
    Grandpa Smedry legte mir die Hand auf die Schulter. »Schau doch nicht so mürrisch drein, Junge. Aberwitzige Abrahams! Du kommst zum ersten Mal nach Nalhalla! Irgendwann werden wir all das klären. Aber jetzt entspann dich und ruh dich ein Weilchen aus. Du hast turbulente Monate hinter dir.«
    »Wie weit ist es denn noch?«, fragte ich. Wir waren schon fast den ganzen Morgen unterwegs. Die letzten zwei Wochen hatten wir außerhalb der Bibliothek von Alexandria kampiert und darauf gewartet, dass mein Onkel Kaz Nalhalla erreichte und uns ein Luftschiff schickte, das uns abholte. (Kaz war sich mit Grandpa Smedry einig gewesen, dass es schneller gehen würde, wenn er sich alleine auf den Weg machte. Aber das Talent meines Onkels– die Fähigkeit, sich auf spektakuläre Arten zu verirren– kann wie alle Smedry-Talente unberechenbar sein.)
    »Nicht mehr allzu weit, würde ich sagen«, erwiderte Grandpa Smedry und deutete nach vorn. »Gar nicht mehr weit…«
    Ich drehte den Kopf und blickte übers Wasser. Da! In der Ferne kam gerade ein Kontinent in Sicht. Ich machte einen Schritt nach vorn und spähte aus meiner umgekehrten Perspektive hinüber. Entlang der Küste des Kontinents erhob sich eine imposante Stadt in den Morgenhimmel.
    »Burgen«, flüsterte ich, während wir auf sie zuflogen. »Lauter Burgen.«
    Es waren Dutzende, vielleicht sogar Hunderte. Die ganze Stadt bestand aus Burgen mit hohen Türmen und zierlichen Türmchen, auf deren Spitzen Fahnen wehten. Jede Burg hatte eine andere Architektur und Form und alle waren von einer majestätischen Stadtmauer
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